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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ihre Tante um ein Darlehen von zweitausend Mark zu bitten, nicht mehr durchführen musste.
    Zweitausend Mark? Wieder überkam ihn ein Gefühl der Unwirklichkeit, und die Härchen auf seinen Armen richteten sich auf. Vor weniger als vierundzwanzig Stunden hatten zweitausend Mark für ihn noch den Unterschied zwischen Glück und Unglück bedeutet. Jetzt war diese Summe vollkommen bedeutungslos. Es war unfassbar.
    Wie konnte er Ingeborg begreiflich machen, was er selbst kaum verstand? Sollte er ihr vorsichtig erklären, dass er aufgrund einer unerwarteten Schicksalswende endlich die Forderung des Barons, seiner Tochter ein »anständiges Leben« zu bieten, erfüllen konnte?
    Sie brauchten einen Plan, und sie hatten viel Zeit. Denn es stand trotz allem nicht zur Debatte, dass er die Bergenbahn vor Abschluss der Arbeiten, vor Fertigstellung der Brücke und bevor die Züge rollten, verlassen würde. Und bis dahin würden noch zwei weitere Jahre verstreichen.
    Seine Morgenrasur fiel nach den Monaten im Fjell etwas ungeschickt aus, er schnitt sich in die Wange.
    Nach dem reichhaltigen Frühstück im Missionshotel, das aus Sauerrahmbrei, Eiern mit Speck, Roggenbrot und Ziegenkäse bestand, promenierte er in die Stadt.
    Er erinnerte sich, wie lustig seinen Brüdern und ihm dieses Wort vorgekommen war, als ihr Onkel Hans es ihnen erläutert hatte.
    Ohne es recht zu merken, ging er Richtung Nordnes und wiederholte gewissermaßen den ersten Spaziergang seiner Kindheit durch Bergen, um den Lille Lungegårdsvann herum mit den prächtigen Patrizierhäusern an der Kaigaten. Jetzt könnte er jedes dieser Häuser kaufen. Bei diesem Gedanken schwindelte ihn erneut. Es würde eine Weile dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte, dass er jetzt reich war.
    Auf der Domkirkegaten fiel ihm auf, dass er auf dem Weg zu Cambell Andersens Seilerei war. Jetzt konnte er endlich ohne schlechtes Gewissen ihren Wohltäter Christian Cambell Andersen aufsuchen, dem die Seilerei vermutlich inzwischen gehörte. Ob er noch immer im Vorstand der Guten Absicht war? In jedem Fall war er ein wichtiger Kontakt. Und gute Kontakte in Bergen konnte er von nun an gebrauchen, angefangen mit der Guten Absicht , deren Mitglied er bald sein würde. Nachdem er hundertfünfzigtausend Kronen gestiftet hatte, sollte seinem Beitritt wohl nichts mehr im Wege stehen.
    Er konnte sich nur vage an Christian Cambell Andersens Aussehen erinnern, umso intensiver aber an die entscheidende erste Begegnung. Die Mutter und ihre drei kleinen Söhne in tiefster Verzweiflung. Alle drei hatten Mutter Maren Kristine grausam enttäuscht. Statt als Seilerlehrlinge zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, waren sie als
gefräßige Möwenjunge nach Hause zurückgekehrt, die nur schwer satt zu bekommen waren. Und dann war der hohe Herr aus der Stadt gekommen, um sie noch mehr zu strafen.
    Sie saßen aufgereiht auf einer Bank in den einzigen guten Kleidern, die sie für den Kirchgang besaßen, schämten sich und wagten es nicht, den fremden Herrn anzusehen, und bekamen vor lauter Aufregung anfänglich nicht mit, was eigentlich vor sich ging. Gott hatte ihnen einen Engel zu ihrer Rettung geschickt.
    Dieser Engel hatte ihnen den kerzengeraden Weg in eine helle Zukunft gewiesen. Das war eine ebenso dramatische Wende gewesen wie die Bankbesprechung am Vortag. Seine Mutter hatte ihn erst abgewiesen, einen grauenvollen Augenblick lang schien ihr Leben verloren.
    Oscar, der Mutigste oder möglicherweise auch nur Dreisteste von ihnen, hatte die Sache schließlich zu ihren Gunsten entschieden, indem es ihm gelang, ihre Mutter zu erweichen. Lauritz konnte sich an seine genauen Worte nicht mehr erinnern, etwas im Sinne von, dass sie sich nichts sehnlicher im Leben wünschten. Und das war die Wahrheit gewesen.
    Aber Oscar hatte auch gesagt, dass sie alle drei hoch und heilig schworen, sich immer um die Mutter zu kümmern. Das war nicht die Wahrheit gewesen, zumindest nicht in Oscars Fall, was angesichts der enormen Summen, die ihm zur Verfügung standen, umso unbegreiflicher war.
    Die Seilerei hatte sich nicht sehr verändert, da würde er das Büro mühelos finden.
    Im Obergeschoss angelangt, erschien eine mürrische Sekretärin und fragte, ob man ihn erwarte. Hier waren ganz offenbar moderne Zeiten angebrochen. Lauritz gab seinem
Bedauern Ausdruck, möglicherweise ungelegen zu kommen, er sei aber überzeugt, dass Direktor Cambell Andersen den Diplomingenieur Lauritzen gerne treffen wollte.
    Mit dieser

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