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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nicht. Gerölllawinen waren nicht ungewöhnlich. Die Bergenbahn hatte bislang etwa ein Dutzend Menschenleben gekostet.
    Zwang man die Arbeiter jedoch, mit Nitroglyzerin zu arbeiten, wusste man zweifellos vorher, welche Opfer das zur Folge haben würde. Und trotzdem hatte man Jahr um Jahr so weitergemacht.
    Er war in seinem Leben noch nicht vielen Amerikanern begegnet. Es hatte einige amerikanische Studenten, allerdings deutscher Abstammung, an der Technischen Hochschule in Dresden gegeben. Sie hatten sich, soweit er sich erinnern konnte, nicht nennenswert von anderen Studenten unterschieden. Möglicherweise studierten ja nur bestimmte Amerikaner an europäischen Hochschulen, die gesitteteren. Außer dass sie lauter gesprochen und sich im Theater und in der Oper rückwärts durch die Bankreihen bewegt hatten, war ihm nichts aufgefallen.
    Später beim Abendessen im Speisesaal des Hotels fragte er Alice Klem. Sie war Engländerin aus aristokratischer
Familie, die auf unergründlichen Wegen auf einen norwegischen Eisenbahningenieur getroffen war, ihn geheiratet und sich wenig später auf einem der wildesten und unzugänglichsten Hochplateaus Europas wiedergefunden hatte.
    Auch darüber wollte er gerne mit ihr sprechen. Dame aus aristokratischem Haus und norwegischer Eisenbahningenieur. Bislang hatte er sich jedoch gescheut, dieses private Thema anzuschneiden.
    Was die Amerikaner betraf, hatte Alice Klem eine ebenso schockierende wie einfache Erklärung. Sie waren nun einmal das brutalste Volk der Welt, abgehärtet von den ungeheuren Entbehrungen während der Kolonialzeit und des grausamsten und blutigsten Bürgerkriegs der Geschichte. Ohne zu zögern, hatten sie den größten Teil der indianischen Bevölkerung ausgerottet und die wenigen Überlebenden interniert. Sie waren ein Volk von Rohlingen. Hätten sie die Gelegenheit, und davor möge Gott uns beschützen, würden sie jeden, der ihnen in die Quere kam, genauso behandeln, Weiße, Gelbe oder Schwarze, das spielte keine Rolle. Oder doch, die Hautfarbe spielte eine gewisse Rolle. Englische Sklaven hätten die Amerikaner niemals auf dieselbe Weise wie chinesische Sklaven importieren können. Die Amerikaner selbst seien ein Mischvolk, das von armen Emigranten aus Europa abstammte – von Verbrechern und religiösen Fanatikern. Sie respektierten Weiße mehr als Schwarze und Gelbe. Für die Zukunft der Menschheit sei es sicher entscheidend, dass sich Kulturnationen wie England und Deutschland der Bedrohung, die von diesem brutalen Volk ausging, entgegenstellten.
    Lauritz widersprach der Behauptung, dass von Amerika
eine militärische Gefahr für die Welt ausginge. Ein Krieg in Europa sei in einer Zeit explosionsartiger technischer Fortschritte kaum mehr vorstellbar. Erst kürzlich hatten die Schweden auf einen Krieg verzichtet, während man früher mit Pauken und Trompeten und wehenden Fahnen sofort angegriffen hätte. Ein kulturell vereintes Europa sei viel zu stark, als dass die Amerikaner auf den Gedanken kommen könnten, es anzugreifen.
    Das Gespräch verlief sachte im Sand, als sei es etwas peinlich. Im Salon des Hotels Finse sprach man nach dem Essen nur ungern über Politik, und während des Essens schon gar nicht.
    Wie auf ein Zeichen hin erschienen die Hermeline und brachten augenblicklich alle Anwesenden auf andere Gedanken als Krieg und amerikanische Barbarei.
    Anfang des Winters hatte der Wind eine große Schneewehe gegen das große Fenster des Salons getrieben. Ein paar Hermeline, die im Winter unter dem Schnee lebten, hatten am Fenster einen Gang gegraben. Anfänglich waren sie recht scheu gewesen, man hatte sie nur gelegentlich vorbeihuschen sehen. Aber mit der Zeit hatten sie sich an die menschliche Gesellschaft gewöhnt und sich darauf verlegt, die Leute im Salon neugierig zu beäugen. Sie schienen begriffen zu haben, dass sie auf ihrer Seite der Fensterscheibe sicher waren.
    Nach einer Weile verschwanden die Hermeline in einem anderen Gang, nachdem sie erst noch blitzschnell etwas unternommen hatten, das zum beschämten Amüsement der Zuschauer nach der Zeugung weiterer Hermeline ausgesehen hatte. Joseph Klem murmelte mit gespielter Entrüstung etwas von moderner Freizügigkeit. Daniel Ellefsen
versuchte abzulenken, indem er sich darüber ausließ, dass sich die Hermeline frecherweise an einem Fleischvorrat im Schnee zu schaffen gemacht und Gänge sowohl durch Bratenfleisch als auch Koteletts gegraben hätten, sodass man jetzt alles wegwerfen

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