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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Diener wäre! Und warum kann ich nicht der Diener meines Dieners sein, und zwar so, daß er es selbst bemerkt, und ohne Stolz von meiner und ohne Mißtrauen von seiner Seite? Warum kann nicht ein Dienstbote zu mir in demselben Verhältnis stehen wie ein Verwandter, daß ich ihn schließlich in meine Familie aufnehme und mich dessen freue? Das läßt sich auch jetzt schon durchführen und wird dann als Grundlage für die künftige Vereinigung der Menschen dienen, wo der Mensch sich keine Diener suchen und nicht mehr wünschen wird, Menschen, die ihm ähnlich sind, zu seinen Dienern zu machen wie jetzt, wo er vielmehr mit aller Kraft wünschen wird, nach dem Gebot des Evangeliums selbst ein Diener aller zu werden. Und sollte es wirklich nur ein leerer Traum sein, daß der Mensch seine Freude schließlich nur in Taten der Belehrung und der Mildtätigkeit finden wird und nicht in rohen Genüssen wie jetzt, in Völlerei, Wollust, Hoffart, Prahlerei und neidischer Überhebung des einen über den anderen? Ich glaube bestimmt, daß das kein leerer Traum ist und daß die Zeit der Erfüllung nahe ist. Viele lachen und fragen: »Wann wird diese Zeit anbrechen? Sieht es in der Welt etwa danach aus, als ob sie jemals anbricht?« Ich aber denke, daß wir mit Christi Hilfe dieses große Werk vollbringen werden. Wie viele Ideen hat es in der Geschichte der Menschheit gegeben, die noch zehn Jahre vor ihrem Aufkommen undenkbar schienen und sich dann doch plötzlich offenbarten und über die ganze Erde verbreiteten, sowie ihr geheimer Zeitpunkt gegeben war? So wird es auch bei uns sein, und unser Volk wird der Welt voranleuchten, und alle Menschen werden sagen: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.« Die Spötter selbst aber sollte man fragen: Wenn unsere Hoffnung ein leerer Traum ist, wann werdet ihr selbst euer Gebäude errichten und nach eurer Gerechtigkeit, einrichten, nur mit dem Verstand, ohne Christus? Und wenn sie nun selbst behaupten, auch sie würden die allgemeine Vereinigung herbeiführen, so glauben daran in Wahrheit nur die Naivsten von ihnen, über deren Naivität man sich allenfalls wundem kann! In Wahrheit besitzen sie mehr träumerische Phantasie als wir! Sie haben vor, alles gerecht einzurichten; da sie jedoch Christus ausschalten, wird es damit enden, daß sie die Welt mit Blut überschwemmen: Blut schreit nach Blut, und wer das Schwert zieht, wird durch das Schwert umkommen. Und wenn nicht die Verheißung Christi wäre, würden sie einander sogar so weit ausrotten, daß nur noch zwei Menschen auf der Erde übrigblieben. Und auch diese beiden letzten Menschen wären in ihrem Stolz nicht imstande, ihre Leidenschaften zu bändigen, sondern der letzte würde den vorletzten vernichten und dann sich selbst. Und das würde geschehen, wenn wir nicht Christi Verheißung hätten, daß dieser Prozeß um der Frommen und Demütigen willen verkürzt werden soll. Als ich nach meinem Duell seinerzeit noch die Offiziersuniform trug, begann ich in Gesellschaften von den Dienstboten zu sprechen, und ich erinnere mich, daß alle sehr über mich staunten. »Sollen wir einen Diener etwa auf das Sofa nötigen und ihm den Tee reichen?« fragten sie. Ich gab ihnen damals zur Antwort: »Warum nicht? Wenigstens ab und zu.« Da fingen sie alle an zu lachen. Die Frage dieser Leute war leichtfertig gewesen, und meine Antwort unklar – ich denke aber, daß in meiner Antwort doch etwas Wahres steckte.
g) Über das Gebet, die Liebe und die Berührung mit anderen Welten
    Jüngling, vergiß nicht das Gebet! Jedesmal wird in deinem Gebet, sofern es aufrichtig ist, ein neues Gefühl erwachen und darin ein neuer Gedanke, den du vorher noch nicht gekannt hast und der dich mit neuem Mut erfüllen wird: Du wirst erkennen, daß das Gebet eine erzieherische Kraft hat. Merke auch noch dies: Wiederhole für dich an jedem Tag und sooft du nur kannst: »O Herr, erbarme dich aller, die heute vor dich hingetreten sind!« Denn jede Stunde, ja jeden Augenblick verlassen Tausende von Menschen die Erde, und ihre Seelen treten vor Gott hin, und wie viele unter ihnen sind einsam von der Erde geschieden, ohne daß es jemand wußte, in Kummer und Gram darüber, daß niemand sie bemitleidet oder auch nur weiß, ob sie überhaupt gelebt haben oder nicht. Und da steigt vielleicht vom anderen Ende der Erde zu Gott dem Herrn auch dein Gebet für die Ruhe der Seele eines solchen Verstorbenen empor, obgleich du ihn gar nicht gekannt hast und

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