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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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wie die Vögel unter dem Himmel! Und laßt euch in eurem Tun nicht irremachen durch die Sünde der Menschen! Fürchtet nicht, daß sie eure Tätigkeit behindern und euch die Ausführung eurer Absichten unmöglich machen wird! Sagt nicht: »Die Sünde ist stark, stark ist die Gottlosigkeit, stark ist die häßliche Umgebung. Wir aber stehen allein und sind kraftlos, die schlechte Umgebung wird uns behindern und die Ausführung unserer edlen Absichten vereiteln.« Flieht diesen Kleinmut, liebe Kinder! Da gibt es nur eine Rettung, macht euch selbst für alle Sünden der Menschen verantwortlich! Mein Freund, das ist die Wahrheit. Sobald du dich selbst aufrichtig für alles und für alle verantwortlich gemacht hast, wirst du sogleich einsehen, daß es tatsächlich so ist, daß du an allen Sünden aller Menschen schuld bist. Sobald du jedoch den Menschen die Schuld an deiner Trägheit und Schwäche gibst, Wird das am Ende dazu führen, daß du teuflischem Hochmut verfällst und gegen Gott murrst. Über den teuflischen Hochmut denke ich so: Schwer ist es für uns auf Erden, ihn auch nur zu erkennen; daher irren wir so leicht und verfallen ihm, während wir noch glauben, daß wir etwas Großes und Schönes tun. Überhaupt können wir einstweilen vieles von den stärksten Gefühlen und Regungen unserer Natur auf Erden nicht begreifen. Doch laß dich auch dadurch nicht verführen und glaube nicht, daß dir dies irgendwie als Entschuldigung dienen kann, denn der ewige Richter wird dich nach dem fragen, was du begreifen konntest, und nicht nach dem, was dir unbegreiflich war. Davon wirst du dich selbst überzeugen, und dann wirst du alles wahrheitsgemäß schauen und nicht mehr streiten können Auf der Erde gehen wir gleichsam in die Irre, und hätten wir nicht das kostbare Vorbild Christi vor Augen, würden wir ganz in die Irre geraten und zugrunde gehen wie das Menschengeschlecht vor der Sintflut. Vieles auf Erden ist uns verborgen, aber als Ersatz dafür ist uns das stille, geheime Gefühl gegeben, daß uns ein lebendiges Band mit einer anderen Welt verknüpft, mit einer höheren, himmlischen Welt. Auch die Wurzeln unserer Gedanken und Gefühle liegen nicht hier, sondern in anderen Welten. Das ist auch der Grund, weshalb die Philosophen sagen, daß wir das Wesen der Dinge auf Erden nicht begreifen können. Gott nahm Samenkörner aus anderen Welten und säte sie auf dieser Erde, und es erwuchs sein Garten, und es ging alles auf, was aufgehen konnte. Leben und lebendig sein kann das Aufgegangene aber nur durch das Gefühl seiner Berührung mit anderen geheimnisvollen Welten. Wenn dieses Gefühl in dir schwach wird oder erstirbt, dann stirbt auch das, was in dir herangewachsen war. Dann wirst du dem Leben gegenüber gleichgültig werden und es sogar hassen. So denke ich darüber.
h) Kann man Richter über seinesgleichen sein? Über den Glauben bis ans Ende
    Vor allem sei dir bewußt, daß du keines Menschen Richter sein kannst. Denn niemand auf Erden kann Richter eines Verbrechers sein, bevor er, der Richter, selbst erkennt, daß er genauso ein Verbrecher ist wie der, der da vor ihm steht, und daß er selbst an dessen Verbrechen vielleicht mehr Schuld trägt als alle anderen Menschen. Erst wenn er das begreift, kann er Richter werden. So unsinnig das klingen mag – es ist doch richtig. Denn wäre ich selbst ein Gerechter, würde es womöglich den Verbrecher, der da vor mir steht, überhaupt nicht geben. Wenn du es fertigbringst, das Verbrechen des vor dir stehenden und von deinem Herzen verurteilten Verbrechers auf dich zu nehmen, so nimm es unverzüglich auf dich und leide selbst für ihn – ihn aber entlaß ohne Vorwurf. Und wirke sogar dann soviel wie möglich in diesem Geist, wenn dich das Gesetz zu seinem Richter eingesetzt hat; denn er wird hingehen und sich selbst noch härter verdammen, als dein Gericht es vermocht hätte. Und wenn er mit deinem Kuß auf den Lippen weggeht und gefühllos bleibt und über dich spottet, laß dich auch dadurch nicht beirren. Das bedeutet nur, daß seine Stunde noch nicht gekommen ist; sie wird aber zu ihrer Zeit schon kommen. Sollte sie aber nicht kommen, so macht auch das nichts aus. Wenn nicht er, so wird ein anderer an seiner Statt zur Erkenntnis gelangen und leiden und sich selbst verurteilen, und die Gerechtigkeit wird erfüllt sein. Glaube daran, ohne zu zweifeln, denn gerade darin liegt die ganze Zuversicht und der ganze Glaube der Frommen.
    Wirke unermüdlich! Wenn dir in der

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