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Die Büro-Alltags-Bibel

Die Büro-Alltags-Bibel

Titel: Die Büro-Alltags-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
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sich verlangsamen. Kurz: Unter anhaltendem Extremstress degeneriert unser hochentwickelter Geist zum Neandertaler.
    Wie sehr wir auf äußeren Druck anspringen, ist zum Teil angeboren. Verantwortlich dafür ist aber nicht das sprichwörtliche Nervenkostüm, sondern vielmehr die Größe des Hippocampus. Er steuert unter anderem unsere Gefühle, fragt im Bedarfsfall Erinnerungen ab und formt aus Erlebtem neue. Gleichzeitig ist das Hirnareal in der Lage, die sich unter Stress aufschaukelnde Kortisolkaskade abzumildern. Der Hirnforscher Jens Pruessner von der McGill-Universität konnte bei verschiedenen Hirnscans einen positiven Zusammenhang zwischen Selbstbewusstsein und der Größe des Hippocampus feststellen: Je größer das Organ, desto größer das Selbstwertgefühl und damit auch die Stressresistenz. Neuere Studien zeigen, dass chronischer Stress den Hippocampus regelrecht zusammenschrumpeln lässt. Entdeckt wurde das bei Patienten, denen während einer Tumorbehandlung Kortisol verabreicht wurde. Prompt verkleinerte sich bei ihnen das Hirnareal. Hält der Stress also zu lange an, schmilzt nicht nur unsere Widerstandskraft, sondern auch noch das Selbstvertrauen.
    Interessanterweise reagieren Frauen und Männer höchst unterschiedlich auf derlei Belastungen. Frauen nehmen Stress nicht nur schneller und stärker wahr als Männer – sie neigen auch vermehrt zu psychischen Symptomen, während Männer eher körperlich reagieren. Typisch männliche Stressfolgen sind Herz- und Kreislauferkrankungen, allen voran der Herzinfarkt und der Schlaganfall. Das Risiko, daran zu erkranken, steigt bei Managern, die wöchentlich mehr als 60 Stunden unter Volldampf malochen, rapide an. Diese Krankheitsbilder gibt es zwar auch bei gestressten Frauen, insbesondere die Herzerkrankungen nehmen bei ihnen zu, seit Frauen vermehrt in Führungsjobs streben. Ihre körperliche Schwachstelle ist aber die Skelettmuskulatur: Frauen unter Druck klagen besonders häufig über Rückenschmerzen. Zudem macht sie Stress schneller dick. Studien zeigen, dass chronischer Stress und das dabei ausströmende Kortisol den Stoffwechselprozess verändern und zu Fettpolstern im Bauch- und Taillenbereich führen. Mehr noch aber neigen Frauen zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen wie Migräne, Neurodermitis, Angstzuständen oder Depressionen. Den Grund, warum bei Männern eher das Herz und bei Frauen die Seele leidet, vermuten Wissenschaftler in der unterschiedlichen Psyche der Geschlechter: Frauen grübeln öfter und machen sich mehr Sorgen um ihre Gesundheit als Männer, wie Susan Nolen-Hoeksema von der Universität Michigan bei ihren Untersuchungen entdeckte. Die meisten Männer fühlen sich hingegen schon gesund, wenn sie nicht krank im Bett liegen. Frauen sehen die Sache ganzheitlicher: Für ihr Wohlbefinden müssen auch Gefühle und soziales Umfeld im Lot sein.
    Stress macht älter, fanden Wissenschaftler der Berkeley-Universität heraus. Die Forscher konzentrierten sich dabei auf sogenannte Telomere. Das sind Chromosomen-Enden, die sich bei jeder Zellteilung verkürzen. Sind sie zu kurz, kann sich die Zelle nicht mehr teilen und wird vom Körper entsorgt. Dauerstress verkürzt die Telomere. Die gestressten Probandinnen waren so ihrem chronologischen Alter genetisch bis zu 17 Jahre voraus.
    Jetzt aber zu der Frage, die Ihnen vermutlich schon seit einiger Zeit auf den Nägeln brennt: Was kann man gegen ausufernden Stress unternehmen – außer regelmäßigen Pausen? Die Antwort ist erstaunlich simpel: Bewegen Sie sich! Sie wissen ja: Stress stelltden Körper auf höchste Leistungskraft ein, versetzt ihn in einen Alarmzustand und programmierte uns ursprünglich auf Flucht oder Angriff. Ein solch hoher Erregungslevel lässt sich im Büro und vor dem Bildschirm nicht einfach wegtippen. Besser also, Sie folgen dem Programm und simulieren Flucht oder Angriff, um den aufgestauten Druck abzubauen. Wer unter Volldampf steht, sollte dann zum Beispiel ein paar Stockwerke rauf und runter gehen oder eine Runde um den Block spazieren. Nach einem anstrengenden Tag wiederum bietet leichter Ausdauersport die beste Entlastung für den gestressten Organismus. Schon 20 Minuten strammes Spazierengehen bauen Aggressionen ab und bringen den Hormonhaushalt ins Gleichgewicht zurück. Sex übrigens auch. Der ist nachweislich in der Lage, Blutdruck zu normalisieren und Stress zu reduzieren (fürs Büro jedoch weniger geeignet, siehe Kapitel um 11.11 Uhr). Das gilt aber nur

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