Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
Oberfläche bestehen zu können. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man fast fünfzehn Jahre unter der Erde gefangen gehalten wird? Albion war nicht wiederzuerkennen. Überall dieser schreckliche Nebel. Nirgends Sonne, doch dafür an allen Ecken und Enden Gefahren, die darauf lauerten, unserem Leben ein Ende zu setzen. Trotzdem schlugen Gilraen und ich uns bis zum einstigen Sonnenrat durch. Die Kräfte des Glyndlamir halfen uns dabei.« Die Elfe seufzte. »Wir waren solche Narren. Morgoya hat an jenem Ort keinen Stein auf dem anderen gelassen. Natürlich war die Ewige Flamme des Sonnenrates längst erloschen. Das Schlimmste aber war, dass die Nebelhexe geahnt hatte, was wir vorhatten. Unsere Feinde erwarteten uns bereits. Ich ... ich konnte nur entkommen, weil sich Gilraen für mich geopfert hat.« Sie beugte sich vor und streichelte dem Bewusstlosen über die Wange.
    Was hätte Kai für so eine Berührung gegeben.
    »Was danach aus ihm wurde«, fuhr sie fort, »vermag ich nicht zu sagen. Das kann nur Gilraen selbst beantworten. Bis gestern dachte ich, er hätte seine Tapferkeit mit dem Leben bezahlt. Mir selbst gelang es, mich bis zur Küste durchzuschlagen, wo mich Koggs und seine Leute fanden. Den Rest der Geschichte kennst du.«
    »Und was wurde aus deiner Mutter?«
    Fi zuckte hilflos die Achseln. Tränen liefen über ihr Gesicht.
    »Magister Eulertin wird Gilraen ganz bestimmt helfen können«, versuchte Kai sie aufzumuntern. »Er gilt nicht umsonst als der größte Zauberer des Kontinents. Denk nur an mich. Mir hat er auch geholfen, als meine magische Kraft mich fast umgebracht hat, und du hast ja selbst gehört: Eigentlich war das so gut wie unmöglich.« Gespielt lässig fischte er nach dem Korb. »Und jetzt lass uns etwas essen. Deinem Freund nützt es nichts, wenn du vor Hunger umfällst.«
    Die Elfe lächelte schwach und zögernd bediente sie sich aus dem Weidenkorb, der mit Früchten, Pasteten und Kuchen gefüllt war. Kai hingegen musterte verstohlen Gilraen, während draußen vor den Fenstern der Kutsche graue Wolkenfetzen vorüberglitten. Die Kleidung, die der Elf trug, sah nicht gerade aus wie die eines Sklaven oder Dieners. Im Gegenteil, Gilraen war in einen vornehmen Mantel mit einem Besatz aus weißem Fuchspelz gehüllt, außerdem trug er kostbare Stulpenstiefel und Beinkleider sowie ein elegantes Wams aus feinem Wildleder. Er wollte die Tapferkeit des Elfen nicht infrage stellen, doch je mehr er über ihn nachdachte, für umso unglaubwürdiger hielt er es, dass Gilraens unerwartetes Auftauchen in Hammaburg reiner Zufall war. Und was war in der Zeit zwischen seiner Gefangennahme und der Katastrophe auf der Galeere geschehen? Er dachte an diese Schattenelben. Was, wenn Gilraen inzwischen die Seiten gewechselt hatte? Kai beschloss, ihn im Auge zu behalten.

Sperberlingen
    Herrschaften, wir überfliegen jetzt die Harzenen Berge«, schepperte es blechern vom Kutschbock. Kai schreckte hoch und wusste im ersten Moment nicht, wo er sich befand, dann fiel ihm ein, dass sie in Berchtis' magischer Kutsche unterwegs waren. Es musste inzwischen Mittag sein. Wenigstens hatte das ewige Grau der Wolken einem herrlichen blauen Frühlingshimmel Platz gemacht. Helle Sonnenstrahlen tanzten über die Polsterung der Hirschledersitze und im Innern der Kutsche war es wärmer geworden. Gilraen dämmerte noch immer vor sich hin und knirschte von Zeit zu Zeit mit den Zähnen.
    Fi zwinkerte Kai zu. »Na, gut geschlafen?«
    »Na ja, die Nacht war ja auch verdammt kurz.« Kai rieb sich die Augen und spähte neugierig nach draußen. Die Albatros sauste über eine Bergkette hinweg, über die sich weit bis zum Horizont ein Meer aus Buchen und immergrünen Fichten spannte. Kai, der bislang nur das Flachland der nördlichen Elbregion kannte, blickte begeistert auf das Panorama aus Bergen, Schluchten und Tälern, in denen mancherorts ein See glitzerte. An einigen Stellen war die Landschaft noch verschneit, insbesondere in den höheren Lagen, doch ganz im Gegensatz zu Hammaburg hatte hier längst der Frühling Einzug gehalten.
    »Kai, schau mal hier drüben«, sagte Fi. Kai presste sich neben sie gegen das Fenster. Ihre Schultern berührten sich und ein warmer Schauer rieselte durch Kais Körper. »Sieh doch, da unten!«
    Kai folgte ihrem Finger und entdeckte nahe einer der schroffen Bergflanken, die unter ihnen hinwegglitten, ein Häusermeer aus roten Ziegeldächern. Es lag in einem Talkessel, durch den sich ein rauschender

Weitere Kostenlose Bücher