Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
Zeit lassen wollen, unter seinen Bedingungen zu arbeiten. Aber in den Monaten, die zu Jahren wurden, hatte der große, kräftige Mann sich als so fähig erwiesen, dass die Vereinbarung genau so geblieben war, wie sie sie an jenem ersten Abend in der Bar abgeschlossen hatten. Für die Lords von Bragor-Nal gehörten Attentate zum Alltag, und in seinem ersten Jahr als Leiter von Melyors Sicherheitskräften hatte Jibb fünf Attentate auf sie verhindert. Im zweiten Jahr waren es zwei weitere gewesen. Seitdem hatte es niemand mehr versucht, und Melyors Sicherheitskräfte - eigentlich Jibbs Sicherheitskräfte - hatten den Ruf, die beste Truppe eines Nal-Lords in Bragor-Nal zu sein. Einige behaupteten sogar, sie seien besser als die Truppen von Cedrych und den beiden anderen Oberlords und stünden kaum hinter der Leibwache des Herrschers zurück. Melyor ermutigte solche Gerüchte zwar nicht, aber sie trat ihnen auch nicht entgegen.
    Manchmal war sie gereizt über die Vorsichtsmaßnahmen, die er für notwendig hielt - aber sie begriff immer schnell, dass er Recht hatte. Und manchmal war sie einfach trotzig, wie am Abend zuvor, als sie sich alleine in Savils Bezirk gewagt hatte. Aber die meiste Zeit ließ sie Jibb freie Hand und überließ es ihm zu tun, was er für angemessen hielt. Der Gesetzesbrecher erhob sich, als sie das Wohnzimmer betrat. »Guten Morgen, Nal-Lord«, sagte er. »Hast du gut geschlafen?«
    Melyor grinste innerlich. Er war nach all diesen Jahren immer noch förmlich. Sie hatte ihn mehrmals gebeten, sie Melyor zu nennen, aber solche Vertraulichkeiten hatte er sich nie erlaubt. »Ja, Jibb. Danke.«
    Jibb warf einen Blick auf ihren Werfer. »Gehen wir irgendwohin, Nal-Lord?«
    »Ja. Cedrych möchte mit mir sprechen.«
    Jibb sah sie forschend an. »Hat das etwas mit gestern Abend zu tun?« Melyor zögerte, und der Mann trat einen Schritt vor. »Nal-Lord«, begann er ernsthaft, »ich kann dich nicht beschützen, wenn ich nicht weiß, in welche Gefahren du dich begibst. Ich kann verstehen, dass die Unternehmung des vergangenen Abends ein gewisses Maß an ... Geheimhaltung verlangte, aber du könntest es mir jetzt doch sicher sagen. Du musst zulassen, dass ich meine Arbeit tun kann.«
    »Ach, Jibb«, entgegnete sie vergnügt, »ich wusste nicht, dass du dir solche Sorgen machst.«
    Er wandte den Blick ab und wurde rot. »Ich habe einen Ruf zu wahren«, erklärte er mürrisch. »Und ich will nicht, dass du ihn mit deinem Leichtsinn ruinierst.« Melyor lachte, und dann standen sie einander eine Weile schweigend gegenüber. Dann sah Jibb sie wieder besorgt an. »Bitte, Nal-Lord. Du hast mich doch nicht ohne Grund eingestellt.«
    Melyor presste die Lippen zusammen. Das hier hatten sie schon viele, viele Male durchgespielt. Und wie üblich hatte er Recht. Also nickte sie schließlich. »Nun gut«, sagte sie und holte tief Luft. »Cedrych will mich sehen, weil Savil letzte Nacht in seinem Bezirk umgebracht wurde und weil er wahrscheinlich inzwischen herausgefunden hat, dass ich es war.«
    Jibb pfiff leise durch die Zähne, aber seine Miene blieb ungerührt, und er sagte nichts. Dann nickte er, um anzudeuten, dass er begriffen hatte.
    »Du wolltest es ja unbedingt wissen«, meinte Melyor schulterzuckend.
    »Hattest du das geplant?«, fragte er.
    »Ja«, erwiderte sie, ohne zu zögern. »Er war dabei, sich etwas zu verschaffen, was ich selbst haben möchte.« Wieder nickte der Mann, und dann begann er sofort den Kopf zu schütteln.
    »Du siehst aus, als würdest du mit dir selbst reden, Jibb«, witzelte Melyor. »Die Leute werden noch denken, dass deine Arbeit zu anstrengend für dich geworden ist.« Der große, kräftige Mann verzog das Gesicht. »Dann sollen sie doch versuchen, einmal einen Tag lang auf dich aufzupassen. Danach werden sie mich besser verstehen.« Melyor lachte. »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte sie. »Man lässt Cedrych nicht warten.«
    Jibb tastete nach seinem Werfer, als wollte er sich versichern, dass die Waffe noch da war. Es war eine Geste, die Melyor schon tausendmal bei ihm gesehen hatte. »Ich bin bereit«, sagte er.
    Immer noch lächelnd zwinkerte Melyor ihm zu. »Daran habe ich nie gezweifelt.«
    Die beiden verließen das Wohnzimmer und gingen in das größte von drei Vorzimmern zu Melyors Wohnung. In diesen Räumen hielten sich Jibbs Sicherheitsleute während ihrer Dienstzeit auf, und nun waren hier mehrere bewaffnete, muskelbepackte Männer zu finden, die alle genau wie Jibb

Weitere Kostenlose Bücher