die Detektivin in Jeans
Sitz plumpsen. „Was gibt‚s denn, Oma? Mach‚s nicht so spannend. Ich
platze ja vor Neugierde.“
Frau Ansbach blickte ihre
Enkelin an. Sie sah in ihr hübsches, offenes Gesicht, in ihre hellen, vor
Spannung funkelnden Augen.
Nein, da war nichts
Duckmäuserisches, kein verlegenes Flattern der Augenlider, kein Ausweichen der
Blicke, da war nichts, das auf Schuldbewußtsein hindeutete.
Frau Ansbach seufzte
erleichtert und entspannte sich.
Dann erzählte sie Sandra von
dem verschwundenen Geld.
„Und du und Herr Seibold meint,
einer von uns hätte das Geld geklaut?“ fragte Sandra, als ihre Großmutter
geendet hatte.
Frau Ansbach nickte bekümmert.
„Muß wohl so sein, Sandra. Es ist ja nicht mehr da.“
„Also, ich hab‚s nicht. Ich
habe mir im Badezimmer die Hände gewaschen und bin sofort wieder raus, weil
Mama Angst hatte, wir würden den Bus versäumen. Und überhaupt...!“ Sandra
blitzte ihre Großmutter empört an. „Denkst du, ich würde klauen?“
„Ich mußte dich fragen. Bitte,
verstehe das, Sandra“, verteidigte sich ihre Großmutter unglücklich.
„Ich finde es empörend, daß du
mir nicht vertraust.“
„Ich vertraue dir.“
„Wozu fragst du mich dann, ob
ich das Geld genommen habe?“
„Weil es nicht mehr da ist.“
„Wenn bei mir Geld verschwunden
wäre, nachdem du mit anderen hier warst, würde ich dich nicht verdächtigen“,
hielt Sandra ihr vor.
Sie blickten sich an — und
lachten beide lauthals bei dieser Vorstellung.
Aber so unberechtigt ist ihr
Vorwurf nicht, überlegte Frau Ansbach und schämte sich ein bißchen für Sandras
bedingungsloses Vertrauen. Immerhin gab es Väter oder Mütter, die ihre Kinder
bestahlen, die heimlich ihr Sparschwein plünderten. Vielleicht kam das auch bei
Großeltern vor. Doch Sandra hielt ein solches Verhalten ihrer Angehörigen
schlechtweg für unmöglich.
„Und warum würdest du mich
nicht verdächtigen?“ wollte Frau Ansbach wissen.
„Weil ich dich kenne. Weil du
der anständigste Mensch der Welt bist — abgesehen von deinem Mißtrauen“, fügte
sie anklagend hinzu. „Ich wette, du hast Herrn Seibold noch nie um etwas
betrogen. Wenn du uns Blumen oder Obst oder Gemüse aus seinem Garten gibst,
machst du das offen vor seinen Augen. Genausowenig würde ich mir heimlich etwas
einstecken. Das weißt du, Oma.“
„Ja, Sandralein.“ Frau Ansbach
strich ihrer Enkelin übers Haar. „Es tut mir leid, daß ich an dir zweifelte.
Also war es Joschi?“
„Joschi auch nicht.“
„Ich weiß, daß du ihn gern
hast. Aber kennst du ihn so gut?“
„Ja“, erwiderte Sandra fest.
Doch Frau Ansbach ließ nicht
locker. „Mißverstehe mich bitte nicht, Sandra. Das Geld ist weg. Jemand muß es
genommen haben. Wo hat Joschi sich die Hände gewaschen?“
„Auf dem Klo oder in der Küche.
Ich frage ihn. Wenn er in der Küche war, muß er das Geld gesehen haben, falls
es noch da war. Aber denke nur ja nicht, daß ich ihn frage, ob er es geklaut
hat“, fügte Sandra kampfeslustig hinzu.
„Ach, Sandra!“ Frau Ansbach
erhob sich seufzend. „Mir ist das alles sehr unangenehm. Ganz schrecklich ist
mir das. Ich fahre jetzt zurück. Vergangene Nacht habe ich vor lauter Sorgen
nicht geschlafen. Aber jetzt merke ich, daß ich müde bin.“
„Arme Oma! Ich komme mit
runter. Ich klingele den Joschi raus“, sagte Sandra.
„Das kannst du doch morgen mit
ihm besprechen.“ Frau Ansbach wußte, daß ihre Tochter es nicht gern sah, wenn
Sandra spät abends noch ausging.
Doch ihre Enkelin beharrte auf
ihrem Willen. „Ich muß jetzt mit ihm sprechen. Ich könnte auch nicht schlafen,
solange das nicht geklärt ist. Verstehst du das nicht, Oma? Joschi ist mein
Freund. Ich will nicht, daß ihr ihn verdächtigt.“
Sie ging mit ihrer Großmutter
zur Tür.
Im Treppenhaus blieb Sandra
plötzlich stehen. „Wieso denkt ihr eigentlich nur an Joschi und mich? Wo war
Gesine?“ Frau Ansbach hob abwehrend die Hand. „Ach, sie kann‚s kaum gewesen
sein. Sie lieferte Herrn Seibold das Geld ab, ging ins Badezimmer und kam einen
Augenblick später zu ihm auf die Veranda hinaus. Außerdem hatte sie ja vorher
eine viel bessere Gelegenheit, das Geld einzustecken. Gesine nahm es
schließlich an der Tür entgegen. Sie hätte davon gar nichts zu erwähnen
brauchen.“
Sandra hob die Schultern. „Ich
dachte ja nur! — Also, dann müssen Geister im Haus gewesen sein. Joschi und ich
waren es jedenfalls nicht.“ Sie hob die Hand, als sie Frau Ansbachs
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