Die Deutschen
ziehen sich in die Stadt zurück. Der Landgraf beschießt die Mauern, und die Bürger ergeben sich ihm auf Gnade und Ungnade. Die Bauern suchen sich durch Flucht zu retten, aber 1500 von ihnen werden in die Schanzgräben der Zitadelle gestoßen und eingeschlossen; sie müssen den Hungertod sterben.
Bald sind Hessens aufrührerische Bauern niedergeworfen. Der Angriff gilt nun dem Hauptquartier Müntzers.
Der Revolutionsprophet, der kein besonders fähiger Soldat ist, zieht einige Geschütze und 8000 Mann bei Frankenhausen zusammen. Die Fürsten versprechen den Bauern Amnestie, wenn sie Müntzer lebendig ausliefern. Man verhandelt und schließt einen Waffenstillstand von zwei Stunden. Die Fürsten bestehen auf der Auslieferung. Müntzer läßt einen Kreis bilden und über den Antrag der Fürsten debattieren. Ein Ritter und ein Priester sind dafür. Müntzer läßt die beiden sofort als Verräter enthaupten und predigt den Bauern »Mut und Ausdauer«: »Ich sehe mit Schmerz und Unwillen, daß ihr nicht würdig seid, frei zu sein. Meine Freunde und ich selbst, wir werden uns schon vor dem Joch der Tyrannei zu retten wissen; denn wir fürchten den Tod nicht. Eilt es doch, für Gott zu sterben. Aber ich sehe, daß ihr die eigene innere Freiheit nicht besitzt, um die äußere zu gewinnen. Mich hat Gott gesandt, um die Schwachen gegen die Starken, die Unterdrückten gegen die Tyrannen und Gottlosen, die Gerechten gegen die Ungerechten zu schützen. Gott selbst verspricht in der Heiligen Schrift den Sieg den Gerechten. Ihr wollt Frieden! Toren, die ihr seid – der Friede für euch, das ist die Sklaverei, der Sieg der Widerchristen über die Diener Gottes, der Sieg des Fleisches über den Geist, der Sieg des Teufels über Gott. Wenn unsere Feinde euch Friedensvorschläge machen, glaubt sicher, sie tun’s, weil sie den Mut nicht haben, uns anzugreifen. Gideon, David und Jonathan haben mit wenigen Tapferen große Armeen überwunden. Nur Mut und Ausdauer! Hört nicht auf die Stimme des Fleisches, es ist die Stimme des Teufels!«
Müntzer und den Bauern bleibt nicht mehr viel Zeit. Der Berg wird umstellt, die Landsknechte rücken planmäßig vor, die Geschütze und Büchsen sprengen die kampfungewohnten Bauern auseinander. Von 8000 Bauern werden über 5000 erschlagen. Der Rest flüchtet in die Stadt Frankenhausen, in die gleichzeitig die fürstlichen Reiter einrücken. Der im Kampf verwundete Müntzer wird in einem Haus entdeckt, gefangengenommen, auf der Folter verhört und verhöhnt. Noch widersteht Mühlhausen. Am 26. Mai schicken die Einwohner 1200 Frauen mit zerrissenen Röcken und fliegenden Haaren sowie 500 dornengekrönte Jungfrauen in das Lager der Fürsten, um Gnade zu erflehen. Aber den Männern bleibt nicht erspart, barfuß und barhaupt die Schlüssel der Stadt kniend zu übergeben. Alle Hauptleute und Bauern werden ausgeliefert und hingerichtet. Müntzers schwangere Frau wird der Soldateska preisgegeben.
Noch lebt Müntzer. Er wird auf einem Wagen gefesselt nach Mühlhausen gebracht. Den Fürsten, die ihm vor seinem Tode noch gute Ratschläge geben wollen, erwidert er: »An mir ist es, euch zu raten. Ich rate euch, gut, gerecht für die Armen und Schwachen zu sein. Leset oft die Bibel, namentlich das Buch der Könige und Samuel. Glaubet nicht, daß das ewig so dauern werde. Es wird ein Tag der Rache über euch kommen, wenn ihr nicht unterdes dem Evangelium gemäß lebt. Ich habe Großes, zu Großes verlangt. Geduld nur! Ein Mann wie ich stirbt nicht. Ihr alle und euere Kindeskinder werden verfault sein, und Thomas Müntzer wird leben!«
Danach fällt sein Haupt und wird auf eine Stange gespießt.
Zur gleichen Zeit, zwischen dem 16. und 17. Mai, müssen sich die elsässischen Bauern dem Herzog Anton von Lothringen in der Stadt Zabern ergeben. Weill berichtet über die Vorgänge in Zabern:
»Gerber übergab die Stadt nur in der Absicht, frei abzuziehen und zu den Bauern im Oberelsaß zu stoßen. ›Weil sie doch nicht zu uns kommen‹, sagte er, ›so ist das Beste, wir gehen zu ihnen.‹ Allein in dieser Absicht trat er mit dem Herzog in Unterhandlung und bot ihm an, die Stadt zu verlassen, die Waffen niederzulegen und sich bis ins Innere des Elsaß zurückzuziehen. Die Bauern sollten, mit Ausnahme der Waffen, ihr Hab und Gut, ja sogar die Beute mitnehmen dürfen.
Offenbar aber hatte Gerber seinen Freunden in Briefen angezeigt, daß er in kurzer Zeit mit 60000 Mann zurückzukehren gedenke; wenigstens
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