Die Deutschen
eingetreten: die Führung ist vom Parlament wieder auf die Massen übergegangen. Das nächste große Gefecht muß das Schicksal der Revolution entscheiden.
Chronik September-November 1848
Der Wiener Oktoberaufstand. 1848
1848 21.–25. September: In Lörrach proklamiert der Demokrat Struve erneut die Republik in Baden und löst damit den zweiten Aufstand aus. Nach anfänglichen Erfolgen werden die Freischaren zurückgeschlagen und der Aufstand unterdrückt.
25. September: Unruhen und Barrikaden in Köln. Die preußische Regierung verhängt den Belagerungszustand.
6.–7. Oktober: In Wien verhindern Arbeiter, Studenten und Teile der Bürgerwehr den Abmarsch österreichischer Truppen in das aufständische Ungarn. Die Truppen gehen zu den Aufständischen über, die die Regierung verjagen und die politische Macht in Wien übernehmen.
16. Oktober: In Berlin brechen unter der Arbeiterschaft Unruhen aus, die zu Barrikadenbauten führen. Die Bürgerwehr schlägt die Erhebung nieder. Die Beerdigung der erschossenen Arbeiter wird zur Demonstration für eine demokratische Republik.
30.–31. Oktober: Wien wird eingeschlossen und belagert. Nach harten Kämpfen gelingt es den Truppen, die Innenstadt zu nehmen. Die Konterrevolution geht mit Standgerichten gegen die Aufständischen vor und unterdrückt die demokratische Bewegung.
9. November: Robert Blum, Abgeordneter der Nationalversammlung in Frankfurt, wird von einem österreichischen Standgericht wegen seiner Teilnahme am Wiener Aufstand zum Tode verurteilt und erschossen.
Beginn des Staatsstreichs in Preußen: der König läßt die von ihm beschlossene Vertagung und Verlegung der preußischen verfassunggebenden Versammlung nach der Provinzstadt Brandenburg verkünden. Während die konservativen Abgeordneten das Parlament verlassen, faßt die Mehrheit den Beschluß, sich der Anordnung zu widersetzen und in Permanenz weiter zu tagen. Berliner Arbeiter erklären sich bereit, das Parlament mit der Waffe zu verteidigen.
Der Wiener Oktoberaufstand. 1848
Nach dem Siege der Revolution vom 12. März in Wien und damit in Österreich beginnen erst die eigentlichen Verfassungs- und Klassenkämpfe. Hochadel und Börse, die Hauptstützen des einstigen Metternichschen Systems, sind keineswegs entmachtet. Und die Bourgeoisie in ihrer Gesamtheit ängstigt sich so vor der »Anarchie«, daß sie bereit ist, sich mit Tod und Teufel zu verbünden. So versuchen die Kräfte von Gestern den Gegenangriff: ein reaktionäres Pressegesetz, eine aristokratische Verfassung und ein Wahlgesetz, das auf der alten Einteilung in Stände beruht. Der sich als konstitutionell bezeichnende Staat versucht am 14. Mai auch einen direkten Angriff auf die revolutionären Organisationen: Auflösung des Zentralkomitees der Delegierten der Nationalgarde und der akademischen Legion, obwohl oder weil es ausdrücklich zu dem Zweck gebildet war, die Regierung zu überwachen und im Notfall bewaffnete Massen gegen sie aufzurufen. Am 15. Mai erhebt sich das Volk von Wien und zwingt die Regierung, das Komitee anzuerkennen, die Verfassung und das Wahlgesetz zu widerrufen und einen auf Grund des allgemeinen Wahlrechts bestimmten verfassunggebenden Reichstag mit der Ausarbeitung eines neuen Staatsgrundgesetzes zu betrauen. Am 26. Mai erfolgt ein neuer Angriff auf die akademische Legion; man erreicht eine ministerielle Verfügung zu ihrer Auflösung. Die Ausführung wird aber nicht der Nationalgarde übertragen, sondern dem regulären Militär. So kommt es zu einem Bündnis zwischen Nationalgarde und Legion – und auf diese Weise wird der Plan vereitelt.
Der Kaiser hat Wien verlassen. In Innsbruck versucht der Hof, den revolutionsfeindlichen Kräften eine Führung zu geben. Die einzelnen Truppenteile und die zuverlässigen Leute des Verwaltungsapparates werden so eng wie möglich an die Monarchie gebunden. Sie konspirieren nach Kräften für die Gegenrevolution.
Als im Juli die verfassunggebende Versammlung zu Wien zusammentritt, begrüßt ein nicht geringer Teil des Bürgertums jubelnd den zurückkehrenden Kaiser und mit ihm das Ende der revolutionären Ära. Während der verfassunggebende Reichstag die Gesetze über die Befreiung der Bauernschaft von den Fesseln des Feudalismus berät – wir folgen hier in großen Zügen der Darstellung von Friedrich Engels –, bringt der Hof ein Meisterstück zustande: der Kaiser nimmt am 19. August eine Truppenschau über die Nationalgarde ab; die kaiserliche Familie, der
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