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Die Dirne vom Niederrhein

Die Dirne vom Niederrhein

Titel: Die Dirne vom Niederrhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Klinge unter ihrem Rock hervor und stach dem Major ins Gesicht. Ein heller Schrei des Mannes erfüllte die Lichtung. Schnell fing er sich und stieß seinen Säbel in ihren Bauch. Hauptmann Falkensted reagierte sofort, wollte ihr zu Hilfe eilen. Doch zwei Soldaten des Majors waren schneller. Sie warfen sich in seinen Weg. Falkensted zog seinen Säbel über die Brust des ersten Soldaten, donnerte den Ellenbogen in das Gesicht des zweiten. Augenblicklich waren er und seine Männer umzingelt von den Soldaten des Majors. Die klirrenden Geräusche der aneinanderschlagenden Klingen erfüllten den Waldschlag. Elisabeth konnte dennoch die feste Stimme Rosis ausmachen.
    Sie kniete vor dem Major, eine Hand auf den blutenden Bauch gepresst. »Ihr werdet den Mädchen nichts antun, hört Ihr!« Mit letzter Kraft schaffte es die Frau auf die Füße und torkelte dem überraschten Major entgegen. Ihre Augen blitzten hasserfüllt. Erneut holte sie aus und trieb dem überraschten Major das Messer noch einmal ins Gesicht. Getroffen schrie er auf. Er drehte sich kurz, sodass Elisabeth das von Blut überzogene Gesicht des Mannes sehen konnte. Doch seine Wunden schienen nur oberflächlich, mit einem gellenden Schrei holte er aus und rammte seinen Säbel erneut zwischen die Rippen der Hurenmutter. Ein letztes Mal bäumte sie sich auf, immer noch die Augen auf den Major gerichtet, ihr Messer erhoben. Sie ließ die Klinge fallen, ging erst in die Knie, dann fiel sie auf den weichen Moosboden.
    »Nein!« Belas schmerzdurchtränkter Schrei war so laut, dass er selbst im Lager von ihrer Pein künden musste. Elisabeth wollte ihr noch den Mund zuhalten, sie greifen, fest an sich drücken. Doch das Mädchen hatte sich bereits losgerissen und stürmte auf die Lichtung.
    »Bela, nein!«, rief Elisabeth und hetzte ihr hinterher.
    Schnell hatte Bela den Leichnam der Hurenmutter erreicht und drehte ihn voller Tränen auf den Rücken. Bitterlich klagend hielt sie Rosis Kopf, mit den Händen immer wieder über ihre Wangen streichelnd. Amüsiert beobachtete von Rosen die Situation. Breitbeinig stand er da, den blutigen Säbel drohend in der Hand. Es schien, als würde er jede Sekunde genießen. Elisabeth wollte sie von der Lichtung wegziehen, zerrte an ihrer Kleidung, doch das Mädchen klammerte sich fest an die Hurenmutter, als würde ihr Leben davon abhängen.
    »Sie ist tot«, hauchte Elisabeth ihr ins Ohr. »Lass uns schnell verschwinden.« Ihre Stimme zitterte gewaltig.
    Im Augenwinkel erkannte sie, wie sich der Kreis um den Hauptmann und seine Leute langsam schloss. Falkensted kämpfte wie ein Löwe, zog aus dem ledernen Wams ein Messer und warf es einem der Angreifer in die Brust, einem anderen trieb er seinen Säbel in den Bauch. Als seine beiden Mitstreiter fielen, war er eingekesselt.
    »Gebt auf, Hauptmann. Vielleicht gönne ich Euch einen anständigen Tod«, grollte der Major, die Augen nicht von den beiden Mädchen nehmend.
    Lüstern musterte der Mann Bella. »Seht, sogar die Huren kommen aus freien Stücken zu mir«, schrie er in Richtung des Hauptmanns. Stechend fiel der Blick des Majors auf Elisabeth. »Für dich besteht unter Umständen noch Hoffnung. Vielleicht halte ich dich als Nebenmädchen, wenn sie mir zu langweilig wird.«
    »Nein!« Die Worte des Hauptmanns waren mit Kampfgeschrei verwoben.
    Er versuchte eine Schneise zu schlagen, um die beiden Frauen zu erreichen. Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er einen weiteren Mann zur Strecke brachte. Plötzlich veränderte sich Falkensteds Miene und sein Antlitz erstarrte. Erst Sekunden später erkannte Elisabeth, warum. Leutnant Bayer trat hinter dem Hauptmann hervor. Er hatte seine Klinge in den Rücken des Mannes gerammt, ein finsteres Lächeln umspielte seine Lippen. Falkensted klappte augenblicklich zusammen.
    »Gut, mein lieber Bayer«, jubelte von Rosen und wollte nach Belas Haaren greifen.
    Geistesgegenwärtig schnappte Elisabeth sich Rosis Dolch. »Lasst sie in Ruhe«, schrie sie aus Leibeskräften und stürzte sich auf den Mann.
    Dann durchbrach ein beißender Schmerz ihren Körper. Sie blickte in die Augen des Majors. Sie waren ruhig, beinahe ausdruckslos. Als Elisabeth an sich heruntersah, war die Spitze des Dolchs im linken Unterbauch eingedrungen. Die Verletzung war nicht tief, reichte jedoch aus, um sie auf den Boden zu zwingen, während von Rosen die Klinge aus ihrem Körper zog. Hastig legte sie ihre Hand auf die Stelle. Im Fackelschein war das dünne Rinnsal Blut

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