Die Dornen der Rose (German Edition)
Wasser fällt. Dann war es auch schon wieder verschwunden. »Ich möchte, dass du spätestens in einem Monat in London bist.«
»Ich werde nicht …«
»Maggie, hör zu. Geh nach England. Zu einem Mann namens Galba, in London. Hawker kennt ihn.« Wieder blitzte ein Lächeln auf. »In der Meeks Street Nummer sieben. Falls du ein Kind bekommst …« Sein Griff wurde fester. Sie spürte die Anspannung in seinen Sehnen, in seinem Innern, wo man es nicht sehen konnte. »Falls du ein Kind bekommst, wird Galba dafür sorgen, dass es alle Rechte bekommt und als ehelich gilt.«
»Wenn ich nach London gehe, dann nur mit dir zusammen, und dann wirst du dich um alle Formalitäten kümmern.« Ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
»Wenn es ein Mädchen ist, gib ihr den Namen Camilla. So hieß meine Mutter.«
Sag es nicht, als würdest du nicht da sein. »Camilla. Und William, wenn es ein Junge ist.«
Der Priester saß auf der Bank aus Stein und schrieb. Das Tintenfass klapperte jedes Mal ganz leise, wenn er die Feder eintauchte.
Die rundliche, geschäftige Nonne nahm die Papiere, die Adrian auf der Mauer liegen gelassen hatte. »Die sind ja ganz schmutzig. Mit gerunzelter Stirn ging sie die Blätter durch. »Die sind ja alle beschrieben. Ich laufe mal schnell nach drinnen und hole saubere Bögen.«
»Das hier genügt.« Der Priester hörte mit dem Schreiben auf. »Madame, wenn Sie jetzt im Buch und auf diesem Papier, das ich vorbereitet habe, unterschreiben möchten.« Er hielt ihr das Brevier mit geöffneter letzter Seite hin. Dort standen in altmodischer Schrift der Name der Pfarrgemeinde Saint-Sulpice und das Datum.
Wenn man einen Mann wie Guillaume heiratete, durfte man nun mal kein normales Ehestandsregister in der Ecke einer Kirche, eine Horde kichernder Mädchen, Tanz und eine Hochzeitstorte erwarten. Sie schrieb mit einer tropfenden Feder ihren neuen Namen in ein altes Brevier, und dann unterschrieb sie noch die Bestätigung des Ehegelöbnisses, die auf der Rückseite eines achtlos weggeworfenen Briefes festgehalten worden war.
»Guillaume, mein Sohn. Jetzt deine Unterschrift.«
Er nahm ihren Platz ein und unterschrieb im Brevier schnell mit seinem englischen Namen.
Die Marquise setzte als Zeugin ihre Unterschrift darunter. »Dein Vater wird das Ganze wohl nicht missbilligen. De Fleurignac war immer ziemlich seltsam.« Sie musterte Guillaume. »Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das genauso sehe.«
»Schwester Anne. Wenn Sie so gut wären.« Der Priester ließ geduldig die Feststellungen der Nonne über sich ergehen, dass es sich beim Brevier um kein Ehestandsregister handelte, kein Aufgebot bestellt worden war und das Papier schmutzig und zerknittert war. Er schaute auf. »Und dann noch du.«
»Ich?« Adrians Stimme überschlug sich.
»Ja, du.« Der Priester tauchte die Feder wieder in die Tinte und strich den überschüssigen Tropfen ab. »Hier.«
Adrian hielt die Feder, als könnte sie sich jeden Moment umdrehen und zubeißen. Buchstabe für Buchstabe schrieb er langsam seinen Namen.
Der Priester will ihn als Zeugen haben, weil er überleben könnte. Alle anderen, die unterschreiben, werden das vielleicht nicht tun.
»Es ist vollbracht.« Der Priester übergab ihr die schriftliche Bestätigung. Sie hielt das Papier am Rand fest. Die Unterschriften waren noch nicht getrocknet. Die Rückseite war Zeile um Zeile mit Schrift gefüllt.
Guillaume gab Adrian Anweisungen. Den Atem hätte er sich eigentlich auch sparen können. »Falls sie in Paris ist, wenn man mich zerhackt, sorge dafür, dass sie es nicht sieht. Sperr sie irgendwo ein. Dir wird schon was einfallen, wie du das bewerkstelligst.«
»Wenn Sie mir auftragen wollen, den Mond in eine Kiste zu sperren – dann nur zu«, sagte Adrian. »Aber meinen Sie ja nicht, dass dabei was rauskommt.«
Er schätzte die Situation sehr realistisch ein, dieser Adrian. Und was stand überhaupt auf der Rückseite ihrer Ehebestätigung?
»… Götzenverehrung, die Korruption, Schwäche, Laster und Vorurteile bei Männern toleriert, die der Ideale der Revolution unwürdig sind.« In dieser Tonart ging es weiter. »… Monster, die wahre Patrioten ins Verlies sperren und überall Angst und Furcht verbreiten … macht erforderlich, dass wir diejenigen unter uns auslöschen, die einen politischen Umsturz planen …«
Dann kamen Namen. Namen, die hinzugefügt, ausradiert und wieder hinzugefügt worden waren. Joseph Fouché, Tallien, Vadier, d’Herbois und noch
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