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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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richtige Salbe auswählte und sich ihr wieder zuwandte.
    Er ging nicht auf ihre Bemerkung ein. Er warf ihr nur einen Blick zu, ohne zu lächeln. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie grau seine Augen waren und wie viel Schmerz darin lag. Der Gedanke durchzuckte sie, ob sie vielleicht der Grund dafür war. Einen Moment lang gestattete er ihr diesen Einblick in sein Inneres. Die Welt stand still, und ihr Herz schlug schneller, und kurz, flüchtiger als ein Blinzeln, dachte sie, jetzt würde etwas geschehen, irgendetwas Bedeutsames, das alles ändern würde.
    Doch dann senkte er die Lider.
    » Diese hier, würde ich sagen, sie ist etwas stärker. Dafür wird es gehörig brennen.« Ohne Linn um Erlaubnis zu bitten, tauchte er den Finger in die Salbe und schmierte sie ihr ans Kinn. Er hatte recht, es tat weh, aber in ihrer Kehle brannte noch etwas anderes, ein plötzlicher Hunger, den sie nicht einordnen konnte.
    » Es ist Winter.« Nival räusperte sich; seine Stimme versagte, wie immer, wenn er mit ihr reden wollte, wie damals. Als wäre sie nicht ein halbes Jahr lang fort gewesen.
    » Ja«, bestätigte sie leise. » Es war ein weiter Weg. Ein sehr weiter Weg.«
    » Ihr habt einen Drachen getötet?«
    Sie war froh, dass er sich nun ihren Arm vornahm und sie ihm nicht in die Augen schauen musste. Ob ihm wohl auffiel, dass sie ohne ihren Verlobungsring zurückgekehrt war? » Offenbar, sonst wäre ich wohl nicht wieder hier. Au!«
    » Setzt Euch, ich kann es sonst nicht richtig sehen.«
    Sie ließ sich auf der Bettkante nieder und schob den Ärmel ihrer Tunika hoch. Die Wunde, die Rania ihr zugefügt hatte, war tatsächlich ernster, als Linn sich eingebildet hatte. Sie war so auf ihre neue Aufgabe konzentriert gewesen, dass sie gar nicht hatte wahrhaben wollen, dass sie immer noch verletzt war.
    » Stillhalten«, befahl Nival. » Ich muss den Schorf entfernen, sonst heilt es so, wie es ist, und Ihr behaltet eine Narbe, tief wie eine Ackerfurche. Meine Güte, woher habt Ihr das? Ihr hättet verbluten können.«
    » Das bin ich wohl auch fast.« Sie musste ihn ablenken, bevor ihm auffiel, dass es sich um einen Messerschnitt handelte, der wohl kaum von einem Drachen stammen konnte. » Und Ihr? Habt Ihr viel gekämpft in letzter Zeit?«
    » Ja«, antwortete er leise, über ihren Arm gebeugt. » Das habe ich. Mehr, als mir guttat.«
    Sein Eingeständnis überraschte sie. » Aber – ich hatte doch Eure Maske.«
    » Ich habe mir eine neue genäht. Sagte ich Euch nicht schon damals, dass es nichts nützt, sie mir wegzunehmen?«
    » Und ich habe Euch damals schon gesagt, dass Ihr das lassen sollt! Wenn Ihr Euch unbedingt umbringen wollt – Ihr macht den Anschein, als wäre Euch das fast gelungen. Bei Arajas, Ihr seht aus wie der leibhaftige Tod.«
    Er schwieg, und sie hätte fast gefragt: War es meinetwegen? Aber wie konnte sie auch nur vermuten, dass er sich absichtlich zugrunde richtete, weil er sie für tot hielt? Nival hatte nie angedeutet, dass er irgendetwas für sie empfand. Weil sie von ihm geträumt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er auch von ihr träumte oder dass er darum gekämpft hatte, sie in seinem Herzen zu begraben, eine gescheiterte Drachenjägerin, die der Drache entführt und verschlungen hatte.
    » Ich war sehr krank«, sagte er schließlich.
    » Und«, sie biss die Zähne zusammen, als er die Salbe auftrug, und sprach dann schnell weiter, » Ihr habt Euch trotzdem verprügeln und auspeitschen lassen und was weiß ich noch – oder meint Ihr mit Eurer Krankheit die Folgen Eurer Kämpfe?«
    » Nein«, sagte er, » ich habe gewonnen. Etwas zu oft, als klug ist. Niemand will mehr auf mich wetten. So, Fräulein Linnia. Die Stelle muss ich verbinden.« Er stand auf und holte einen Packen weißer Tücher aus einer kleinen Kiste, die nicht zu ihren eigenen spärlichen Besitztümern gehörte. » Ihr seid wohl stets mit Salben und Verbandszeug versorgt.« Das beunruhigte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. » Und Ihr habt Übung darin, Wunden mit diesem Zeug zu verarzten. Anscheinend ruft Ihr Mora nicht so oft zu Hilfe, wie es nötig wäre.«
    » Anscheinend nicht«, gab er zu. » Was habt Ihr noch?«
    » Wieso meint Ihr, ich hätte noch mehr?«
    » Na los«, forderte er, nun alles andere als schüchtern. » Ihr habt gekämpft, das kann es ja wohl kaum gewesen sein.« Seine anfängliche Unsicherheit war verflogen, jetzt war er in seinem Element. Seufzend gab sie nach. » Mein Kopf tut weh, ich hab einen

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