Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1
Prinz sie jetzt wegschickte, wie sollte sie dann ins Schloss gelangen und Schmuckstücke stehlen?
» Nein«, flehte sie, » Ihr wollt doch damit nicht sagen, dass ich nach wie vor verbannt bin? Wo soll ich denn hin? Ich bin mondelang gewandert, durch Kälte und unwirtliche Gegenden, um hierherzugelangen«, wie eindringlich klang das, wie ehrlich, wie verzweifelt, » und jetzt, da ich endlich wieder in Lanhannat bin, schickt Ihr mich weg?«
Arian rang mit sich. » Bleibt meinetwegen in der Stadt«, meinte er schließlich. » Lebt, wie Ihr immer gelebt habt. Schweigt davon, dass Ihr einen Drachen besiegt habt. Ich kann Euch nicht in meine Garde aufnehmen, ohne Aufsehen zu erregen. Also bitte, bleibt möglichst in Deckung.«
» Ich soll also leben, wie ich immer gelebt habe?«
Er nickte.
Vielleicht ahnte er nicht, dass diese Worte ihr Möglichkeiten boten, von denen sie schamlos Gebrauch machen würde. » Na gut. Ich halte mich bedeckt. Dann gebt mir die Drachenschuppe zurück.« Sie streckte die Hand aus. » Ich möchte ungern, dass dieser Beweis zufällig verschwindet.«
» Ich bewahre das für Euch auf.« Wut glomm in seinen Augen auf. Der Prinz hielt die glänzende Scheibe fest, aber Linn war nicht gewillt, sich von diesem Schlüssel zum Wohlwollen des Königs zu trennen.
» Gebt her. Das gehört mir.«
Der Narr begann leise zu kichern. » Oh, der königliche Stehler! Der Drachensammler! Will er den Schatz? Will er den Drachen? Schmückt sich damit, Drachentöter er, prinzlicher?«
Arian trat ärgerlich nach Jikesch, der sich unter lautem Lachen über den Boden rollte.
» Hier, nehmt.« Widerwillig reichte er Linn die Schuppe. » Obwohl sie eigentlich an die Mauern des Schlosses gehört, zum Beweis der Stärke des Königs und seiner Drachengarde.«
» Wenn ich dazugehöre, dann schon«, gab Linn zurück, » wenn nicht, dann wohl kaum. Will der König sich etwa mit den Taten von Verbannten schmücken?«
Arian schnaubte zornig, ließ sie stehen und ging mit großen Schritten davon.
Der Narr kroch zu Linn, schmiegte sich wie ein Hund an ihr Bein und seufzte.
» Danke«, sagte sie. » Er hasst nichts mehr, als wenn man ihn bei einer Peinlichkeit erwischt.«
Jikesch breitete die Arme aus. » Der peinliche Prinz! Soll die ganze Welt davon erfahren!«
» Ja, du würdest schon dafür sorgen.« Sie lächelte ihn an. Jetzt erst merkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte. » Du bist der beste Freund, den ich habe.«
Vor Entzücken über das Lob sprang der Narr in die Höhe und tanzte um sie herum. Schließlich ließ er sich mit einem erneuten Aufseufzen vor ihr auf die Knie sinken und griff nach ihrer Hand. Ohne ein einziges Wort küsste er ihre Fingerspitzen. In dieser Geste der Verehrung lag so viel feierlicher Ernst, dass Linn davon merkwürdig berührt wurde. Sie bückte sich und umarmte ihn.
Der Narr stieß einen schrillen Schrei aus, sprang davon und schrie: » Sie liebt mich! Oh, sie liebt mich!«
Ein paar Mägde, die mit großen Körben beladen vorübergingen, warfen Linn belustigte Blicke zu.
» Herzlichen Glückwunsch! Wir gratulieren!«
Es war Zeit, das Feld zu räumen.
» Kaum zu glauben, dass du einen Drachen getötet hast«, schimpfte Bher. » Du hast nachgelassen.«
» Ich war lange unterwegs, und da gab es kaum Gelegenheit zum Kämpfen!«
Ihr Meister hatte natürlich recht. Die Kostprobe ihres Könnens, die er verlangt hatte, war zu ihren Ungunsten ausgefallen. Der alte Mann tänzelte über den Hof wie ein jugendlicher Ritter, während sie immer noch die Sonne in den Knochen spürte und die trägen Stunden im Hof, wo der Drache herumlag und sich vorlesen ließ.
Der Hass auf Nat Kyah verleitete sie zu wütenden, hektischen Bewegungen, die Bher nur zum Knurren brachten, außerdem machten die Lügen ihre Füße schwer und wollten sie am Boden festnageln. Ihr Körper schien die fließenden Bewegungen, für die ihr Lehrer sie immer so gelobt hatte, verlernt zu haben.
» Und du willst in die Garde?«, wunderte er sich. » Wer bist du, Fräulein? Die Linnia, die ich unterrichtet habe, bist du jedenfalls nicht.«
» Beleidigt mich nicht, alter Mann!« Sie sprang nach vorne, das Schwert erhoben, doch Bher vollführte eine elegante Drehung, und ihre Waffe schepperte auf den Boden.
Linn hob sie auf und strich den Schnee von der glänzenden Klinge.
» So fühle ich mich«, sagte sie leise. » Eingefroren. Frost in meinen Händen und meinem Herzen.« Ich bin nicht einmal gegen Rania angekommen,
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