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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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schreibe.«
    » Ja, nur was? Was schreibt man denn so als königlicher Schreiber?«
    » Vor allem Abschriften von Gesprächsprotokollen. Berge von Protokollen.«
    Ein Protokoll von diesem Gespräch, dachte Linn enttäuscht von seiner Einsilbigkeit, wäre jedenfalls sehr kurz.
    Sie verfielen wieder beide in Schweigen, doch sie merkte, dass dieses Schweigen gar nicht mal so unbehaglich war wie befürchtet. Es war eine Stille, in der man sich durchaus einrichten konnte. Einmal versuchte sie es noch.
    » Diese Leute aus Tijoa – was haltet Ihr davon?«
    » Von Tijoa? Wie kann ich etwas davon halten, wenn ich nie dort war?«
    » Immerhin seid Ihr als Schreiber bei einigen Gesprächen dabei. Wie ist Euer Eindruck von diesem großen Kerl und der Pelzdame? Und von diesem Assistenten?«
    » Ich bin gar nicht anwesend. Das ist nur der königliche Beamte, mein Dienstherr. Ich sitze in meiner Kammer und schreibe die Unterlagen vom Vortag ab.«
    Linn zögerte. » Wie oft bekommt Ihr den König überhaupt zu Gesicht, Herr Nival?«
    » Selten«, sagte er leise.
    » Das tut mir leid. Ich meine – wenn Ihr doch sein Ratgeber werden wollt … Wie wollt Ihr das jemals schaffen?«
    » Mit viel Geduld«, sagte er. » Übrigens bin ich nicht befugt, über Dinge zu reden, die ich im Schloss erlebe.«
    Wenn er dabei nicht so traurig geklungen hätte, wäre Linn ihm für diese Abfuhr böse gewesen. So seufzte sie nur innerlich und fand den Mut, sich bei ihm einzuhaken; zu ihrem Erstaunen ließ er es zu.
    Die Nacht war klar und frostig. Dick vermummte Gestalten wanderten mit ihnen durch die Straßen. Das Laternenlicht ließ die Schneeverwehungen aufleuchten, als hätte jemand dort Schätze aufgehäuft. Merkwürdigerweise genügte es, nebeneinander herzugehen und diese Nacht, den Schnee und die Stadt miteinander zu teilen. Heute war Lanhannat etwas, das ihnen gemeinsam gehörte, eine glitzernde Stadt der Wunder. Keine Überfälle, keine Kämpfe beeinträchtigten den Zauber, der auf allem lag. Es gab nur sie beide, und dieses Beieinandersein war etwas Geraubtes und gerade deshalb so kostbar, so prickelnd, als würden sie zusammen durchbrennen, statt nur schweigend durch die Straßen zu laufen. Es war ein Betrug an Mora, die geglaubt hatte, sie könnte sie trennen, und wenigstens deswegen hatte Linn kein schlechtes Gewissen und weigerte sich, eines zu haben.
    » Und Ihr?«, fragte Nival. » Was macht Ihr sonst so, außer trainieren und Pasteten ausliefern?«
    » Tja … reicht das nicht?«
    Er verfiel wieder in Schweigen, und auf einmal blieb sie stehen und prustete los. » Oh, wir sind schon zwei«, meinte sie. » Ist unser Leben wirklich so langweilig, dass es nichts Interessantes zu erzählen gibt?« Oder ist alles, was interessant wäre, fügte sie in Gedanken hinzu, so geheim und verboten, dass man darüber schweigen muss?
    » Scheint so«, meinte Nival düster. » Wir könnten auch jemanden hier auf der Straße überfallen – Ihr, die Drachenjägerin, und ich, der Affe von Lanhannat –, uns verprügeln lassen, fliehen, eine ganze Meute aufgebrachter, ehrbarer Bürger hinter uns, und dann gegenseitig unsere Wunden verarzten.«
    Er sagte das so trocken, dass sie lachen musste. » Ihr habt ja Humor, Herr Nival, wer hätte das gedacht!«
    » Fräulein Linnia.« Er war stehen geblieben. Die Hauslaterne an der Wand hinter ihm tauchte sein Gesicht in den Schatten. » Ich …«
    » Ja?«
    Aber er fand keine Worte. Sie wartete, doch dann seufzte er, und sie setzten ihren Weg fort, bis sie schließlich wieder in ihrer Gasse anlangten.
    » Es tut mir leid, dass ich Euch keine bessere Unterhaltung bieten kann«, sagte Nival traurig. In seiner Stimme schwang so viel Kummer mit, als würde er das Leid der ganzen Welt mit sich herumschleppen, nicht nur seine Unfähigkeit, ein nettes Gespräch zu führen und seinem Schweigen zu entkommen. Ein solches Mitleid überkam sie, dass sie sich zu ihrer eigenen Überraschung sagen hörte: » Morgen? Wollen wir wieder die Stadt unsicher machen, so wie heute, und mit eisigem Schweigen alle zu Stein erstarren lassen, die uns querkommen?«
    In der Dunkelheit glühte sein verwirrtes Lächeln. » Das wollt Ihr?«, fragte er und klang verzweifelt. » Warum? Mit einem Langweiler wie mir?«
    Die Wahrheit war, dass sie es nicht wusste. Nur, dass sie es wollte, dass sie ihn nicht einfach wieder in seine Einsamkeit entlassen konnte, in seine traurige Existenz dort oben in seinem Zimmer, in dem die Öllampe längst

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