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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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ausgegangen war. Sie schuldete ihm nichts, und trotzdem war ihr, als müsste sie ihn entschädigen für die Zeit, die sie mit Jikesch verbrachte, für das Lachen und die Heimlichkeiten und eine Freundschaft, die ihr mehr bedeutete als alles.
    » Morgen«, wiederholte sie bestimmt.
    Es gab keinen Kuss, nicht einmal ein » Gute Nacht«. Nival versprach ihr nichts. Er öffnete seine Wohnungstür und verschwand im dunklen Flur. Sie sollte enttäuscht sein, verärgert, doch stattdessen verspürte Linn ein seltsames Schweben in ihren Füßen, als sie sich dem gegenüberliegenden Haus zuwandte.
    » Also«, meinte Jikesch, » meine hübsche Drachendiebin, heute musst du alleine losziehen.«
    » Nein!«, protestierte sie entsetzt. » Was, wenn ich wieder dem Prinzen begegne? Außerdem verlaufe ich mich in diesen vielen Gängen!«
    » Ich kann dich nicht begleiten«, sagte er betrübt. » Der König erwartet, dass ich seine Gäste amüsiere. Ich beleidige sie sehr diskret, aber viel häufiger, als er es könnte. Wenn es nach dem König ginge, dürfte ich nicht einmal schlafen. Wie gut, dass jemand wie ich keinen Schlaf braucht, nichts zu essen benötigt und von Luft und Liebe lebt, oh, von deiner Liebe, meine Schönste!«
    » Überarbeite dich nicht.«
    » Ich bin ein Narr. Ich arbeite nicht!«
    Aber er erschien ihr tatsächlich etwas müde und weniger munter als sonst. Am liebsten hätte sie ihn überredet, ihr beizustehen, doch sie biss sich auf die Zunge. Was wollte sie denn noch von ihm? Das hier war ihre Aufgabe.
    » Ich habe dir einen Plan gezeichnet.« Er breitete ein abgerissenes Stück Pergament vor ihr aus. » Hier ist die Schatzkammer. Sie wird natürlich bewacht, trotzdem solltest du den Weg dorthin schon einmal auskundschaften, bis ich mir überlegt habe, wie man hineinkommt.«
    » Na gut.« Sie betrachtete den Plan, versuchte, sich die Lage der Gänge und Treppen einzuprägen, und steckte ihn dann in ihren Beutel. » Los geht’s. Und übertreib es nicht beim Gästebeleidigen.«
    Er grinste nur und sprang davon, und Linn wandte sich seufzend dem Schloss zu.
    Mittlerweile kannte sie sich schon recht gut darin aus, wenngleich sie sich bisher immer auf ihren Begleiter verlassen hatte. Auf sich gestellt durch die Säle zu schleichen und dabei das unschuldige Dienstmädchen zu mimen, war jedoch keine unlösbare Aufgabe und machte ihr zwischendurch sogar Spaß – zumindest redete sie sich das ein, um es erträglicher zu finden. Diese Art von Aufregung würde sie vermutlich dazu bringen, heute Abend den armen Nival durch die halbe Stadt zu scheuchen, bis er wie ein Schlafwandler aussah. Sie fand die Schatzkammer nach einigen Anläufen. Zwei bis an die Zähne bewaffnete Soldaten machten jede Hoffnung auf einen kleinen Abstecher in den Raum zunichte, aber damit hatte sie gerechnet.
    Staubwedelnd wollte sie weiterwandern, als sie plötzlich gegen einen Mann stieß, der wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war. Mit einem Aufschrei sprang sie zurück. Seine Hand schnellte vor, bevor sie das Gleichgewicht verlieren konnte.
    » Vorsicht«, sagte er leise, der tijoanische Akzent ließ dieses schlichte Wort wie ein Fauchen klingen.
    » Ihr schon wieder.« Seine Augen waren grün, und erneut war da dieses Lächeln, das sie völlig aus dem Konzept brachte. Was bildete er sich bloß ein? Sie war keine Gräfin, die sich aus Langeweile auf jeden ausländischen Gast stürzte. War er vielleicht unterwegs zu einem Mädchen? Es konnte nicht angemessen sein, dass ein Fremder ohne Begleitung allein durchs Schloss streunte.
    » Was tut Ihr hier?«, fragte sie misstrauisch. » Noch dazu in der Nähe der Schatzkammer? Solltet Ihr nicht bei Eurem Botschafter sein und ihn beraten oder was immer Eure Aufgabe ist?«
    » Wollt Ihr damit sagen, einem Tijoaner ist nicht zu trauen?«, gab er zurück, belustigt lächelnd. » Vielleicht überzeuge ich mich gerade davon, dass schennischen Dienstmädchen nicht zu trauen ist, die tun, als würden sie putzen.«
    Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter. » Ihr beobachtet mich? Wie lange schon?«
    Er streckte ihr die Hand entgegen. » Mein Name ist Nexin«, sagte er. » Und falls Ihr Euch um meine Aufgabe hier Gedanken macht – ich ergänze die Tätigkeit des Herrn Charrin auf meine Weise. Ihr seid …?«
    » Das geht Euch nichts an. Jedenfalls bin ich niemand, der mithelfen würde, die Freundschaft zu Tijoa zu vertiefen. Lasst mich vorbei!«
    » Was sucht Ihr?«, fragte er zurück. » Ist es in der

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