Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
schade, wenn die holde Linnia mit ihnen ginge?«, sagte er. » Die Drachenmaid, der Stolz der Krone, die Fahne, die vor dieser Stadt weht – welch ein Jammer!«
Findun starrte ihn immer noch an. » Was hat das mit mir zu tun?«
» Der König will die zwei nicht an seinem Hof sehen«, flüsterte er, » nicht so gerne wie Linnia.«
Endlich begriff der Beamte. » Das kommt vom König?«, hauchte er.
Jikesch lauerte auf der Säule. Ob Rinek und Yaro es trotzdem versuchen würden? Er hatte ihnen wirklich dringend geraten, in Moras Haus zu bleiben und sich nirgends zu zeigen, aber es war zwecklos. Mit Rinek konnte man einfach nicht vernünftig reden, während Yaro da wesentlich einsichtiger war. Ja, Linnias Verlobter war auf eine Weise angenehm, die Jikesch mit Unbehagen erfüllte. Er machte es einem wirklich schwer, ihn zu hassen. Agga ist das bestimmt aufgefallen. Vielleicht bringt sie ihn dazu, sich für sie zu interessieren, und Linnia kommt just in dem Moment zurück, wenn die beiden sich küssen …
Er hörte schlagartig auf zu träumen. Unruhe entstand am großen Tor; da kamen Reiter. Nicht sehr viele, nur drei, dazu ein herrenloses Pferd … die Drachengarde!
Der Narr stürzte sich kopfüber von der Säule und eilte näher. Da war Tani, das Pferd erkannte er schon von weitem. Seine Augen weigerten sich, die Gestalt im Sattel zu betrachten, er zuckte davor zurück, sie zu erkennen, und konnte doch nicht anders.
Linnia. Linnia hoch zu Ross, den Umhang zerrissen und dreckig über den Schultern, das Kettenhemd glitzerte in der Sonne. Die grüne Maske verdeckte ihr halbes Gesicht. Blätter und Grashalme in ihrem Haar, als wäre sie eine Tensi, die ihre Trophäen vorzeigte, die kleinen Beutestücke eines langen Weges. Jikesch starrte sie an wie eine Erscheinung, und mehr als alles andere fürchtete er den Moment, in dem sie ihn bemerkte.
» He, kleiner Freund!«, rief Okanion, aber der Narr konnte den Blick nicht von dem Mädchen losreißen. Würden ihre Augen wieder so kalt und abweisend sein? Würde sie ihn vernichten, wie sie es immer tat, mit ihrer grenzenlosen Verachtung?
Nein, sie lächelte. Mit dem ausgestreckten Arm beschrieb sie einen weiten Bogen, als gehörte das ganze Schloss ihr, eine weite, offenherzige Geste der Freude über ihre Rückkehr.
Sie blickte in seine Richtung, ihr Lächeln wurde breiter, und einen kurzen Augenblick lang verspürte Jikesch einen Funken Wärme im Herzen, ein ewig vermisstes Gefühl – dann merkte er, dass sie nicht ihn meinte, sondern über ihn hinwegsah, dorthin, wo gerade der Prinz aus dem Schloss kam, das dunkle Gesicht von einem kindlichen Strahlen erhellt.
Linn schluckte, als Arian auf sie zulief. Er rannte fast zu schnell für einen Mann, dem das halbe Königreich gehörte, und sie fühlte sich merkwürdig berührt davon, dass ihr seine Freude etwas bedeutete. Zögernd erwiderte sie sein Lächeln.
» Linnia.« Der Prinz hielt ihr die Hand entgegen, um ihr vom Pferd zu helfen. » Endlich bist du zurück.«
Er hatte keinen Blick für die anderen, für Gunyas blasses Gesicht, für Okanions Dunkelheit – dabei musste man blind sein, um nicht zu merken, dass ihn diese Reise gezeichnet hatte –, für den leeren Sattel. Er sah nur sie.
Welche Frau würde sich da nicht geschmeichelt fühlen?
Fast konnte sie die Soldaten vergessen, die weinende Flüchtlinge ins kalte Wasser trieben, dorthin, wo der Drache über den Wipfeln seine Kreise zog.
Der Sommer war mit Macht gekommen, heiß und brennend, und tilgte die Spuren des unbarmherzigen Winters. Alles wuchs, üppig und herrlich, und überwucherte die bösen Bilder. Das Leben war so stark, so unüberwindbar, dass man den Tod verdrängen mochte.
Fast konnte sie den Krieg vergessen, den Schenn führte, und die nagende Sorge um ihr Dorf, um die jungen Männer, die sterben würden, bevor Linn sie jemals wiedergesehen hatte.
Was ist mit Tijoa? Du bist nicht nach Tijoa gegangen.
Arian strahlte sie an.
Es geht nie um das Herz, immer nur um Macht … Sie wusste es, und dennoch wirkte sein Gesicht so ehrlich, so jung, so besorgt, so erleichtert, auf tausend Arten bewegt, dass sie nicht anders konnte, als ihn eingehend zu betrachten. So jungenhaft kam er ihr vor in seiner glühenden Verehrung. Er führte Tani zum Stall, überließ ihn den Knechten, wollte Linn zum Schloss geleiten, bis sie ihn daran erinnerte, auch die anderen Ritter zu begrüßen. Da endlich fiel ihm auf, dass sie nur zu dritt waren.
» Ist Dorwit
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