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Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern

Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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klatschnassen Kleidungsstücken stand er auf und hob die Nase witternd in die Brise.
    Während der vielen Planetenumdrehungen, als er stocktaub war, hatten sich seine anderen Sinne geschärft. Einmal hatte seine feine Nase ihm das Leben gerettet, wenn er auch bei diesem Ereignis die Spitze eines Fingers verlor. Er nahm den penetranten Gestank von Gas wahr, das freigesetzt wurde, ehe der Bergwerksstollen einstürzte. Zwei seiner Kollegen waren bei dem Unglück verschüttet worden.
    Der Schnitt in der Wange fing wieder an zu bluten. Er riss noch einen Fetzen von seinem Hemd ab und drückte den Stoff gegen die Verletzung. Den Kopf hin und her drehend überlegte er, welche Richtung er einschlagen sollte.
    In der Bergwerksfestung gab es Fährtensucher, die sich rühmten, jeden geflüchteten Gefangenen aufzuspüren. Blut, das auf den Boden oder Laubwerk tropfte, würde ihnen die Aufgabe erleichtern. Er konnte von Glück sagen, dass er sich die Wunde im Wasser zugezogen hatte.
    Möglicherweise verzögerte der Meteoriteneinschlag, dass man nach ihm fahndete. Es musste Verletzte gegeben haben, und in dem allgemeinen Chaos würde es eine Weile dauern, bis man die Gefangenen gezählt hatte. Auch schloss er nicht aus, dass die Aufseher dem Meteoriten mehr Beachtung schenkten als den Inhaftierten. Die Halle der Schmiedezunft zahlte gut für solche Brocken, die vom Himmel fielen. Sollten sie ruhig ihre Zeit damit vergeuden, die nächst gelegene Schmiedehalle zu benachrichtigen. Hauptsache, er erreichte den Fluss.
    Wenn er im Bachbett weitermarschierte, hinterließ er keine verräterische Blutspur. Einmal würde dieses Bächlein den großen Strom erreichen, der im Südmeer mündete. Den Stofffetzen musste er gegen die Wange pressen, weil Blut aus der Platzwunde quoll. Von dem Sturz fühlte er sich immer noch ein bisschen benebelt. Er hielt Ausschau nach einem Stock, auf den er sich stützen und mit dem er die Wassertiefe testen konnte. Ein Stück weiter am Ufer erspähte er einen geeigneten Knüppel. Vorsichtig durch das Bachbett watend, holte er sich den Stecken. Probehalber stieß er ihn ein paarmal in den Boden, um sicher zu gehen, dass er nicht morsch war. Der Knüttel war für seine Zwecke ideal.
    Zielstrebig wanderte er durch die mondlose Nacht. Trotz des Stocks glitt er gelegentlich im Schlamm aus oder sackte in ein unerwartet tiefes Loch. Als die Verletzung an der Wange endlich aufhörte zu bluten, stopfte er den Stofffetzen in eine Jackentasche. Der Stirnverband klebte durch das sich verkrustende Blut an der Haut, deshalb ließ er ihn, wo er war.
    Als der Morgen dämmerte, hatte er in den eiskalten Füßen, die in den schweren, mit Wasser voll gesogenen Arbeitsstiefeln steckten, kein Gefühl mehr. Er stolperte immer öfter, und seine Zähne begannen zu klappern. Der Bach verbreiterte sich zunehmend, und mitunter steckte er bis zur Taille im Wasser. Ihm wurde klar, dass er auf festem Boden weitergehen musste. An den überhängenden Ästen der Büsche, die das Ufer säumten, zog er sich die steile Böschung hoch und verbarg sich in dem dichten Gestrüpp. Um das bisschen Wärme, das sein Körper noch erzeugte, zu halten, nahm er eine gekrümmte Stellung ein.
    Vor Erschöpfung döste er ein, bis der Hunger ihn schließlich weckte. Es war bereits Vormittag, und die Sonne stand hoch über dem Horizont. Auf seiner Flucht war er viel weiter gekommen, als er es für möglich gehalten hätte. Seine derbe Arbeitskleidung war halb trocken, aber das in den Stoff eingewebte Emblem der Bergwerksfestung Crom kennzeichnete ihn überall als entflohenen Sträfling. Er brauchte etwas zu essen und neue Kleidung, egal, in welcher Reihenfolge.
    Behutsam tauchte er aus dem filzigen Dickicht auf und gewahrte zu seiner Überraschung ein kleines Gehöft am jenseitigen Ufer des Wasserlaufs. Er beobachtete das Anwesen eine Zeit lang, ehe er den Schluss zog, dass sich weder drinnen noch in unmittelbarer Nähe jemand aufhielt. Nachdem er den Bach überquert hatte, wobei seine wunden Füße jedes Mal, wenn sie auf einen Stein trafen, höllisch schmerzten, verharrte er noch ein Weilchen im dichten Gehölz, bis er absolut sicher war, nicht auf einen Bewohner des Hauses zu treffen.
    Er pirschte sich an den Hof heran. Anscheinend lebte hier ein Viehzüchter, denn auf der primitiven Schlafstatt lagen Felle und Häute, weich und geschmeidig vom langem Gebrauch. Doch zuerst brauchte er Nahrung. Er gab sich nicht die Mühe, die Knollen zu waschen, die er in

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