Die drei Ausrufezeichen 41 - Im Bann des Flamenco
Blick zu. Das hier war gerade ein erster wichtiger Schritt in ihren Ermittlungen. Sie mussten Monika verfolgen und herausfinden, mit wem sie sich traf oder was sie machte! Franzi überlegte fieberhaft. Gleich würde Monika durch das Tor laufen und ihrem Blick entzogen sein. Sie konnten aber nicht einfach aufspringen und hinter ihr herlaufen. Das wäre viel zu auffällig gewesen. Womöglich würden sie ihr direkt hinter der Stadtmauer in die Arme laufen. Kim stupste Franzi an. »Ich habe eine Idee!«, sagte sie leise. »Auf dem Platz ist doch auch die Webcam vom Touristikbüro der Stadt Cuenca installiert!«
Franzi verstand sofort, was Kim vorhatte. Sie hielt ihren Daumen hoch.
»Marie, kann ich mal dein iPad kurz haben«, fragte Kim so belanglos wie möglich. Auch Marie schien sofort zu ahnen, was Kim vorhatte. Sie schob das Gerät über den Tisch. Liam und Jesko unterhielten sich gerade mit zwei Klassenkameraden, die zufällig vorbeigekommen waren. Sie bekamen von der Aktion nichts mit.
In diesem Moment verschwand Monika durch das Tor. Fieberhaft fuhr Kim den Computer hoch und rief die Seite auf. Franzi rückte näher an sie heran. »Hier, der Button › Anteplaza ‹, schnell«, flüsterte sie aufgeregt. Eine Sekunde später hatten sie den Livestream auf dem Schirm. Jetzt, um die Mittagszeit, war auf dem kleinen Platz alles voller Autos und eilender Menschen, die in ihrer Pause einkauften oder zur Plaza Mayor zum Essen wollten. Das Ganze sah aus wie ein Wimmelbild. Wo war Monika? Franzi wollte schon resigniert den Blick abwenden, als ihr in der linken unteren Ecke eine Person mit langen Haaren auffiel, die eine riesige Tasche um die Schulter gehängt hatte. Im gleichen Moment tippte Kim auf die Stelle. »Da ist sie!«
»Ja!« Franzi wippte nervös mit dem Fuß. »Neben ihr steht ein Mann«, flüsterte sie. »Sie unterhalten sich.« Sie sah kurz zu Marie rüber, die die vier Jungen mit irgendeiner Geschichte zum Lachen brachte. Beruhigt wandte Franzi sich wieder dem iPad zu. Aber Monika war verschwunden.
»Der Mann hat ihr gerade eine Jutetasche übergeben«, sagte Kim. »Monika hat sie in ihre Tasche gestopft und ist sofort wieder losgelaufen.«
»Und da kommt sie auch schon«, raunte Franzi. »Sie ist bereits durch den Torbogen durch.«
Kim ließ das Tablet gerade in ihrem Rucksack verschwinden, als sich die Studentin mit leicht fahrigen Bewegungen wieder an den Tisch setzte. Sie stellte ihre Tasche neben sich ab. »Entschuldigt bitte. Das war meine Schwester, sie kann sich nie kurz fassen!«
Kim zog unmerklich eine Augenbraue hoch und nahm einen Schluck von ihrer Mandelmilch. Franzi zwang sich zu einemLächeln. »Das kenne ich gut, meine Schwester kommt auch immer vom Hundertsten ins Tausendste, echt nervig.« Das war, ganz im Gegensatz zu Monikas Aussage, auch noch nicht einmal gelogen. Franzis sechzehnjährige Schwester Chrissie kaute ihr tatsächlich öfter ein Ohr ab.
Ein vielstimmiges Lachen unterbrach Franzis Gedanken. Sie hörte Marie halb vorwurfsvoll, halb belustigt sagen: »He! Was machst du denn da?«
N erven wie Drahtseile
Marie hatte zu dem kleinen Jungen im Buggy vom Nachbartisch gesprochen. Er hing mit zerzausten Locken etwas schief in seinem Fußsack und kaute glücklich auf einem glänzenden Gegenstand herum. Dabei betrachtete er Marie aufmerksam aus großen dunkelblauen Augen.
»Er hat meine Haarspange vom Tisch gemopst«, murmelte Marie. Man sah ihr an, dass sie ziemlich verunsichert war. »Was soll ich denn jetzt machen?«
Kim grinste. »Du kannst jetzt für später üben. Wenn deine kleine Schwester oder dein kleiner Bruder mal da ist!«
Franzi fiel in diesem Moment auf, dass Marie schon länger nicht darüber gesprochen hatte: Diesen Sommer würde ihre Patchworkfamilie Zuwachs bekommen. Tessa, die Lebensgefährtin von Maries Vater, erwartete ein Baby. Bald war Marie zweifache älteste Schwester. Franzi nahm sich vor, sie in einer ruhigen Minute darauf anzusprechen, wie es ihr gerade damit erging. Vor einigen Wochen noch war Marie nämlich hin- und hergerissen zwischen der Freude über ein süßes Geschwisterbaby und der Sorge, dass sie bald nicht mehr die Hauptrolle bei ihrem Vater spielen würde.
Marie betrachtete den kleinen Jungen nachdenklich. »So ein süßer Kerl«, sagte sie schließlich. »Aber, dass er meine teure Haarspange vollsabbert, ist echt das Allerletzte!« Sie wandte sich an Jesko: »Jetzt helft mir doch mal!«
Der Junge hob die Hände. »Da geh ich nicht
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