Die drei Fragezeichen - Rashuras Schatz
einen überquellenden Aschenbecher, also ist sein Fahrer ein starker Raucher. Auf dem Rücksitz liegen ein Teddy und ein bunter Ball, folglich hat der Mann Kinder. Und auf seine Rücksichtslosigkeit schließe ich erstens aufgrund der Tatsache, dass er Kinder in dieser Räucherhöhle herumfährt, und zweitens wegen der Kaffeeflecken auf dem Armaturenbrett, die auf starkes Bremsen und plötzliche Kurven zurückzuführen sein dürften. Der blaue Chevrolet ist an verschiedenen Stellen verrostet, also kann sein Besitzer sich kein neues Auto leisten. Aber auf dem Beifahrersitz liegt ein Hochglanzmagazin über Markenuhren. Die sportliche Notarin reitet, spielt Tennis und betreibt Nordic Walking. Das beweisen die diversen Utensilien auf dem Rücksitz. Und da sie befürchtet, dass man ihr die Sachen klaut, hat sie das Verdeck trotz der Hitze geschlossen.«
»Ich bereue die Frage«, sagte Peter. »Lasst uns reingehen und unsere Millionen abholen.«
Im Inneren des Gebäudes empfing sie die angenehme Kühle klimatisierter Flure. Der Portier in seinem verglasten Raum musterte sie misstrauisch, aber als sie ihm ihre Namen nannten und ihre Ausweise vorzeigten, nickte er. »Geradeaus, erster Flur rechts. Büro Fenton & Walters, Zimmer 109. Bitte warten Sie, bis Mrs Fenton Sie hereinruft.«
Vor Zimmer 109 warteten zwei Männer. Beide trugen dunkle Anzüge, aber damit endete ihre Ähnlichkeit. Der eine war etwa fünfzig Jahre alt, groß und massig. Er hatte einen Stiernacken und sah aus wie ein ehemaliger Preisboxer. Schon auf fünf Schritte Entfernung roch er nach Zigarettenqualm. Der andere war Mitte sechzig, schlank und gepflegt, mit sauber geschnittenen grauen Haaren und der würdevollen Miene eines englischen Butlers. Beide sahen den drei ??? entgegen. Der ältere Mann nickte ihnen freundlich zu, aber das Gesicht des anderen verfinsterte sich, je näher sie kamen.
»Guten Tag«, sagte Justus höflich. »Warten Sie auf die Testamentseröffnung von Mr Shreber?«
»Ja«, sagte der ältere Herr. »Mein Name ist –«
»Und was geht euch das an?«, bellte der Preisboxer. »Wer seid ihr? Was habt ihr hier zu suchen?«
»Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews«, antwortete Justus unverändert höflich. »Wir sind von Mrs Fenton vorgeladen worden.«
»Wie?« Das vierschrötige Gesicht lief rot an. »Was habt ihr mit meinem Schwiegervater zu schaffen? Ich habe euch noch nie im Leben gesehen! Wahrscheinlich haben diese verdammten Bürokraten wieder irgendeinen Fehler gemacht. Verschwindet!«
»Nein, Sir«, sagte Justus. »Wir haben hier einen Termin und gedenken ihn wahrzunehmen. Es tut mir leid, wenn Ihnen das nicht gefällt, aber –«
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Büros und eine Dame mittleren Alters im schicken grauen Kostüm trat auf den Flur. »Mr Andrews, Mr Dempster, Mr Jonas, Mr Mason und Mr Shaw? Mein Name ist Carla Fenton. Bitte kommen Sie doch herein.«
»Sie!«, blaffte der Mann. »Sie haben diese Jungen eingeladen? Warum? Wer sind die? Was für ein verdammtes Spiel wird hier gespielt?«
»Die Jungen wurden im Testament Ihres Schwiegervaters namentlich genannt, Mr Dempster«, antwortete die Notarin sachlich. »Bitte kommen Sie herein, es wird sich alles klären.«
Ohne ein weiteres Wort stapfte der Mann an ihr vorbei. Mr Mason zögerte, als sei er nicht sicher, ob er wirklich noch mehr Zeit in der Gegenwart dieses Menschen verbringen wollte, und kam dann näher. Die Herren Andrews, Jonas und Shaw folgten und lächelten Mrs Fenton liebenswürdig an. Sie lächelte kurz und berufsmäßig zurück und schloss die Tür hinter ihnen.
Im Büro standen fünf Stühle vor einem ausladenden, modernen Schreibtisch, auf dem ein einzelner großer Briefumschlag und ein Brieföffner lagen. Mr Dempster setzte sich in die Mitte und zwang damit die anderen, sich um ihn herum zu gruppieren.
Mrs Fenton trat hinter den Tisch und nahm den Briefumschlag auf. »Ich begrüße Sie zur Testamentseröffnung des verstorbenen Mr Harry Shreber. Sie alle wurden von Mr Shreber namentlich in seinem Testament aufgeführt. Ich verlese nun das Testament im genauen Wortlaut.« Sie öffnete den Umschlag und nahm ein Blatt Papier heraus. »Ich, Harry Shreber, verfüge im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte Folgendes:
Meinem Sekretär Frank Mason vererbe ich als Dank für seine treuen Dienste tausend Dollar, die ihm bei der Testamentseröffnung bar auszuzahlen sind und die ich diesem Umschlag beilege. Danke für die Hilfe, Frank.
Mein
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