Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Motzig.
»Ich
habe Grund zur Annahme, dass ihr wichtige Dokumente aus einem meiner
Ämter entwendet habt. Meine Krieger werden alles auf dem Kopf
stellen. Händigt mir die Papiere lieber gleich aus. Vielleicht
werde ich ein gutes Wort für euch einlegen bei eurer … Bestrafung«,
sagte der Stadtwalter, ließ seinen Blick über die
Gesichter von den Dreien wandern und blieb auf Lavinias Gesicht
hängen.
Lavinia,
die Angst hatte, er würde sie als russisches Dienstmädchen
Olga wiedererkennen, tat unbeholfen, so als würde sie sich an
der Stirn kratzen, um ihr Gesicht zu verbergen.
Die
Hausdurchsuchung des Anwesens ging zügig voran. Motzig hatte
Roxy aufgeweckt, da jeder von ihnen eine Gruppe der Krieger begleiten
und darauf achten sollte, dass ihnen nichts untergeschoben wurde.
Motzig
und Nadia begleiteten Korbinian und Bodo Berali.
Lavinia
passte auf zwei der ihr unbekannten Krieger auf und Roxy musste mit
Stefanus und Wernus gehen.
R oxy
Perera war schlecht gelaunt. Sie war am Abend zuvor mit Maxim um die
Häuser gezogen, schließlich mussten sie doch feiern, dass
sie es geschafft hatten, einem Gerichtsverfahren zu entgehen. Während
Maxim schon wieder bei seiner Arbeit war, hatte Roxy versucht, ihren
Rausch auszuschlafen. Was ihr aber nicht vergönnt war, da Motzig
sie schnell wieder aus dem Schlaf gerissen hatte.
»Wernus,
ich glaube die Frau sieht ziemlich müde aus«, sagte der
eine Krieger, während er einen alten Schreibtisch durchwühlte.
»Ich
glaube du hast recht, sieht sie nicht auch schlecht gelaunt aus,
Stefanus?«, antwortete der andere, während er eine
Schranktür aufriss.
»Wernus,
da stimme ich dir zu!
»Was
seid denn ihr für Spackos?«, sagte Roxy und rollte mit den
Augen. Sie befanden sich im fünften Stockwerk in einem Raum, in
dem sie noch nie gewesen war. Sie vermutete, sie waren die ersten
Menschen seit Langem, die hier reinkamen. Überall, wo sie etwas
berührten, schossen dicke Staubwolken empor.
»Hat
sie uns gerade beleidigt, Stefanus?«
»Wernus
ich glaube, wir haben sie verärgert.«
Kopfschüttelnd
beobachtete Roxy das Getue der beiden Soldaten.
»Ich
glaube nicht, dass ihr die Akte auf dem Kronleuchter finden werdet.
Können wir nicht in das nächste Zimmer. Je schneller wir
vorankommen, umso schneller komm ich wieder ins Bett«, sagte
Roxy, als
sich Wernus gestreckt hatte, um den Kronleuchter genauer in
Augenschein nehmen zu können.
»Woher
weiß sie, dass wir die Akte suchen? Das hat ihnen doch niemand
mitgeteilt, Stefanus?«
»Oh!«,
ihr Herz pochte plötzlich im doppelten Tempo.
N adia
kam mit Motzig und dem Stadtwalter Korbinian aus dem Wintergarten.
Sie gingen den langen Gang entlang. Hier und da blieb der Stadtwalter
stehen und suchte durch Klopfzeichen nach hohlen Stellen.
»Wir
können jeden Stein auf den Kopf stellen oder ihr gebt uns gleich
das, was wir suchen«, sagte er sanft. Offensichtlich genoss er
die Hausdurchsuchung.
Sie
hatten fast das gesamte Erdgeschoss durch, nur noch die Bibliothek
fehlte.
»Wie
sollen wir euch etwas geben, von dem wir noch nicht einmal wissen,
was es ist?«, fragte Motzig mit ahnungsloser Miene.
Nadia
fiel auf, wie gut Motzig schauspielern konnte.
»Ihr
wisst, was wir suchen, da bin ich mir abslolut sicher«, sagte
der Stadtwalter und blickte Nadia unverwandt an.
Sie
spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, und wandte sich
schnell ab. Ihr Blick fiel auf Berali. Er schien sich unwohl zu
fühlen. Nur halbherzig untersuchte er die Bodenvasen und Gemälde
in den Gängen nach möglichen Verstecken.
Sie
erreichten wieder einmal die Eingangshalle, als Korbinian erneut das
Wort ergriff. »Motzig … Motzig? Wie lautet Ihr Vorname?«
Motzig
blickte Korbinian verwundert an. »Das weiß ich nicht.«
»Das
wissen Sie nicht? Ist Motzig denn überhaupt Ihr richtiger
Nachname? Aus welchem Königreich kommen Sie?«
»Wie
kommen Sie darauf, dass ich aus Ayorweden bin?«
»Das
spüre ich. Sie wirken viel zu geheimnisvoll und viel zu
erfahren, um von der Erde zu stammen.«
Offensichtlich
fasste Motzig das Gesagte als Kompliment auf. Er lief etwas lockerer und schneller
auf die Bibliothekstür zu.
Nadias
Magen verkrampfte sich. Dass Motzig ein Magier war, hatte sie sich
bereits gedacht, aber wieso hatte er ihr nie verraten, dass er aus
Ayorweden stammte? Wütend verengte sie ihre Augen und fixierte
Motzigs Rücken.
Wie
zur Demonstration seiner Gabe ließ Motzig die Türflügel
der Bibliothek aufschwingen, ohne sie zu
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