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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Scherzinger
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Meter Schnee auf den
Wipfeln der Bäume. Auf dem Marktplatz wurde ein Tannenbaum
aufgestellt und mit bunten Lichtern und Kugeln geschmückt. Bunte
Lichtlein schwebten, die einen schneller, andere
langsamer, durch die Straßen der magischen Weihnachtsstadt und
beglückten die Herzen der Einwohner und Besucher.

    *

    L avinia
stieg tief in Gedanken versunken die Treppe in den dritten Stock
hinauf und ging über die Brüstung zu dem Gang, der zum
Krankensaal führte. Der letzte Monat war für sie sehr
aufschlussreich gewesen, hatte sie sich doch wieder an ihre Kindheit
erinnert. Sie hatte sich nie darüber gewundert, nicht mehr zu
wissen, auf welche Grundschule sie gegangen war oder wo sich ihre
Freunde aus ihrer Schulzeit aufhielten. Sie hatte gedacht, es wäre
normal, so etwas im Erwachsenenalter zu vergessen. Doch als diese
bedrückenden Träume angefangen hatten, lichteten sich für
sie immer mehr die vergessenen oder verdrängten Erinnerungen.
Sie war erstaunt darüber gewesen, wie gut es war, mit Freunden
über derlei zu sprechen. Der Traum aus dem Dunklen Wald, in dem
sie ihre halb tote Schwester in ihren Armen hielt, verfolgte sie
nachts nicht mehr. Nur der Traum mit dem unbekannten und doch so
begehrten Jungen holte sie nun regelmäßig ein. Nadia und
Maxim hatten sie gedrängt, zu ihrer Oma zu fahren und sie über
ihre Kindheit auszufragen. Doch etwas, eine innere Blockade, hinderte
Lavinia daran, dieser Idee zuzustimmen.
    »Hey,
wie wär’s, wenn wir in St. Benedikt dein altes Zuhause
suchen?«, hatte Maxim vorgeschlagen. Lavinia hatte diesen
Vorschlag mit der Ausrede, das Haus sei bereits abgerissen worden,
schnell abgetan.
    Sie
sah Roxy in der Eingangshalle. Vermutlich wollte sie mit den anderen
in die Stadt gehen und etwas trinken. Lavinia hatte abgelehnt. Ihr
ginge es nicht so gut, deshalb bliebe sie
lieber zu Hause. Sie ging durch die dunklen Gänge des dritten
Stockwerks. Hier waren die Lichter nie an. Es hielt sich nur selten
einer von ihnen hier oben auf. Lavinia öffnete die Tür des
Krankensaals und schloss sie leise hinter sich. Es war trotz der
Uhrzeit finster im Raum. Drei kleine Fenster unter der Decke zeigten
jeweils eine andere Szenerie aus buntem Glas. Das Licht schaffte es
nicht, ganz durchzudringen.
    »Ich
wünsche mir, dass meine Badezimmertür nicht mehr klemmt«,
sprach Lavinia im Halbdunkel. Sie wusste nicht, weshalb sie das
sagte, doch sie hatte das Gefühl es würde ihr helfen. Sie
verließ den Raum und ging auf den offenen Balkon am Ende des
Ganges. Er wies auf die Einfahrt und ihre Freunde, die eine
Schneeballschlacht veranstalteten. Sanft landeten ein paar
Schneeflocken auf ihrem Gesicht.
    Nachdem
sich Roxy und Nadia in ihr Appartement teleportiert hatten, war
zwischen ihr und Gustav Schluss gewesen. Sie hatte ihn in einem
schicken italienischen Restaurant kennengelernt und noch nicht
gewusst, dass er der Küchenchef war. Jetzt wusste sie es. Als
sie das nächste Mal dort essen gehen wollte, wurde sie hochkant
rausgeschmissen. Nicht nur, dass sie in ihrem Lieblingsrestaurant
dank Roxy Hausverbot hatte, nein, viel schlimmer. Gustav hatte in
ihrer Firma angerufen und nicht nur ihrem Chef erzählt sie würde
sich mit Voodoo und dem ganzen schwarzmagischen Mist beschäftigen.
Ihr Chef hatte daraufhin wild mit den Augenbrauen gezuckt, was er
immer tat, wenn er wütend war. Sollte sie sich noch etwas
zuschulden kommen lassen, wäre sie gefeuert, hatte er ihr
unmissverständlich mitgeteilt.
    Die
Flucht des Einhorns bereitete ihr jedoch viel mehr Kummer. Sie hatte
diese Information von Cuno, dem Botanikhändler erfahren. Lavinia
kam eine Idee, wieso sollte sie die beiden nicht besuchen? Sie
wartete, bis sie nichts mehr von ihren Freunden hörte, und ging
ins Erdgeschoss. Wie
immer, wenn sie alleine in dem großen Anwesen war, hatte sie
ein ungutes beklemmendes Gefühl. Es warnte sie nicht unbedingt
vor einer direkten lauernden Gefahr, vielmehr vor dem Ungewissen. Sie
war sich sicher, dass sie hier nicht allein lebten. Wer sonst hatte
erst gestern über Nacht die Vorräte in der Küche
aufgefüllt?
    Sie
schloss leise die Türflügel der Eingangstür und ging
über den frischen Schnee. Motzig und Nadia hatten, nachdem es
das Geschöpf mit den roten Augen das letzte Mal geschafft hatte,
in ihr Haus einzudringen, einen Bann ausgesprochen, von dem sie
hofften er würde ab sofort ungebetene Gäste fernhalten.
Motzig bezweifelte, dass das Geschöpf wiederkommen würde,
da es ja jetzt anscheinend

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