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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Riesenaffe jagte es zwischen hupenden Autos auf dem Jefferson hinter uns her, während ich das Gaspedal durchtrat.
    Sam beugte sich aus dem Seitenfenster und feuerte zwei-, dreimal auf das Monstrum.
    »Wenn das kein Silber ist, spar’s dir«, überschrie ich das Dröhnen des Achtzylinders. »Und selbst wenn, wird es das Ding nicht groß aufhalten. Was zum Teufel war denn mit dir?«
    »Was mit mir war?«, brüllte er zurück. » Dieses Ding da , das war mit mir. Ich kam zwei Minuten zu spät, und da lauerte es draußen vor dem Gebäude. Hätte mich beinah erwischt, aber ich schaffte es in einen Regengulli, wo es nicht an mich drankam. Als ich gerade wieder rauskam, sah ich dich auf mich zurennen, also dachte ich mir, dass es wohl auf dich wartet.«
    »Danke. Shit! « Ich riss den Wagen um eine Gruppe Karnevalisten herum, die gerade aus einem Alkoholladen auf die Straße gewankt waren. Ich weiß nicht, was passierte, als der Ghallu sie erreichte, wollte mich nicht umdrehen, hörte aber Schreie. Ich beschleunigte, sah aber immer noch diesen Riesenschatten auf der regennassen Straße erschreckend schnell hinter uns herrennen. Und da leuchteten vor mir Bremslichter auf – ein langer Rückstau am Camino Real. »Es ist immer noch direkt hinter uns. Wo sollen wir hin?«
    »Büro oder Compasses «, sagte Sam. »Beides hat Schutzzauber, die das Monstrum aufhalten müssten. Was anderes nützt nichts.« Er lud meinen Revolver. »Hast du die hier von Orban?«
    »Ja. Scheinen aber auch nicht viel zu bewirken.«
    »Sind aber erstklassig gemacht.« Er biss auf eins der Projektile. »Das ist hochwertiges Silber.«
    »Das will ich auch hoffen. Ich habe schon etwa vierhundert Dollar verballert und nichts getötet außer ein paar von Eligors Sturmkommando-Leuten.« Ich erzählte Sam in aller Kürze, was in der Insulanerhalle passiert war. Als ich fertig war, sah ich, dass nicht nur die Ampel am Camino Real immer noch rot war – die große Straße selbst war heillos verstopft.
    »Bieg vorher rechts ab«, sagte Sam. »Scheiße, hab ich ganz vergessen – heute Abend war der Umzug! Es wird in ganz Downtown so sein.«
    Ich schlingerte rechts rum in die Adams, wobei ich fast die Kontrolle über den Wagen verlor und eine Gruppe kostümierter Fußgänger sich erschrocken auf die Eingangstreppen der viktorianischen Häuser flüchtete. Als ich an ihnen vorbei war, wagte ich einen Blick zurück und sah den Ghallu um die Ecke fegen wie einen Hund, der hinter einem Kaninchen her ist.
    Ich bin nicht gern das Kaninchen.
    An der T-Kreuzung mit der Oak Avenue riss ich den Wagen wieder links herum in Richtung Camino Real und schnitt die Kurve so extrem, dass wir mit fünfzig Sachen über den Bordstein bretterten und die beiden Räder der linken Seite ein paar Sekunden in der Luft hingen, ehe sie wieder aufschlugen, hüpfend wie ein Lowrider. Vorn am Camino Real war immer noch eine Absperrung, aber es waren fast keine Autos in Sicht, also durchbrach ich mit Schwung die Absperrgitter und schleppte das gelbe Warnband mit auf die breite Straße, die Enden flatterten hinter mir her wie fröhliche Wimpel. Wir prallten zwischen mehreren Wagen hin und her, zwei, drei beschädigten wir böse, aber zum Glück, soweit ich erkennen konnte, verletzten wir keinen Fahrer oder Fußgänger. Dann krachten wir durch die Absperrung auf der anderen Seite und rasten im Zickzack zur Main Street und wieder ins Herz von Downtown. Wir würden niemals um die ganze Umzugsroute herumkommen, ehe das Monstrum uns erwischte, und ich wollte es nicht riskieren, noch mehr Absperrungen zu durchbrechen. Ich war nur froh, dass der Umzug selbst vorbei war.
    Ganz Downtown wimmelte von Leuten, die nach dem Karnevalsumzug noch feierten. Die meisten zogen in betrunkenen Grüppchen umher, andere jedoch saßen in ihren Autos und kutschierten langsam durch die nicht gesperrten Straßen, auch um ein Uhr morgens noch auf der Suche nach Amüsement oder Action. In San Judas vereinen sich mehrere Karnevalstraditionen – mexikanische Regenmacher mit Maya-Hüten waren ebensovertreten wie die Ältesten von Guaymas mit ihren langen Gewändern und Spitzbärten, die Numa-Ritter, die Ravenswood-Krewes und alle möglichen anderen Fastnachts-inspirierten Gruppen. Dem Müll und den immer noch umherschwärmenden Feierlustigen nach musste es ein Wahnsinnsumzug gewesen sein. Ich wünschte, ich wäre dort gewesen statt mitten in einem Feuergefecht in der Insulanerhalle.
    Als ich über die Bahnschienen raste,

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