Die Eheprobe
blutige Augen; blaue Flecken unter den Augen und auf den Wangen.
Kapitel 31
»Heute Vegetarier oder Fleischesser?«, frage ich Zoe und nähere mich dem Tisch mit einer Platte voll gebratenem Hühnchen und gerösteten Kartoffeln.
»Fleischfresser.«
»Super. Brust oder Schenkel?«
Zoe zieht angewidert die Augenbrauen hoch. »Ich sagte Fleischfresser, nicht Kannibale. Brust oder Schenkel . Genau aus diesem Grund werden Leute zu Vegetariern. Die sollten sich mal neue Wörter ausdenken, die nicht so menschlich klingen.«
Ich seufze. »Helles Fleisch oder dunkles Fleisch?«
»Das ist rassistisch«, sagt Peter.
»Weder noch«, sagt Zoe, »ich habâs mir anders überlegt.«
Ich stelle die Hühnchenplatte auf den Tisch. »Also gut, Herr und Frau Politisch-Korrekt. Wie soll ich es nennen?«
»Ich finde, es sieht köstlich aus«, sagt Caroline.
Zoe erschaudert und schiebt ihren Teller von sich weg.
»Ist dir kalt? Schätzchen, du siehst aus, als würdest du frieren.«
»Ich friere nicht.«
»Was genau hast du vor zu essen, Zoe?«, frage ich. »Wenn schon keine Hühnerbrüstchen?«
»Salat und geröstete Kartoffeln.«
»Geröstete Kartoffe l «, sagt Peter, als Zoe sich ein mickriges Kartoffelstück auf den Teller hievt. »Ich schätze mal, siebenhundertfünfzig Sit-ups am Tag ruinieren den Appetit, stimmtâs?«
»Siebenhundertfünfzig Sit-ups am Tag?« Meine Kleine hat eine Essstörung UND zwanghafte Sportsucht!
Ich wünschte, ich würde an zwanghafter Sportsucht leiden.
»Kein Wunder, dass sie dich Penis genannt haben«, sagt Zoe zu Peter.
»Caroline, ich komme gar nicht darüber hinweg, wie sehr du deinem Vater ähnelst«, sagt William, um das Thema zu wechseln.
Er trägt seine Wochenend-Uniform, Jeans und ein ausgewaschenes U-Mass-T-Shirt. Obwohl er Yale besucht hat, würde er sich niemals dabei erwischen lassen, damit anzugeben. Das ist eins der Dinge, die mir immer an ihm gefallen haben. Das und die Tatsache, dass er T-Shirts von meiner Alma Mater trägt.
»Sie sieht aus wie Maureen OâHara«, sagt Peter.
»Als wüsstest du, wer Maureen OâHara ist, Peter«, meint Zoe.
»Aber du . Und für dich immer noch Pedro. Warum wollt ihr mich nicht Pedro nennen? Sie hat mit John Wayne in Rio Grande gespielt«, sagt Peter. »Ich weià , wer Maureen OâHara ist.«
Zoe schiebt geräuschvoll ihren Stuhl nach hinten und steht auf.
»Wo willst du hin?«, frage ich.
»Ins Bad.«
»Und du kannst nicht abwarten, bis wir mit dem Essen fertig sind?«
»Nein, kann ich nicht«, erwidert Zoe. »Das hier ist echt peinlich von dir.«
»Von mir aus, geh.« Ich werfe einen Blick auf die Uhr. 19:31 Uhr. Sie bleibt besser unter fünf Minuten da drin.
Ich stehe auf und blicke von oben auf Peters Kopf hinab. »Hey, Kleiner, wann hattet ihr in der Schule den letzten Läuse-Check?« Ich gebe mir Mühe, meine Stimme so natürlich wie möglich klingen zu lassen, als wäre mir die Möglichkeit eines Läusebefalls gerade eben erst in den Sinn gekommen.
»Keine Ahnung. Ich glaube, das findet einmal im Monat statt.«
»Das reicht nicht aus.« Ich streiche die Haare von seiner Stirn zurück.
»Sag jetzt nicht, dass du den Läuse-Check am Esstisch durchführen willst«, grummelt William.
»Das hier ist kein Läuse-Check.« Die reine Wahrheit, denn ich tue nur so, als wäre das ein Läuse-Check.
»Das fühlt sich gut an«, sagt Peter und lehnt sich an mich an. »Ich liebe es, wenn man mich am Kopf kratzt.«
Wie war das noch, dreht sich der verräterische schwule Haarwirbel mit oder gegen den Uhrzeigersinn? Es klingelt. Verdammt. Ich weià es nicht mehr.
Ich löse meine Hände von Peters Kopf. »Hört jemand das Wasserrauschen?«
Peter kratzt sich am Kopf. »Ich glaube wirklich, du solltest noch mal genauer hinsehen.«
Es klingelt wieder. Ja, im Badezimmer läuft eindeutig Wasser, und zwar ununterbrochen. Ãbergibt sie sich da drinnen etwa?
»Ich mache auf.« Ich gehe so langsam wie möglich an der Badezimmertür vorbei und horche auf die verräterischen Anzeichen des Erbrechens â nichts. Ich gehe in den Eingangsbereich und öffne die Tür.
»Hallo«, sagt Jude nervös, »ist Zoe zu Hause?«
Was will der denn hier? Ich
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