Die Ehre der Königin
vielmehr, daß sie sich als ausgesprochen vorteilhaft erweisen, auch wenn Zeit vergehen wird, bis …«
Fox runzelte die Stirn, als die Neuankömmlinge auf ihn zukamen, und entspannte sich, als einer von ihnen einen Depeschenkoffer vorstreckte. Er griff danach, um ihn entgegenzunehmen – und plötzlich katapultierte sich Nimitz mit einem Fauchen wie zerreißende Leinwand von seinem Hocker.
Honors Kopf fuhr herum. Der Baumkater landete gerade auf dem Rücken des Leibwächters, der ihr am nächsten war. Der Mann heulte auf, als der Baumkater ihm die zentimeterlangen Krallen seiner Echtpfoten zwischen die Schulterblätter stieß; das Heulen ging in inbrünstiges Kreischen furchterfüllter Agonie über, als Nimitz’ vordere Gliedmaßen nach vorn griffen und Finger, die Krallen wie Krummsäbel aufwiesen, sich dem Grayson in die Augenhöhlen gruben.
Blut und andere Körperflüssigkeiten spritzten und liefen dem Mann die Wangen herab. Die Hände des schreienden Wächters tasteten hektisch nach oben, um seinen Angreifer zu packen. Dann erstarb das Kreischen zu einem furchtbaren, pfeifenden Gurgeln – die Krallen an Nimitz’ Handpfoten hatten ihm die Kehle bis zur Wirbelsäule aufgeschlitzt.
Der Tote brach wie ein gefällter Baum zusammen, und der ‘Kater war bereits mit einem Salto von ihm abgesprungen. Sein pulsierendes Fauchen wurde noch lauter, als er sich mit wirbelnden Gliedmaßen auf den zweiten Neuankömmling stürzte. Fox und seine Männer starrten ihn entgeistert an. Seine wahre Körperlänge von über sechzig Zentimetern hatte sie überrascht, als er sich von Honors Schulter entrollte, aber er war so schmal und geschmeidig wie ein Frettchen, und daß er mehr als neun Kilogramm harte Muskeln und Knochen masste, hatten sie nicht bemerkt. Es war nicht wirklich ihr Fehler – Honor hatte sich im Laufe der Jahre so sehr an sein Gewicht gewöhnt, daß sie es kaum noch wahrnahm, und sie bedachte nie, mit welcher Leichtigkeit ihre Sphinxverhältnisse gewöhnten Muskeln ihr gestatteten, ihn zu tragen.
Was genau die Leibwächter auch immer gedacht haben mochten – sie hatten Nimitz als einfaches Schoßtier abgetan und nicht im entferntesten geahnt, wie kräftig und schwer bewaffnet er in Wirklichkeit war. Daß er intelligent sein könnte, hatten sie nicht einmal vermutet, und das unerwartete Blutbad lähmte sie. Doch es waren ausgebildete Leibwächter, für die Sicherheit ihres Staatsoberhaupts verantwortlich, und so lähmte die Überraschung sie nur einen Moment lang, dann rissen sie die Waffen heraus: Das Biest lief Amok!
Captain Fox packte ganz unzeremoniell den Protector, riß ihn mit brutaler Gewalt vom Stuhl und warf ihn hinter sich; dabei griff er gleichzeitig nach seiner Seitenwaffe. Lord Mayhew war zurückgezuckt, als das Blut des Toten über ihn und auf die Tischdecke spritzte; doch auch er reagierte mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Er packte seine beiden Schwägerinnen, schob sie unter den Tisch und warf sich über sie, um sie mit seinem Leib zu schützen.
All dies nahm Honor nur aus dem Augenwinkel wahr. Sie hatte immer gewußt, daß Nimitz ihre Emotionen spüren konnte, doch sie hatte noch nie wissentlich die seinen gefühlt – bis heute.
Und als sie durch ihn außerdem die Gefühle der neueingetroffenen ›Palastgardisten‹ spürte, schoß sie von ihrem Stuhl auf.
Ihr Handrücken knallte in das Gesicht des Neuankömmlings, der am nächsten zum Protector stand; mit dem schrecklichen Geräusch brechenden Knorpels trieb sie ihm die Nase ins Gehirn – im gleichen Moment ließ sein Begleiter den Depeschenkoffer fallen, hob die andere Hand und schoß Captain Fox aus allernächster Nähe durch die Brust.
Die Faustfeuerwaffe jaulte auf und machte ein Geräusch wie eine Axt, die sich in ein Scheit gräbt. Der Sicherheitschef flog nach hinten, die Pistole nur halb gezogen. Seine Leiche drückte Mayhew auf den Teppich. Ein kleiner Teil von Honors Bewußtsein war überrascht, als sie das Geräusch erkannte: den Schuß eines Schall-Disruptors – eine Waffe von Außerwelt!
Sie holte aus und faßte den Mörder mit einer Hand am Genick. Mit der anderen griff sie an ihm vorbei, um seine Waffe zu packen, bevor er einen gezielten Schuß auf Mayhew abgeben konnte. Sie verfehlte die Waffe, erwischte jedoch sein Handgelenk und drückte zu. Mit einem Schmerzensschrei ließ der Mann den Disruptor fallen. Gleichzeitig hob Honor ihn mit der anderen Hand hoch. Die Augen des Mörders richteten sich fassungslos auf
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