Die Ehre der Königin
Graysons sich mit weiblichen befehlshabenden Offizieren abfinden; es gehört zu den Zielen unserer Mission, ihnen das beizubringen, und wenn’s nach mir ginge, dann werden sie sich gefälligst jetzt an die Tatsache gewöhnen und uns später allen Ärger ersparen. So lautete die Ansicht des Foreign Office, und wenn ich die Sache auch vielleicht etwas anders angegangen wäre, muß ich ihnen im großen und ganzen doch recht geben.«
»Da bin ich anderer Meinung«, entgegnete Honor langsam. Sie spielte mit Nimitz’ Ohren und starrte dabei finster auf ihre Hände. »Vielleicht wäre es besser gewesen, ihnen den Schock zu ersparen, bis der Vertrag Fait accompli ist, Sir.«
»Papperlapapp!« schnaubte Courvosier. »Sie wollen sagen, es wäre besser gewesen, wenn Botschafter Langtry uns erlaubt hätte, die Graysons darauf vorzubereiten, daß Sie eine Frau sind!«
»Will ich das?« Honor schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht so sicher, Sir. Ich glaube, es war von vorneherein eine ausweglose Situation, in der man nicht gewinnen konnte – und die Admiralität hat einen Fehler gemacht, als sie mich hierherschickte. Nach Havens Worten bin ich die blutdürstigste Irre seit Vlad dem Pfähler. Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand gegen die Art von Angriff noch verwundbarer wäre als ich, nach allem, was im Basilisk-System passiert ist.«
Sie starrte weiter auf ihre Hände, die Nimitz’ flauschiges Fell striegelten, und Courvosier sah schweigend auf ihren Scheitel. Schließlich zuckte er die Achseln.
»Tatsächlich hat die Admiralität Sie gerade wegen des Basilisk-Zwischenfalls ausgewählt, Honor.«
Sie sah erstaunt auf, und er nickte. »Sie wissen, daß ich Bedenken hatte, doch Ihre Lordschaften glaubten – und das F.O. stimmte zu –, daß Grayson die Ereignisse dort als eine Warnung sehen würde – eine Generalprobe für das, was auch hier geschehen könnte. Und so, wie man mich abkommandiert hat, weil ich einen Ruf als Stratege besitze, hat man Sie genommen, weil Sie bekannt sind für Ihr taktisches Geschick und für Ihren Mumm – und weil Sie eine Frau sind. Sie sollten als das lebende, atmende Beispiel dafür herhalten, wie niederträchtig Haven einerseits ist und wie gut andererseits unsere weiblichen Offiziere sind.«
»Nun ja«, sagte Honor, die innerlich zusammenzuckte bei der Andeutung, sie könnte außerhalb der eigenen Teilstreitkraft einen ›Ruf‹ besitzen, »ich glaube, man hat aufs falsche Pferd gesetzt, Sir. Oder, genauer gesagt, Haven hat sich das Ganze zunutze gemacht. Ich bin nur eine Last für Sie. Diese Leute hier sind nicht in der Lage, darüber hinwegzusehen, wer ich bin, und logisch zu erwägen, was ich bin.«
»Ich bin der Meinung, daß sich das ändern wird«, erwiderte Courvosier gelassen. »Es mag einige Zeit dauern, aber mir hat niemand ein Zeitlimit gesetzt.«
»Das weiß ich.« Honor rollte Nimitz auf den Rücken, um ihm das Bauchfell zu streicheln, dann setzte sie sich gerade, stützte beide Füße auf den Boden und sah dem Admiral direkt in die Augen. »Nichtsdestoweniger bin ich der Meinung, daß ich mich aus der Gleichung streichen sollte, Sir. Wenigstens, bis Sie es geschafft haben, daß der Ball in die richtige Richtung rollt.«
»Das meinen Sie?« Courvosier wölbte die Augenbrauen. Honor nickte.
»Das meine ich. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, dachte ich daran seit dem Moment, in dem Admiral Yanakov und seine Leute an Bord der Fearless kamen, um Sie zu begrüßen. Darum habe ich Alice und Alistair nicht wie geplant unverzüglich auf die Reise nach Casca geschickt.«
»Ich dachte mir schon, daß das der Fall sein könnte.« Der Admiral sah Honor nüchtern an. »Sie denken daran, selbst die anderen Frachter nach Casca zu begleiten?«
Sie nickte.
»Das halte ich für keine gute Idee, Honor. Die Graysons würden das als Davonlaufen betrachten, als Beweis, daß eine Frau eben doch nicht ›ihren Mann stehen‹ kann.«
»Vielleicht. Andererseits sehe ich nicht, wie das noch mehr negative Reaktionen hervorrufen kann, als meine Gegenwart ohnehin schon erzeugt. Wenn ich die Apollo nach Casca mitnehme, bleibt Jason Alvarez als Befehlshabender zurück. Er scheint mit seinen graysonitischen Gegenstücken keine Probleme zu haben – das heißt, außer mit denen, die ihn für eine Memme halten, weil er sich von einer Frau Befehle erteilen läßt. Wenn ich schließlich zurückkehre, werden Sie mit diesen Leuten genügend Fortschritte gemacht haben, so daß meine
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