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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Euch schon teilen wollen.»
    Er trocknete sich ab und griff dann nach seinen Kleidern, die neben dem Zuber in einem Regal lagen. Während er sich anzog, warf er der Bademagd einen spöttischen Blick zu. «Von Liebe war hier nicht die Rede, oder?»
    «Meine Güte, heute seid Ihr aber finsterer Stimmung!», kicherte Bettine und reichte ihm seinen Mantel.
    Johann brummelte etwas Unverständliches und verließ dann das Badehaus, das schräg gegenüber vom Andernacher Franziskanerkloster lag.
    Er ließ sich vom Stallknecht sein Pferd bringen und verließ die Stadt dann durch die Kölnpforte.
    Da sein Haar noch feucht war, hatte er sich eine Gugel übergezogen und zusätzlich einen Schal turbanartig darumgeschlungen. Ein Blick zur Sonne sagte ihm, dass er es vor der Dunkelheit nur bis Mayen schaffen würde.
    Den Entschluss, Hedwigs Einladung zu einem Fest auf der Kempenicher Burg zu folgen, hatte er spontan gefasst.Seiner Abreise von der Mantenburg war eine lautstarke Auseinandersetzung mit seinem Vater vorausgegangen. Obgleich er zu Hause noch gebraucht wurde, hatte er sich entschlossen, sich für ein paar Tage aus dem Dunstkreis seines Erzeugers zurückzuziehen.
    Notker von Manten war ein grässlicher alter Mann. Hochfahrend, jähzornig und verderbt. Johann wusste, dass er mit seinem Fortgehen seiner Mutter und seinen Schwestern keinen Gefallen tat. Doch wenn er der Mantenburg nicht wenigstens eine Woche den Rücken zukehrte, bestand die Gefahr, dass er sich gegen Gottes Gebot versündigte und dem alten Mann den Hals umdrehte.

7.   KAPITEL
    Mit großer Sorgfalt schüttelte Luzia die Kissen auf dem Bett ihrer Herrin auf und strich dann die bauschige Daunendecke glatt. Danach faltete sie ihre eigene Wolldecke und sammelte ein paar Halme auf, die aus der Strohmatratze herausgerieselt waren. Zufrieden sah sie sich in der geräumigen Schlafkammer um. Alles war ordentlich aufgeräumt, wie Elisabeth es ihr aufgetragen hatte. Staub hatte Luzia auch gewischt und die welken Kräuter, die den Fußboden bedeckt hatten, zusammengekehrt und hinaus zum Misthaufen getragen. Nun hatte sie bis nach dem Mittagessen etwas freie Zeit, was sie sehr genoss.
    Ihre Herrin war mit Hedwig und deren beiden Edeljungfern nach Kempenich gewandert, um dort in der Kirche neue Altartücher abzuliefern und die alten zum Waschen und Flicken mit auf die Burg zu nehmen.
    Noch immer hielt sich das sonnige Wetter, sodass die Damen nicht befürchten mussten, sich Schuhe oder Kleider zu beschmutzen.
    Luzia trat an das mittlere Fenster und blickte über die buntverfärbten Wälder hinweg in die Ferne. Seit einigen Tagen befiel sie immer wieder ein leichter Anflug von Heimweh, obwohl es ihr sehr gut auf der Burg ging. Ihre Herrin war sehr freundlich, wenn auch streng, was Ordnung und gutes Benehmen anging. Und die anderenDienstboten hatten Luzia mittlerweile in ihre Mitte aufgenommen und als ihresgleichen anerkannt. Selbst Trudi schien ihr das neue Kleid nicht mehr krummzunehmen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Luzia es bisher noch nicht getragen hatte. Sie wollte es für besondere Gelegenheiten aufheben. Das Fest zum Beispiel, das in zwei Tagen stattfinden sollte und zu dem sogar den Knechten und Mägden ein besonders gutes Essen versprochen worden war.
    Luzia wandte sich vom Fenster ab und ging zu der kleinen Truhe, in der sie auf Elisabeths Geheiß nun ihre wenigen Habseligkeiten aufbewahrte.
    Sie holte das dunkelbraune Kleid hervor und strich andächtig über den weichen Wollstoff.
    Aus einem Impuls heraus zog sie ihr Arbeitskleid aus und schlüpfte in das neue Gewand. Es passte ihr wie angegossen. Elisabeth hatte es wirklich geschickt abgeändert. Sanft strich Luzia über die Stickerei an den Ärmeln und bewunderte die reichen Falten, in denen der Rock an ihr herabfiel. Sie drehte ein wenig die Hüften und beobachtete, wie die dichten Stoffbahnen mitschwangen. Noch niemals hatte sie etwas so Wunderbares besessen.
    Sie blickte erneut in die Truhe und zog dann einen der weißen Unterröcke hervor. Einige Augenblicke lang betrachtete sie ihn, dann hob sie ihr Kleid an und schlüpfte rasch hinein.
    «Nur mal anschauen», murmelte sie vor sich hin. Elisabeth hatte ihr erklärt, dass das Kleid noch hübschere Falten werfen würde, wenn sie einen Unterrock darunter anzog. Und sie hatte recht!
    Luzia ging ein paar Schritte auf und ab und beobachtete, wie das Kleid sich mitbewegte. Fast kam sie sich jetzt vor wie eine edle Dame.
    Sie straffte die Schultern

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