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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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und versuchte so anmutig zu schreiten wie Elisabeth. Da sie gerade keine Holzpantinen, sondern leichte Lederschuhe trug, gelang es ihr auch fast, und ein versonnenes Lächeln umspielte ihre Lippen.
    Sie lauschte durch die nur angelehnte Tür, ob auch niemand die Wendeltreppe heraufkam, dann stellte sie sich mitten in den Raum und versuchte sich an den Tanzschritten, die sie ihrer Herrin abgeschaut hatte. Seit Tagen übte Elisabeth mit den beiden jungen Mädchen und Hedwig. Sogar den kleinen Pagen und die beiden halbwüchsigen Knappen hatten sie hinzugeholt, damit auch sie die Feinheiten des höfischen Tanzes erlernten. Luzia, die ihre Herrin immer in die Kemenate begleiten musste, hatte ausreichend Gelegenheit gehabt, sie zu beobachten.
    Sie summte leise die Melodie eines der Lieder und schritt langsam vorwärts, rückwärts, seitwärts. Wie langweilig, überlegte sie dabei. Die Tänze, die sie auf den Kirchweihfesten in Blasweiler getanzt hatte, waren viel lebendiger. Doch die edlen Damen durften nicht so wild herumhopsen.
    Nein, das stimmte nicht. Ein Tanz, den Elisabeth den Mädchen und Jungen gezeigt hatte, war auch flotter gewesen. Luzia blieb stehen und legte den Zeigefinger an die Nase. Wie war noch gleich die Melodie gewesen? Sie raffte ihre Röcke ein wenig und machte versuchsweise ein paar Schritte.
    «Jetzt einen Wechselschritt nach links.»
    Luzia schrak zusammen und fuhr zur Tür herum, in der Elisabeth stand und sie interessiert beobachtete. «Los», sagte diese und wedelte mit der Hand. «Wechselschritt, mit den Zehen auftippen, Wechselschritt zurück, dann zwei langsame Schritte vorwärts.» Sie summte Luzia die Melodie vor, und dieser blieb nichts anderes übrig, als den Anweisungen ihrer Herrin zu folgen, obwohl es ihr entsetzlich peinlich war, bei ihren unbeholfenen Tanzversuchen ertappt worden zu sein. Noch dazu trug sie das gute Kleid!
    Elisabeth sah ihr zu und zog gleichzeitig ihren Wollmantel aus, warf ihn achtlos aufs Bett und stellte sich dann Luzia gegenüber auf. «Es ist immer leichter, zusammen mit einem Partner zu üben», erklärte sie. «Also noch einmal von vorne: vor, zurück, Wechselschritt   …» Dabei übernahm sie wie selbstverständlich den Part des männlichen Tänzers. Sie reichte Luzia die Hände, schritt und drehte sich mit ihr, ließ sie wieder los, führte sie im Kreis und sang dabei leise ein Frühlingslied.
    «Schon ganz gut», schloss sie etwas atemlos, als der Tanz schließlich beendet war. «Du bist talentiert, Luzia.»
    Luzia spürte, wie sie vor Freude über das Lob rot wurde. «Danke, Herrin. Ich   … natürlich weiß ich, dass es sich nicht schickt, einfach so in Eurer Schlafkammer zu tanzen   …»
    «Habe ich dich deswegen etwa gescholten?» Elisabeth nahm ihren Mantel vom Bett und hängte ihn ordentlich an einen der Haken an der Wand.
    «Nein, Herrin, das nicht.»
    «Und es scheint dir Spaß gemacht zu haben.»
    Luzia nickte. «Zuerst dachte ich, Eure Tänze wären langweilig. Ich wusste gar nicht, dass man überhaupt so langsamtanzen kann.» Als ihr bewusst wurde, was sie gerade gesagt hatte, schlug sie sich erschrocken die Hand vor den Mund. «Oh, äh, ich meinte natürlich nicht, also   …»
    «Lahm?» Um Elisabeths Mundwinkel zuckte es, dann lachte sie herzlich. «Lahm, bei Gott, da hast du gar nicht so unrecht. Aber ich kenne auch ein paar lebendigere Tänze, wie du eben doch sehr wohl gesehen hast, nicht wahr? Aber wie wäre es   …» Sie legte den Kopf auf die Seite und überlegte kurz. «Würdest du mir einen der Tänze beibringen, die du kennst?»
    «Ich soll Euch einen Tanz beibringen?» Verblüfft starrte Luzia ihre Herrin an. «Ist das Euer Ernst?»
    Elisabeth verschränkte die Arme vor der Brust. «Als Scherz war es nicht gemeint.»
    Luzia knabberte an ihrer Unterlippe. «Also gut, wenn Ihr meint. Aber Ihr müsst dann hüpfen und springen und alles.»
    «Sehe ich aus, als wäre ich dazu nicht in der Lage, Luzia?» Amüsiert lächelnd stellte sich Elisabeth erneut auf. «Nun los, wie fangen wir an?»
    Luzia überlegte kurz, dann nahm sie neben ihrer Herrin Aufstellung. «Es gibt da einen Kreistanz, den mag ich besonders gerne. Man fasst sich an den Händen. Meistens stehen sehr viele Personen im Kreis; immer abwechselnd Männer und Frauen. Dann hüpfen wir viermal linksherum, etwa so   …»
    In diesem Moment wurden Schritte von der Treppe her laut, und eine helle Mädchenstimme rief nach Elisabeth.
    Die beiden hielten überrascht inne.

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