Die Eifelgraefin
schaffen wollte, musste er rechtzeitig die Alpen überqueren.
«Herrin, stimmt etwas nicht?», riss Luzias besorgte Stimme sie aus ihren Gedanken.
Verwirrt sah sie ihre Magd an und merkte, dass sie noch immer das Kleid in Händen hielt und zum Fenster hinausgestarrt hatte.
«Nein, alles in Ordnung, Luzia.» Sie lächelte. «Ich dachte nur gerade an meinen Verlobten und die Hochzeit.»
«Freut Ihr Euch schon darauf?», fragte Herzelinde, die gerade dabei war, ein mit Spitzen verziertes weißes Unterkleid über den Kopf zu ziehen. Auch Gertrud entkleidete sich mit Lenis Hilfe.
Rasch begann Elisabeth, die Verschnürung an ihrem Surcot zu lösen.
«Aber ja, ich freue mich sehr auf die Hochzeit», antwortete sie. «Kunibert ist ein guter Mann, herzlich und großzügig.»
«Wo werdet Ihr wohnen, wenn Ihr verheiratet seid?», wollte Herzelinde wissen.
Elisabeth zog den Surcot aus und legte ihn auf ihr Bett.«Die Familie von Kronach lebt auf einer Burg an der Mosel», erzählte sie. «Aber Kunibert besitzt auch ein Haus in Trier und eines in Prüm.»
«Stadthäuser?», rief Herzelinde begeistert. «Wie komfortabel! Ihr müsst ihn bitten, mit Euch dort zu wohnen!»
Elisabeth nickte und lächelte erneut. «Das werden wir ganz sicher, wenn es seine Verpflichtungen zulassen.»
«Ich hoffe, ich werde auch mal einen Mann mit einem Stadthaus heiraten», sagte Gertrud verträumt. «Das ist doch viel bequemer als eine Burg, und bestimmt lassen sich alle Räume richtig heizen. Und jeden Tag trifft man fremde Menschen; man muss nur auf die Straße treten. Hier ist es doch oft sehr langweilig», fügte sie leise hinzu.
«Nun, heute ganz gewiss nicht», meinte Elisabeth, während sie in ein frisches weißes Unterkleid schlüpfte, dessen Ärmel und Saum über und über mit Blütenstickereien verziert waren. Luzia hatte indes das blaue Überkleid aufgenommen und half ihr, es überzustreifen. Dabei streichelte sie bewundernd über die Goldstickereien. «Was ist das für ein Stoff, Herrin?», fragte sie.
Elisabeth strich den Rock glatt und ließ sich von Luzia die Haken und Ösen am Rücken verschließen. «Das ist eine besonders feine Art von Brokat», erklärte sie. «Kunibert hat ihn mir aus Frankreich mitgebracht. Siehst du die Stickereien? Sie harmonieren ganz mit dem Muster der eingewebten Goldfäden.»
«Ist das echtes Gold?» Luzia machte große Augen.
«Natürlich», bestätigte Elisabeth. «Dieser Stoff ist sehr kostbar.»
Luzia trat einen Schritt zurück und betrachtete ihreHerrin eingehend. «Ihr seht wunderschön aus», stellte sie fest.
Elisabeth lächelte. «Der Ausschnitt ist sehr tief, deshalb möchte ich dieses blaue Schultertuch dazu tragen.» Sie nahm einen breiten seidenen Schal aus der Wäschetruhe. «Lass mich sehen, welche Brosche dazu passt.»
Während sie sich fertig ankleidete und mit Luzias Hilfe ihr Haar zu einer kunstvollen Frisur hochsteckte, machten sich Gertrud und Herzelinde schon auf den Weg hinunter in den Saal. Die beiden Mädchen konnten es kaum erwarten, dass das Bankett begann.
Auch wenn sie natürlich nicht am Fest teilnehmen konnte, zog auch Luzia wieder ihr schönes neues Kleid an. Sie musste heute, wie die meisten Mägde, beim Bedienen der Gäste und beim Auftragen der Speisen helfen. Aber es würde genug Gelegenheit geben, den Herrschaften zuzusehen und die Musik und die Darbietungen der Gaukler zu genießen. Und darauf freute sie sich schon.
***
Als Elisabeth den großen Saal betrat, summte es bereits von den Stimmen der vielen Gäste. Im Kamin flackerte ein großes Feuer, in den Haltern an den Wänden und den Lüstern an der Decke brannten unzählige teure Wachskerzen.
Sie hatte kaum ein paar Schritte in den Raum gemacht, als auch schon Hedwig mit strahlenden Augen auf sie zukam. «Elisabeth, meine Liebe, wie hübsch Ihr ausseht! Wäret Ihr nicht bereits verlobt, ich gäbe Euch Brief und Siegel, dass Ihr bis zum Ende dieses Abends nicht weniger als zehnHeiratsanträge bekommen würdet. Kommt, ich begleite Euch zu Eurem Platz. Simon hat darauf bestanden, dass Ihr direkt bei der Familie sitzt. Und da Johann es glücklicherweise doch noch geschafft hat, zu unserem Fest zu kommen, fanden wir, es wäre doch nett, wenn er heute Euer Tischnachbar wäre.» Sie lachte leise. «Und keine Angst, ich habe ihm gehörig eingeheizt und ihm das Versprechen abgenommen, heute nur allerbester Stimmung zu sein und sich an seine gute Erziehung zu erinnern.»
«Das ist sehr freundlich von
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