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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Euch», antwortete Elisabeth und bemühte sich um ein gleichbleibend freundliches Gesicht. Sie hätte fluchen mögen. Ausgerechnet in Gesellschaft dieses ungehobelten Ritters würde sie nun einen großen Teil des Abends verbringen müssen! Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie große Freude aneinander finden würden. Als sie sich setzte, bemerkte sie zu ihrer Erleichterung, dass wenigstens jeder Gast einen eigenen Teller und Becher zur Verfügung hatte. Die Küchenjungen waren bereits dabei, große Körbe mit dicken Scheiben dunklen Weizen- und Gerstenbrots und Töpfe mit Griebenschmalz auf den Schragentischen zu verteilen.
    Elisabeth sah sich an der Tafel um, die sie von ihrem Platz aus sehr gut überblicken konnte. Einige der Adelsfamilien kannte sie, doch die meisten waren ihr unbekannt.
    ***
    Johann strich sein Wams glatt, nestelte die Beinlinge daran fest und schlüpfte dann in seine guten Stiefel und den dunkelgrauen, aus teurem flämischen Tuch gearbeiteten Überrock.Er zupfte noch ein wenig am Kragen seines weißen Hemdes und fuhr sich zum Schluss noch ein paarmal mit seinem schmalen Kamm durch die Haare, die nach dem letzten Haarschnitt nur noch bis knapp auf seine Schultern reichten.
    Er hatte Hedwig versprochen, sich am heutigen Abend ein wenig um Elisabeth zu kümmern, auch wenn er noch immer nicht wusste, wie er sich zu dieser Zusage hatte hinreißen lassen können. Er ärgerte sich noch immer über die herablassende Art, mit der sie ihn am Vormittag vor die Tür gesetzt hatte.
    Allerdings war es bewundernswert, wie gut sie die Jungen zur Räson gebracht hatte. Jedenfalls hatte er noch nicht erlebt, dass es Hedwig gelungen wäre, die drei derart gesittet an einen Tisch zu bekommen, um mit den beiden Edeljungfern Konversation zu üben.
    Das Bankett an Elisabeths Seite würde vielleicht gar nicht so unangenehm werden, und im Übrigen hatten sie beide ja noch weitere Tischnachbarn. Außerdem musste er Elisabeth ja nicht den gesamten Abend wie ein Schatten folgen. Ganz zu schweigen davon, dass er nicht glaubte, ihr damit einen Gefallen zu erweisen. Sie hatte ihn ihre Geringschätzung deutlich genug spüren lassen.
    In aufgeräumter Stimmung machte Johann sich auf den Weg hinunter in den Saal.
    Die meisten Gäste saßen bereits auf ihren Plätzen. Simon und Hedwig standen jedoch noch an der Tür und unterhielten sich mit den Reifferscheidtern.
    Johann ließ seinen Blick langsam über die Tafel wandern und blieb dann an Elisabeths aufrechter Gestalt hängen.Ihre Erscheinung raubte ihm tatsächlich für einen Moment den Atem. Da sie sich gerade etwas nach rechts beugte, um sich mit ihrer Tischnachbarin zu unterhalten, gab sie ihm Gelegenheit, ihr Profil zu bewundern. Sie hatte etwas mit ihren Haaren angestellt, das ihren Hals noch anmutiger und ihre Gesichtszüge weicher wirken ließ. Das dunkelblaue Kleid unterstrich vorteilhaft ihren dunklen Teint. Als sie nun über eine Bemerkung ihrer Tischnachbarin lachte, leuchteten ihre Augen auf und strahlten geradezu mit den Kerzen im Saal um die Wette.
    Johann runzelte unwillig die Stirn. Er konnte Elisabeth zwar nicht ausstehen, aber bei Gott, sie war die schönste Frau, der er je begegnet war.
    ***
    Er starrte sie an. Elisabeth hatte gesehen, wie Johann den Saal betreten hatte, und nun blickte er seit geraumer Zeit zu ihr herüber. Seine Miene war dabei so finster, dass Elisabeth es für unmöglich hielt, er könne heute tatsächlich guter Stimmung sein. Das ärgerte sie sehr, wollte sie doch den Abend genießen und sich nicht mit einem griesgrämigen Tischnachbarn herumschlagen müssen.
    Als er endlich auf sie zukam, stellte sie jedoch überrascht fest, dass sich sein Gesichtsausdruck verändert hatte. Er wirkte nun gelassen und grüßte sogar wohlerzogen, bevor er sich setzte.
    Überrascht sah sie ihn von der Seite an. Hatte er sich Hedwigs Bitte doch zu Herzen genommen? Er wechselte einige freundliche Worte mit der Dame zu seiner Linken,einer Cousine Hedwigs, wie Elisabeth kurz zuvor erfahren hatte. Dann wandte er sich ihr wieder zu.
    «Ist es nicht unschicklich, einen Mann derart lange anzustarren?», fragte er in leichtem Plauderton.
    Elisabeth erstarrte und hob die Brauen. «Verzeihung, Herr Johann. Ich war nur so überrascht, Euch heute einmal ohne die Gewitterwolke zu sehen, die Euch gewöhnlich zu folgen pflegt.»
    Er erwiderte ihren Blick mit Gleichmut. «Edle Jungfer, da dieser Abend ein fröhlicher Anlass ist, möchte ich

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