Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
nicht unhöflich zu erscheinen. «Ich   …» Verflixt, was war nur mit ihr los? Sie setzte noch einmal an und ärgerte sich, dass ihre Stimme so spröde klang. «Nichts. Ich frage mich nur, weshalb es Euch so überrascht, dass ich Crafts Bitte um einen Tanz nicht abgelehnt habe. Er ist Simons Page und wird einmal ein Edelmann sein. Er hat sich während des Tanzunterrichts sehr große Mühe gegeben, und wie hätte ich ihn besser dafür belohnen können? Außerdem gebietet es die Höflichkeit, der Bitte eines Ritters – oder eines Jungen, der einmal ein Ritter sein wird – um einen Tanz zu entsprechen, wenn es möglich ist.»
    «Dennoch werden Kinder in dem Alter oft lieber übersehen», gab Johann zu bedenken. «Wenn es sich um Emmerich oder Friedel gehandelt hätte   …»
    «Wäre ich hinterher vermutlich nicht in der Lage gewesen, mit Euch zu tanzen», ergänzte sie und musste lachen, als sie seine überraschte Miene sah. «Die beiden müssen noch lange üben, ehe sie es fertigbringen, mit einer Frau zu tanzen, ohne ihr die Füße blau zu treten.»
    Johann schmunzelte. «Dazu braucht es nicht immer nur Übung. Ein wenig Begeisterung für die Dame, mit der man tanzt, kann unter Umständen auch schon Wunder bewirken.»
    Nun war es an Elisabeth, ihn überrascht anzusehen. Doch dann neigte sie zustimmend den Kopf. «Mag sein, Ihr habt recht. Dieser Punkt war mir bisher nicht so bewusst. Im umgekehrten Falle allerdings   …» Sie hielt einen Moment inne, dann sprach sie weiter: «Ihr wisst, warum ich Euch heute Vormittag so kurz angebunden der Kemenate verwiesen habe.»
    Johann hob aufmerksam den Kopf. «Weiß ich das?»
    Sie blickte ihn scharf an. «Wenn Ihr es nicht wisst, solltet Ihr Euch einmal ein paar Gedanken über zwei knapp vierzehnjährige Mädchen machen, denen es mehr als peinlich sein könnte, von jemandem wie Euch bei einer Unterrichtsstunde in höfischem Benehmen beobachtet zu werden.»
    Johann riss entgeistert die Augen auf. «Ihr meint, die beiden   …»
    «Sind vor Scham fast gestorben, jawohl. Ein wenig mehr Feingefühl Eurerseits hätte Euch sicherlich bewogen, Euch zurückzuziehen, als Ihr gesehen habt, womit wir beschäftigtwaren.» Elisabeths Ton war unbeabsichtigt scharf geworden. Sie sah ihn herausfordernd an. «Vielleicht denkt Ihr in Zukunft daran.»
    Erschüttert sah er an Elisabeth vorbei, und sein Blick blieb ausgerechnet an Herzelinde hängen, die nicht weit entfernt bei ihrer Mutter, der Edelfrau von Maifeld, stand. «Ich hatte niemals vor   …» Er schüttelte den Kopf, als er bemerkte, dass Herzelinde immer wieder zu ihm herüberschielte und schüchtern lächelte. «Die Mädchen sind fast noch Kinder!»
    Elisabeth sah ihn strafend an. «Sie sind beide fast im heiratsfähigen Alter, Herr Johann.»
    Nun nahm seine Miene einen derart zerknirschten Ausdruck an, dass er ihr fast leidtat. Doch sie gab dem Gefühl nicht nach, sondern stand auf und sagte kühl: «Ich sehe Hedwig dort drüben stehen und möchte sie gerne zu diesem gelungenen Fest beglückwünschen. Ihr entschuldigt mich?» Sie nickte ihm noch einmal zu, dann ging sie aufrecht und mit hocherhobenem Kopf davon.
    Johann blickte ihr mit gemischten Gefühlen nach. Einerseits hatte ihre hochfahrende Art etwas Demütigendes an sich, andererseits ärgerte er sich in Grund und Boden, dass ihm die Sache mit Gertrud und Herzelinde nicht selbst aufgefallen war. Der Umgang mit Mädchen in diesem Alter war mehr als heikel, das wusste er nur zu gut. Schließlich hatte er selbst drei jüngere Schwestern, und die Jüngste, Adele, war gerade ein knappes Jahr jünger als Hedwigs Edeljungfern.
    Widerwillig musste er zugeben, dass er Elisabeth zu bewundern begann. Sie war nicht nur schön, sondern auchnoch klug und – was ihn am meisten beeindruckte – ihren Mitmenschen gegenüber äußerst einfühlsam. Eine Tatsache, die sie trotz ihrer nach außen hin so kühlen Wohlerzogenheit sehr anziehend machte. Eine Frau, die ihn verwirrte.
    Besser war es wohl, sich nicht zu sehr mit ihr zu befassen und ihr keine Gelegenheit zu geben, ihm mehr als nötig ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Besser für ihn allemal, denn das Weib konnte ihm gehörig auf die Nerven gehen. Und besser für sie war es ebenfalls.
    Er zwang sich, den Gedanken nicht zu Ende zu denken, sondern machte sich stattdessen auf die Suche nach Simon, um ihm für die Einladung zu danken und sich für den Rest des Abends zu verabschieden.
    ***
    Beschwingt verließ Luzia den Abort, der

Weitere Kostenlose Bücher