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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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glücklicherweise menschenleer gewesen war, strich ihr Kleid glatt und machte sich auf den Rückweg zum Palas. Es war mittlerweile kurz vor Mitternacht, doch die meisten Gäste waren noch immer im Saal versammelt. Getanzt wurde indes nicht mehr, die Gaukler hatten sich inzwischen darauf verlegt, lustige und anzügliche Lieder zu singen und dazwischen die ein oder andere wortgewaltige Heldenballade zum Besten zu geben.
    Ein solches Fest hatte Luzia noch nicht erlebt, und ebenso wenig hatte sie bisher so gut gespeist. Nicht nur, dass sogar der Dienerschaft gutes Fleisch und nicht nur Innereien zugestanden worden war, sie hatten überdies auchalle Reste, die vom Bankett übrig geblieben waren, verzehren dürfen. Und nachdem die Tafel aufgehoben worden war, hatten die Knechte und Mägde ihr eigenes kleines Fest gefeiert und sogar ein wenig getanzt, da man die Musik der Gaukler bis in die Küche hatte hören können.
    Sie trat gerade durch das Tor zum Burghof, als sie jemand von hinten packte. Entsetzt schrie sie auf.
    «Wen haben wir denn da?», fragte eine dunkle, von Wein gefärbte Männerstimme direkt neben ihrem Ohr. «Suchst wohl ein Stelldichein, so ganz allein hier draußen?»
    Luzia versuchte sich seinem Griff zu entwinden. Das musste der Fuhrknecht einer der Gäste sein. Sein Atem stank nach Wein und Knoblauch. «Lass mich sofort los!», schrie sie, doch da spürte sie seine feste Hand auf ihrem Mund.
    «Schsch   … Wir wollen doch keine Zuschauer haben, wie?» Der Kerl lachte und drückte sie rücklings gegen die Mauer des Torturms. «Bist ein hübsches Dingelchen.» Er grapschte nach ihrer Brust und drückte sie. Dann wanderte eine Hand nach unten und schob ihren Rock hoch.
    Wieder wehrte sie sich, doch der Mann hatte Bärenkräfte. Luzia brach der Angstschweiß aus.
    «Na, na, nicht so wild, Kleine. Wenn du stillhältst, kann ich dir viel besser zeigen, welchen Spaß wir miteinander haben können. Und ich verspreche dir, es wird mir ein wahres Vergnügen sein, es dir zu   …» Der Mann brach ab und erstarrte.
    «Und nun nimm deine Pfoten von dem Mädchen», erklang hinter dem Fuhrknecht die Stimme eines weiteren Mannes.
    Der Fuhrknecht ließ von Luzia ab und machte ungelenk ein paar Schritte rückwärts.
    Luzia wich ebenfalls ein Stück zur Seite und erkannte dann im Licht der Fackel, die in einer Halterung am Tor hing, den Gaukler Roland, der ihren Angreifer noch immer in Schach hielt. Im Lichtschein des Feuers blitzte die Schneide eines kleinen Dolchs auf.
    Roland zeigte sie dem Fuhrknecht und gab ihm dann mit der anderen Hand einen Schubs. «Verschwinde!», zischte er, und der Knecht suchte das Weite.
    Ruhig schob Roland den Dolch zurück in seinen Gürtel und trat dann mit einem prüfenden Blick auf Luzia zu. «Alles in Ordnung mit dir?»
    «Ich   … ich glaube schon», antwortete sie mit einem leichten Zittern in der Stimme. «Danke, das war sehr   …»
    «Knapp», vollendete er ihren Satz mit einem Lächeln, das seine strahlend blauen Augen selbst in dem Dämmerlicht funkeln ließ. «Erlaube mir, dass ich dich zum Palas zurückbegleite, hehre Frau.»
    Luzia sah ihn überrascht an. «Ich bin keine   …»
    «Was? Hehre Frau?» Er lächelte erneut. «Warum nicht?»
    «Weil   … ich   …» Luzia blickte irritiert zu Boden. «Ich bin bloß Magd hier.»
    «Na und?» Rolands Stimme wurde sanfter. «Ich bin bloß ein Sänger und Musikus. Bin ich deswegen weniger fähig zu wahrhaft ritterlichen Gefühlen?» Da sie inzwischen beim Palas angekommen waren, blieb er stehen. «Was mich betrifft, so bist du jedenfalls die schönste Magd, die mir je begegnet ist. Und das will etwas heißen, denn ich bin schon weit herumgekommen.» In seinen Augen blitzte es spitzbübisch.«Und das verlangt nach Würdigung, weshalb ich beschlossen habe, dass du von nun an meine hehre Frau bist.»
    «Deine   …?» Luzia sah verständnislos zu ihm auf. «Das verstehe ich nicht.»
    Roland blickte ihr tief in die Augen, so tief, dass ihr Herz zu pochen begann. «Kennst du nicht die wunderbaren Lieder der alten Trouvères, die die Schönheit der Frauen priesen und die Liebe zu der Herrin ihres Herzens gar wortreich zu besingen wussten?»
    Luzia schüttelte unsicher den Kopf.
    Wieder lächelte Roland, diesmal fast zärtlich. «Wie gerne würde ich dir davon erzählen, hehre Frau!»
    «Mein Name ist Luzia», sagte sie etwas atemlos. Noch niemals war sie einem Mann wie Roland begegnet, der ihre Gefühle in so kurzer Zeit derart

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