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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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er den Lebenswandel seines Vaters verabscheute, gab er ihm dennoch in einem einzigen Punkt von Herzen recht: Ein Mann durfte nur drei Dinge lieben – seinen Lehnsherrn, sein Schwert und sein Pferd. Niemals jedoch eine Frau, denn das stürzte ihn unweigerlich ins Unglück. Einmal war er in jenen Abgrund gefallen, ein zweites Mal würde er das nicht riskieren.
    Doch trotz aller guten Vorsätze hatte es ihn schließlich in den Hof und zu Elisabeth gezogen. Eine gute Gelegenheit, so sagte er sich, um ihr seine Pläne für die Zukunft mitzuteilen – vorsichtshalber. Man konnte schließlich nie wissen, wie eine Frau darauf reagierte, wenn man sie küsste. Auf keinen Fall sollte sie sich falschen Hoffnungen hingeben   …
    Als er merkte, dass seine Gedanken abschweiften, rief er sich streng zur Ordnung und besann sich auf das, was er ihr sagen wollte. «Ihr solltet das Mädchen mit Euch nehmen, wenn Ihr nach Hause zurückkehrt.»
    «Das hatte ich auch vor», antwortete sie überrascht. «Sie ist eine gute Magd, und ich würde ihre Gesellschaft ungern missen.»
    Er nickte. «Eine kluge Entscheidung.» Einen Moment lang schwieg er, um sich zu sammeln und die rechten Worte zu finden. «Wenn Ihr sie nicht mitnehmen würdet, hätte ich sie vielleicht in meinen Dienst genommen. Meine   … Die zukünftige Herrin der Mantenburg hätte sicherlich ihre Freude an einer so fleißigen Magd.»
    «Die zukünftige   …?» Elisabeth sah ihn verblüfft an. Dann verfinsterte sich ihre Miene, und sie spürte den Zorn wie eine Stichflamme in sich auflodern. «War es das, was Ihr mir mitteilen wolltet? Dass Ihr Euch zu vermählen gedenkt?» Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn giftig an. «Glaubt Ihr, das enthebt Euch einer Entschuldigung für Euer bisheriges unbotmäßiges Verhalten mir gegenüber?»
    «Unbotmäßig?» Er legte den Kopf auf die Seite. Anstatt auf der Hut zu sein, konnte er nicht umhin, ihre vor Zorn blitzenden Augen zu bewundern.
    «Jawohl, unbotmäßig», antwortete sie und trat einen Schritt auf ihn zu. «Mit welchem Recht spielt Ihr mit mir? Und was gibt Euch Grund zu glauben, ich nähme das einfach so hin?»
    «Ich spiele nicht», sagte er ruhig.
    «Ach nein? Was sonst?» Fuchsteufelswild wandte sie sich ab und stapfte davon. Erst als der halbe Kräutergarten zwischen ihr und Johann lag, drehte sie sich erneut zu ihm um. «Was sonst?», wiederholte sie mit einem Zittern in der Stimme, das sie ihrer Wut zuschrieb. Als er einen Schritt auf sie zumachte, hob sie gebieterisch die Hand. «Nein!», sagte sie, diesmal mit fester Stimme. «Bleibt stehen. Ihr seid die Art von Mann, vor der jede Frau gewarnt werden sollte. Auch Eure bedauernswerte Verlobte. Bei Gott, sie sollte erfahren, mit was für einem Mistkerl sie sich zu verheiraten gedenkt. Wie habt Ihr sie dazu gebracht, ja zu sagen? Ach, ich vergaß, ihr besitzt ja durchaus die Fähigkeit, den Weibern schönzutun, nicht wahr? Ist sie es wenigstens wert? Eine große Mitgift, ja? Am Ende vielleicht das Mädchen,das Eurem Vater so gut gefiel?» Erschrocken hielt sie inne, denn nun hatte sie zugegeben, dass sie in jener Nacht damals tatsächlich das Gespräch zwischen Johann und dessen Vater belauscht hatte. Als sie seinen nun ebenfalls zornigen Blick sah, wich sie ein Stückchen zurück. Aber ihre Wut war größer als die Furcht, vor allem aber stärker als ihr Verstand, denn sie sprach weiter, obwohl sie spürte, dass sie ihm damit unrecht tat: «Muss ich am Ende vielleicht gar noch froh sein, nicht selbst das Ziel Eurer Heiratspläne geworden zu sein?» Sie wich noch einen Schritt zurück und stieß mit der Schulter gegen die Ecke des Brauhauses, das den Kräutergarten auf der linken Seite begrenzte. «Wäre das nicht ein großartiger Witz gewesen?», schleuderte sie ihm entgegen.
    «Elisabeth, hört auf damit», sagte er in noch immer ruhigem Ton, der jedoch vom wütenden Funkeln seiner Augen Lügen gestraft wurde.
    Doch Elisabeth hatte sich derart in Rage geredet, dass es nun für sie kein Zurück mehr gab. All die Monate, in denen sie Johanns Berührungen und seinen Kuss nicht aus dem Kopf bekommen hatte, war dieser Zorn in ihr gewachsen. Und auch wenn er sich im Grunde gegen sie selbst richtete, musste sie ihn endlich an jemandem auslassen. «Was habt Ihr Euch dabei gedacht?», fuhr sie ihn erneut an. «Wolltet Ihr zuerst herausfinden, ob ich Eurem Geschmack entspreche? Oder doch nur ein bisschen mit dem braven Jüngferchen spielen wie die

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