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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hörte davon durch den Kapitän der
Ludwina
. Das ist ein Rheinhandelsschiff, an dessen Besitz ich zur Hälfte beteiligt bin», erklärte er. «Kapitän Brig sagte, die Kaufleute, die im Herbst noch über die Alpen kamen, hätten von schrecklichen Zuständen in den Dörfern und Städten gesprochen.» Er sah Elisabeth mit ehrlichem Bedauern an. «Es tut mir leid, dass Euch dieses Unglück widerfahren musste, wohledle Jungfer.»
    «Lasst uns lieber über etwas Erfreulicheres sprechen», lenkte Simon von dem Thema ab. «Berichtet uns, welche Neuigkeiten es aus Koblenz gibt!»
    ***
    Früh am nächsten Morgen saß Luzia zusammengekauert auf ihrer Strohmatratze und hielt grübelnd das silberne Kruzifix in der Hand. Elisabeth, die gerade erst aufgewacht war, blickte sie überrascht und etwas verwirrt an. «Luzia, was tust du da? Bist du etwa schon lange auf?» Sie erhob sich und wickelte sich in ihre Decke. «Du bist ja schon angekleidet.» Ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, dass es noch sehr früh sein musste, da die Sonne gerade erst aufging. «Stimmt etwas nicht?»
    Luzia hob nur langsam den Kopf. «Ich habe es ausprobiert   …»
    «Was hast du ausprobiert?» Verwundert setzte sich Elisabeth neben sie.
    Luzia sah sie unglücklich an. «Ich habe das Kruzifix heute Nacht unter mein Kissen gelegt.»
    «Hat es wieder geleuchtet oder gesummt?»
    «Nein.» Luzia schüttelte den Kopf. «Aber ich dachte   … Also, ich habe heute Nacht einen schlimmen Traum gehabt.»
    Erschrocken rückte Elisabeth noch etwas näher zu ihrer Magd. «Was für einen Traum?»
    «Ich weiß nicht.» Luzia kaute auf ihrer Unterlippe. «Es war nicht wirklich schlimm, aber   … Ich habe von unserem Hof in Blasweiler geträumt, und von unserem Haus. Ich bin hineingegangen, und es war ganz leer. Die Stühle und Tische und Betten, alles war noch da. Aber niemand von meiner Familie; auch nicht im Hof oder im Stall. Die Tiere waren alle fort. Und es war so unheimlich still. Das hat mir Angst gemacht, Herrin. Diese Stille. Ich bin durch das ganze Haus gelaufen und durch das Dorf. Aber nirgendwo fand ich auch nur eine Menschenseele. Dann ging ich zur Kirche – die Glocke hat geläutet. Und dann bin ich aufgewacht.» Luzia blickte Elisabeth gequält ins Gesicht. «Ich weiß nicht, ob der Traum von dem Kruzifix kam, aber ich   … ich möchte nach Blasweiler gehen. Ich weiß nicht, warum, aber ich mache mir Sorgen. Ich will mich vergewissern, dass es meiner Familie gutgeht.»
    Elisabeth dachte eine Weile über Luzias Bitte nach. «Also gut», stimmte sie zu. «Wenn du es unbedingt möchtest, sollst du gehen. Aber auf keinen Fall läufst du alleine nach Blasweiler. Die Wege sind zwar frei und trocken, aber wer weiß, welches Gesindel der Frühling in die Wälder getrieben hat? Ich werde Simon fragen, ob er dir einen derKnechte oder den Knappen Friedel als Begleitung mitgibt.»
    ***
    Schon am selben Vormittag sattelte der Stallknecht zwei Pferde und Bruder Georgs Maultier. Simon war zwar nicht sonderlich erfreut über Elisabeths Bitte, ihre Magd von einem der Knappen begleiten zu lassen, doch da sogar der Benediktiner angeboten hatte, mit Luzia zu reiten, erklärte er sich doch bereit, Friedel mit ihnen zu schicken.
    Luzia wartete bereits im Burghof, doch dann fiel ihr ein, dass sie etwas von ihrem gesparten Geld für ihre Eltern mitnehmen könnte, und eilte noch einmal hinauf in die Schlafkammer. Dort zählte sie rasch einige Münzen ab und schob sie in die kleine Gürteltasche, die sie sich für das blaue Kleid selbst genäht hatte.
    Auf dem Rückweg über die Wendeltreppe stieß sie in Höhe der Steinkammer beinahe mit einem Mann zusammen.
    «Hoppla», rief er und blieb überrascht stehen. «Ihr seid aber recht schwungvoll unterwegs.» Zuvorkommend trat er zur Seite, musterte sie dabei jedoch interessiert. «Euch habe ich bisher noch nicht hier auf der Burg gesehen, edle Jungfer.» Er deutete eine Verbeugung an. «Martin Wied ist mein Name. Würdet Ihr mir wohl den Euren verraten?»
    Luzia sah ihn irritiert und auch etwas erschrocken an. Glaubte er etwa, eine Dame von hohem Stand vor sich zu haben? «Ich   …» Sie hielt inne. Warum eigentlich nicht? Offenbar täuschten das schöne Kleid und die kunstvolle Frisur,zu der Elisabeth sie nach wie vor nötigte, über ihre niedere Herkunft hinweg. Warum sollte sie dann nicht einmal ausprobieren, wie ein reicher Kaufmann sie behandeln würde, wenn er nicht wusste, dass sie in Wahrheit nur eine Magd

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