Die Eifelgraefin
Sie könnte vielleicht neuen Stoff für Kleider kaufen.»
«Willst du uns wirklich dein ganzes Geld geben?» Anton war noch immer verblüfft.
Luzia grinste fröhlich. «Ist ja nicht mein ganzes Geld. Nur knapp die Hälfte. Den Rest will ich zur Seite legen. Vielleicht brauche ich es ja irgendwann mal.»
«Kaufst du dir die schönen Kleider davon?» Anton nahm prüfend ein Stückchen Stoff von ihrem blauen Rock zwischen die Finger. «Der ist bestimmt verdammt teuer.»
«Tünn, lass das Fluchen!» Tadelnd hob Luzia den Zeigefinger, musste jedoch lachen, weil sie genauso klang wie Elisabeth, wenn sie Gertrud und Herzelinde rügte. «Die Kleider hat doch meine Herrin mir geschenkt», erklärte sie. «Sie ist sehr großzügig, weißt du.» Vergnügt hakte sie sich bei ihrem Bruder unter und ging mit ihm Richtung Burgtor. «Weißt du was, ich begleite dich in den Ort hinunter. Dann können wir uns noch ein bisschen unterhalten, und du erzählst mir alles, was sich seit meinem Besuch in Blasweiler zugetragen hat.»
***
«Hältst du etwa Maulaffen feil?» Johanns Stimme riss Martin aus seinen Gedanken. Er drehte sich halb vom Fenster weg und sah seinen Freund in der Tür zur Steinkammer stehen.
«Keineswegs.»
«Was gibt es dort unten zu sehen?» Johann trat ebenfalls ans Fenster und blickte in den Hof hinab. «Schaust du denMägden bei der Arbeit zu?» Er deutete auf zwei Waschfrauen, die einen großen Korb voller Tischtücher zwischen sich trugen.
Martin lächelte schmal. «Nicht ganz. Ich habe mich vielmehr gefragt, wer dieses Mädchen in dem blauen Kleid ist.»
Johann schaute noch einmal in den Hof hinunter. «Die bei dem Bauernjungen steht?» Er zuckte mit den Schultern. «Elisabeths Magd.»
Martin nickte. «Eine Bürgerstochter ohne große Mitgift, die ihren Dienst für die Grafentochter tut, nehme ich an.»
Johann prustete erheitert. «Bürgerstochter? Weit gefehlt, mein Freund. Falls du vorhattest, dich ihr zu nähern, solltest du wissen, dass das Mädchen die Tochter eines Bauern aus Blasweiler ist. Frei geboren zwar, aber trotzdem von niederem Stand. Elisabeth scheint aber ganz angetan von ihr zu sein. Sie hat sie ganz schön herausgeputzt, nicht wahr? Kleider, Mantel, Haarschmuck … Weiß der Himmel, was sie damit bezweckt.»
«Im Ernst, die Tochter eines Bauern?» Martin blickte noch einmal zu Luzia hinab, die gerade ihren Arm unter den des schäbig gekleideten Bauernjungen schob und mit ihm zum Burgtor hinausging. Dann lachte er laut. «Eine Bauernmagd, bei Gott! Was für ein unverschämtes Weib.»
«Wie?» Johann sah ihn verwirrt an. «Was meinst du?»
«Nichts, mein Freund.» Martin winkte, noch immer lachend, ab. «Vergiss es.» Er wandte sich vom Fenster ab und ging zum Tisch zurück.
Johann folgte ihm und ließ sich ihm gegenüber nieder. «Reitest du morgen weiter nach Koblenz?»
Martin nickte. «Das hatte ich vor.»
«Dann werde ich dich bis Mayen begleiten.»
Aufmerksam blickte Martin seinen Freund an. «Du willst die Grosses besuchen, nehme ich an? Wirst du tatsächlich um Marias Hand anhalten?»
«Hast du etwas dagegen?», brummte Johann ungehalten.
«Nein, weshalb sollte ich?» Martin nahm ein Messerchen zur Hand und spitzte einen der Federkiele an. «Ich hatte nur den Eindruck, dass zwischen dir und Graf Friedebolds Tochter etwas vorgeht.»
Johanns Miene wechselte von ungehalten zu wütend. «Da geht überhaupt nichts vor.»
«Wirklich nicht?»
«Wenn ich es sage.»
«Dann muss ich mich wohl getäuscht haben.» Martin legte den Kopf auf die Seite. «Dabei dürfte ihre Mitgift die von Maria Grosse um ein Beträchtliches übersteigen.»
«Was geht mich das an?», knurrte Johann in einem Ton, der jeden anderen abgeschreckt hätte.
Martin Wied kannte Johann von Manten jedoch zu gut, um sich davon beeindrucken zu lassen. «Ich weiß es nicht. Aber ich dachte, es könnte relevant sein.»
Johann stand mit einem Ruck auf, sodass sein Stuhl beinahe umgekippt wäre. «Ist es aber nicht. Sobald ich in Mayen bin, werde ich mit Grosse über ein Datum für die Hochzeit sprechen.» Damit drehte er sich um und stapfte mit großen Schritten aus dem Raum.
Martin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zupfte versonnen an seinem steifen kleinen Finger.
25. KAPITEL
«Darf ich Euch eine Frage stellen, edle Jungfer?» Martin hatte sich Elisabeth gegenüber an den Tisch im Speisezimmer gesetzt und lächelte sie einnehmend an.
Simon und Hedwig hatten sich nach dem Abendessen zu einem
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