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Die eisblaue Spur

Die eisblaue Spur

Titel: Die eisblaue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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denn
die Plastikfolie hochgehoben? Stand der Schnaps nicht im
Regal?«
    Friðrikka kniff die Augen
zusammen, brach wieder in Tränen aus und kämpfte gegen
das Schluchzen an. »Ich dachte, der Koch hätte die
Flasche vielleicht versteckt. Ich hab den Haufen hinten im Raum
gesehen und einfach unter die Plastikfolie geguckt.« Sie
öffnete die Augen weit. »Mit so was hab ich doch nicht
gerechnet!«
    »Hat denn niemand den Raum
kontrolliert?«, fragte Eyjólfur. »Ich meine, als
wir Halldór und Bjarki gesucht haben?«
    Keiner schien auf die Idee
gekommen zu sein. »Man rechnet ja nun wirklich nicht damit,
jemanden im Kühlraum zu finden«, sagte der Arzt
entschuldigend. » Ich hab in der Küche nachgeschaut und
einfach nicht daran gedacht.«
    »Ich denke, wir sollten
den Raum verschließen und wieder rübergehen«,
sagte Matthias. »Das ist Sache der Polizei. Wir dürfen
nichts anfassen.« Nach dem Schrei hatten sich alle in den
Kühlraum gedrängt, um nachzusehen, warum Friðrikka so
aufgelöst war. »Es war ein Fehler, überhaupt
reinzugehen, wir sollten es nicht noch schlimmer
machen.«
    »Ist es
Oddný?« Friðrikka sah Matthias flehend an.
»Ich konnte nicht hinschauen.«
    Matthias schüttelte den
Kopf. »Nein, soweit ich sehen konnte, ist es ein
Mann.«
    Friðrikka seufzte
erleichtert. » Halldór oder Bjarki?«
    »Nein.«
Eyjólfur schüttelte den Kopf. »Keiner von
beiden.«
    » Was ist hier eigentlich
los?« Bella hatte sich bisher nicht sonderlich für die
ganze Sache interessiert, wirkte aber plötzlich genauso
neugierig wie die anderen. »Es gibt drei Verschollene, und
wenn wir dann endlich einen Toten finden, ist es ein völlig
Fremder!?«
    Dóra bekam eine
Gänsehaut. Wer zum Teufel lag da im Kühlraum? Wer hatte
die furchterregende, gefrorene Leiche eines unbekannten Mannes dort
hineingeschafft? »Vielleicht hat jemand sie da reingebracht,
als das Flutlicht eben an war. Vielleicht ist er hier noch irgendwo
...« Sie drehte sich instinktiv um, so als könnte jeden
Moment ein Verrückter aus der großen Spülmaschine
springen.
    Friðrikka stieß wieder
einen Schrei aus, außer sich vor Angst.

18.
Kapitel
    21. März 2008
    Friðrikka hatte
aufgehört zu weinen. Von dem vielen Heulen waren ihre
Tränendrüsen wie ausgetrocknet, aber nach ein paar
Schluchzern schien sie ihre Fassung wiederzugewinnen. Sie schwieg
einen Moment und verkündete dann, sie werde nicht in einem
Haus mit einer Leiche im Kühlraum schlafen. Die anderen
versuchten erfolglos, sie umzustimmen, und am Ende beschloss man,
dass Dóra und Bella mit Friðrikka im
Bürogebäude schlafen sollten, da man sie in diesem
Zustand nicht allein lassen konnte. Sie schleppten ihre Matratzen
durch den Schnee zum Bürogebäude, und obwohl es relativ
windstill war, kostete es sie einige Mühe. Die Bettdecken
ließen sich leichter transportieren, und am Ende waren im
Konferenzraum drei Lager bereitet.
    Dóra konnte sich kaum
eine schlimmere Unterkunft vorstellen. Durch den alten,
porösen Schaumgummi spürte sie den Fußboden, und
Bellas Atmen erinnerte sie ständig an die Gesellschaft, in der
sie sich befand. Wenn man stand, war es zwar nicht kalt, aber dicht
über dem Boden lag eine Kälteschicht. Zu allem
Überfluss hatte Friðrikka darauf bestanden, das Licht
anzulassen, und der Schein der Neonleuchten war so grell, dass es
kaum etwas brachte, die Augen zuzumachen. Ab und zu flackerte eine
Glühbirne und knackte
leise.         
    »Bist du noch wach?«
Friðrikka ging es anscheinend genauso wie Dóra.
»Was ... was glaubst du, wer der Tote ist?« Die Stimme
der Geologin war nach dem vielen Weinen ganz belegt.
    »Ich weiß
nicht«, antwortete Dóra. »Man konnte ihn so
schlecht sehen, und ich kenne die Leute hier ja auch nicht.«
Dóra rief sich wieder ins Gedächtnis, was sie gesehen
hatte. »Könnte ein Grönländer gewesen sein.
Jedenfalls hatte er eine Felljacke an, aber ich hab ihn nur von den
Schultern aufwärts gesehen.« Dóra stützte
sich auf den Ellbogen, um Friðrikka anschauen zu können.
Sie fand es unangenehm, beim Sprechen an die Decke zu starren.
»Hier haben keine Einheimischen gearbeitet,
oder?«
    Friðrikka schüttelte
auf ihrem Kissen den Kopf. »Nein. Man hat wohl versucht,
welche einzustellen, aber soweit ich weiß, hatten sie kein
Interesse. Die Dorfbewohner haben uns die ganze Zeit kritisch
beäugt. Völlig grundlos. Wir waren immer freundlich zu
ihnen, und das Gelände, wo das Bergwerk entstehen soll, wurde
nie für

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