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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hatte er sich Mühe gegeben, den jungen Midshipman Aplyn-Ahrmahk in das standesgemäße Verhalten einzuführen, das seinem neuen hohen Adelsrang angemessen war.
    Es fängt schon damit an, wann man welche Gabel zu benutzen hat, seufzte Hektor in Gedanken. Erneut grinste er, als ihm eine Erinnerung durch den Kopf schoss: Der Captain hatte ihm mit seiner eigenen Gabel ordentlich eins über die Finger gezogen, als Hektor nach der falschen gegriffen hatte. Damals hätte ich wetten mögen, er hat mir die Knochen gebrochen! Aber wahrscheinlich ...
    »Schiff in Sicht!«, kam es aus dem Krähennest der Großmast-Saling, einhundertundzehn Fuß oberhalb des Decks. Von dort aus war der Horizont fast elfeinhalb Meilen weiter entfernt als vom Deck aus betrachtet. An einem klaren Tag wie heute konnte man zweifellos so weit blicken.
    »Zwei Schiffe, fünf Strich backbord!«, korrigierte der Wachposten kurz darauf.
    »Master Aplyn-Ahrmahk!«, sagte eine tiefe Stimme in nächster Nähe. Als Hektor sich herumdrehte, sah er vor sich Lieutenant Rhobair Lathyk, den First Lieutenant der Destiny. Lathyk hatte im Augenblick Wache.
    »Aye, Sir?« Hektor salutierte angemessen, indem er die zur Faust geballte rechte Hand an die Brust führte. Lathyk war ein auffallend hochgewachsener Mann - er war groß genug, um sich an der Decke eines jeden Schiffs ständig den Kopf zu stoßen. Für Faulpelze hatte er nicht das Geringste übrig. Immer und zu jeder Zeit bestand er auf formvollendete militärische Umgangsformen, vor allem bei jungen Offizieren. Doch er war auch ein sehr guter Seemann, und (normalerweise) suchte er nicht eigens nach Fehlverhalten.
    »Gehen Sie nach oben, Master Aplyn-Ahrmahk!«, wies Lathyk ihn nun an und reichte ihm sein Fernrohr. »Schauen Sie mal, was Sie uns über diese Burschen berichten können!«
    »Aye, aye, Sir!«
    Hektor griff nach dem Teleskop, hängte es sich an dem Lederriemen über die Schulter und erklomm geschickt die Webeleinen. Natürlich hätte Lathyk auch einen der anderen Midshipmen der Galeone schicken können. Hektor war froh, dass der Lieutenant ihn ausgewählt hatte. Es gab Dinge, die Hektor seit seiner Beförderung zum diensttuenden Fifth Lieutenant der Destiny vermisste. Dazu gehörte, dass kein Lieutenant - nicht einmal einer, der eigentlich nur ein kleiner Midshipman war - seine Kameraden noch in die Takelage hinaufschicken durfte, wie ein Midshipman das tun konnte. Im Gegensatz zu vielen seiner Kameraden war Hektor ganz und gar schwindelfrei. Er hatte es geliebt, sich oben in der Mars aufzuhalten. Selbst beim rausten Wetter machte es ihm überhaupt nichts aus, in die Rahen hinaufzusteigen. Gewiss, Angst hatte er hin und wieder schon gehabt. Die aber hatte stets auch ein belebendes Gefühl begleitet. Jetzt huschte er die Wanten empor wie eine Affenechse.
    Er ignorierte das Soldatengatt, als er die Großmars erreichte, und hielt sich nur mit Fingern und Zehen fest, während er über die Auflanger rings um das Gatt kletterte. Dann eilte er auf die Stengenmastwanten hinaus. Eisig pfiff ihm der Wind um die Ohren; die Luft brannte ihm in den Lungen, und seine Augen funkelten vor Freude, als sich ihm mit schrillem Pfeifen eine Seewyvern näherte. Diese Tiere folgten den Schiffen ständig, weil sie darauf hofften, im Abfall etwas Schmackhaftes zu entdecken.
    »Welche Richtung, Zhaksyn?«, fragte er den Mann im Krähennest, als er endlich den Posten des Ausgucks in schwindelnder Höhe erreicht hatte. Der Mann hatte sich auf die Saling gehockt; ein Bein ließ er gelassen baumeln, den Arm hatte er um die Bramstenge geschlungen. Nun grinste er Hektor an.
    Hier oben war es noch kälter: Je höher man kletterte, desto frischer wurde auch der Wind (das war zwar allgemein bekannt, aber Hektor hatte keine Ahnung, warum das so war). Obwohl das Klettern ihn angestrengt hatte, war er dankbar für den dicken Wachmantel, die schweren Handschuhe und den weichen Strickschal, den ihm Prinzessin Zhanayt zum letzten Mittwintertag geschenkt hatte. Die Marsstenge hatte hier, wo ihr Eselshaupt oberhalb der Saling herausragte, einen Durchmesser von fast anderthalb Fuß und stützte so die Bramstenge. Als Hektor sich nun dagegenlehnte, zitterte der Mast aber trotzdem, vibrierte in der Kraft von Wind und Wellen. Wenn Hektor geradewegs nach unten blickte, sah er nicht das Deck der Destiny unter sich, sondern das graugrüne Wasser mit seinen weißen Kronen auf Lee. Unter den gebauschten Segeln krängte das Schiff immer weiter. Würde

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