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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sind, hätte ich vom Skipper eines Handelsschiffes erwartet, dass er Abstand hält. Auf jeden Fall hätte er ein paar Segel eingeholt, um den derzeitigen Abstand nicht zu verringern. Selbst wenn er nach Seidenstadt will - oder nach Khairman Keep, so wie wir. Und auch wenn der Ausguck sich nicht ganz sicher ist, glaubt er doch, der fremde Bursche da draußen hat sogar noch zusätzlich Segel setzen lassen.«
    »Er ist sich bei etwas so Wichtigem nicht ganz sicher?« Fragend hob Wailahr eine Augenbraue.
    »Das sagt er, Sir. Ich kann ihn selbstverständlich herunterbeordern, damit Sie persönlich mit ihm sprechen können.« Wieder zuckte der Flaggoffizier kaum merklich mit den Schultern. »Aber Lieutenant Chaimbyrs hat bereits mit ihm gesprochen. Der Lieutenant ist der Ansicht, was den Mann im Krähennest überhaupt erst auf das Schiff aufmerksam gemacht hat, sei das Setzen zusätzlicher Segel gewesen.«
    »Ich verstehe.«
    Ahbahts Erwiderung hatte nach Wailahrs Meinung gerade zugleich dessen größte Stärke wie auch dessen größte Schwäche als Flaggoffizier gezeigt. Oder überhaupt als militärischer Anführer. Tonfall und Körpersprache des Captains hatten deutlich gezeigt, dass er jederzeit bereit gewesen wäre, den Mann aus dem Krähennest für eine Wailahrsche Standpauke auf das Deck herunterkommen zu lassen. Zugleich jedoch hatte er dafür gesorgt, dass Lieutenant Zhustyn Chaimbyrs, der Second Lieutenant der Erzengel Chihiro, bereits mit dem Matrosen gesprochen hatte. Chaimbyrs selbst war ein ausgezeichneter junger Offizier - Wailahr behielt ihn im Auge und zog bereits in Erwägung, ihn schon bald für eine Beförderung vorzuschlagen. Zweifellos hatte Chaimbyrs aus dem Späher alle wichtigen Informationen herausgeholt, ohne ihn dafür einschüchtern zu müssen. Typisch für Ahbaht: einerseits traf er stets genau die richtige Entscheidung, wenn es darum ging, bestmögliche Informationen zu erhalten; andererseits war er jederzeit bereit, sich einen möglicherweise verärgerten Vorgesetzten an genau der Person abreagieren zu lassen, die diese Informationen geliefert hatte. Vor allem, wenn besagter Vorgesetzte über genügend Einfluss verfügte, gegebenenfalls auch Ahbahts eigener Karriere förderlich zu sein.
    Sei nicht ungerecht, Hairahm, schalt sich der Commodore zum vielleicht tausendsten Mal. Im Gegensatz zu dir hat Ahbaht überhaupt keine Beziehungen, und der Mann ist doch jetzt schon ... wie alt? Dreiundvierzig? Ist ja auch egal. Auf jeden Fall ist er alt genug, um damit zu rechnen, dass er nicht weiter aufsteigen wird, falls niemand seiner Karriere einen ordentlichen Schub verleiht. Eigentlich sollte der Umstand, dass man ihm das Kommando über eine der allerersten Galeonen übertragen hat, ihn ein ganz klein bisschen beruhigen!
    Andererseits war die Navy in Desnairia nie sonderlich wichtig gewesen. Eine recht beachtliche Zahl der Flottenoffiziere, denen Wailahr in den letzten Monaten begegnet war, schienen ernstlich Schwierigkeiten zu haben zu begreifen, wie sehr sich das alles schon bald ändern würde.
    »Also gut, Ruhsail«, sagte er nach mehreren Sekunden des Nachdenkens. »Was schlagen Sie vor?«
    »Was ich vorschlage, Sir?« Kurz zuckte Ahbahts Blick zu Lairays hinüber.
    »Sollen wir gestatten, dass er zu uns aufschließt, oder setzen wir ebenfalls weitere Segel?«, führte Wailahr seine Frage in geringfügig gefährlicherem Tonfall aus.
    Sofort zuckte Ahbahts Blick wieder zum Gesicht des Commodore zurück. Es gelang Wailahr, ein Seufzen zu unterdrücken. Soweit er das bislang beurteilen konnte, gab es an Ahbahts Mut nichts auszusetzen. Aber eines war offenkundig: Er hatte noch weniger die Absicht, vor Lairays einen falschen Schritt zu tun, wie Wailahr gegen sich aufzubringen.
    Was, wie Wailahr nach reiflicher Überlegung eingestehen musste, recht weise von ihm war - in vielerlei Hinsicht. Lairays war nicht der Kaplan, den der Commodore sich selbst ausgewählt hätte. Bischof-Vollstrecker Mhartyn Raislair hatte ihn Wailahr zugewiesen. Die Anwesenheit des Kaplans war ein deutliches Zeichen dafür, wem die Erzengel Chihiro in Wahrheit gehörte. Sie mochte ja unter der Flagge von Desnairia fahren, auf der das schwarze Pferd auf gelbem Grund prangte. Aber es gab einen Grund, warum gleich darüber der Wimpel der Kirche flatterte. Im Augenblick wurde über diesen Grund noch nicht gesprochen - zumindest noch nicht offen. Aber nur einem echten Vollidioten (und das war Ahbaht bei all seiner Unterwürfigkeit

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