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Die Eiserne Festung - 7

Die Eiserne Festung - 7

Titel: Die Eiserne Festung - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Sharleyan auf ihrem Stuhl hin und her, als wolle sie seinem Urteil widersprechen. Doch sie tat es nicht, und Nahrmahn lächelte milde.
    »Ich habe mir gerade noch einmal die Ereignisse an jenem Morgen ins Gedächtnis zurückgerufen und genau angeschaut.« Sein Tonfall klang beinahe schon humorig. »Da dachte ich, Ihr hättet schon so viel erklärt, und dann stellt sich heraus, dass es so viel mehr gab, das Ihr nicht einmal ansatzweise erwähnt habt!« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich muss zugeben, dass jetzt eine ganze Reihe Dinge deutlich mehr Sinn ergeben als zuvor. Zum einen hat mich schon die ganze Zeit verwundert, wie Ihre Majestäten in so ähnlichen Bahnen haben denken können. Gewiss, ich habe reichlich Erfahrung darin, wie ein Ehepaar lernt, die Gedanken des anderen vorauszuahnen. Und«, kleine Fältchen erschienen rings um seine Augen, als er Ohlyvya kurz, aber sehr herzlich anlächelte, »wie sie einander auch noch nach all den Jahren immer wieder zu überraschen vermögen. Aber Ihre Majestäten«, nun richtete er den Blick auf Cayleb und Sharleyan, »sind noch nicht so lange zusammen. Und deswegen hat es mich mehr als nur einmal überrascht, wie trotz großer räumlicher Trennung Euer Handeln und Eure Entscheidungen so aufeinander abgestimmt sein konnten. Zum Beispiel, wie Ihre Majestät von sich aus entschieden hat, nach diesem erfreulicherweise doch missglückten Attentat wieder nach Chisholm zurückzukehren. Das war genau das, was ich für das Richtige gehalten habe. Tatsächlich war es genau das, was ich gerade an jenem Morgen recht nachdrücklich empfohlen hatte. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, Ihre Majestät könne das derart prompt wirklich tun. Jetzt verstehe ich, wie Ihr beide das habt hinbekommen können.«
    »Um Cayleb und Sharleyan Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, Euer Hoheit: Vor diesem Attentat hatten sie nicht die Möglichkeit zeitverlustloser Kommunikation«, merkte Merlin an. Da nickte Nahrmahn nachdenklich.
    »Auch richtig«, stimmte er zu. »Sie haben auch schon vorher reibungslos zusammenarbeiten können, nicht wahr?«
    »Ja, haben ›sie‹«, warf Cayleb trocken ein. »Und das bringt mich auf meine ursprüngliche Frage zurück, Euer Hoheit.«
    »Ich will nicht behaupten, dass ich nicht im Übermaß überrascht wäre, Euer Durchlaucht«, gestand Nahrmahn ein. »Allerdings vermute ich, dass Ihr doch ein wenig enttäuscht wäret, wäre es anders! Aber das Sonderbare daran ist, dass ich, so scheint es mir, eigentlich nicht schockiert bin.«
    »Nicht?«
    Die Stimme seiner Gemahlin zitterte - nicht sehr, aber doch deutlich erkennbar. Rasch schaute Nahrmahn sie an, und sie brachte ein schwaches Lächeln zustande, als sie die Besorgnis in seinem Blick sah.
    »Ich vermag zu sagen, dass ich durchaus schockiert bin!«, fuhr sie fort. »Und ...«, nun blickte sie zu Cayleb und Sharleyan, »... ich muss gestehen: zutiefst beunruhigt. Selbst mit all den Beweisen, die Seijin Merlin vorgebracht hat, verlangt Ihr doch, eine ganze Menge unfassbarer Dinge zu glauben. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen: eine ganze Menge Dinge nicht zu glauben. Ihr redet hier nicht mehr nur von der ›Vierer-Gruppe‹. Ihr redet nicht nur über die Korruption, die die ganze Kirche befallen hat, oder über bösartige Männer, die Gottes Heilige Botschaft verzerren und missbrauchen. Ihr habt uns gerade gesagt, dass die Botschaft selbst eine Lüge ist. Dass der Glaube, dem wir unsere Seelen anvertraut haben - die Seelen unserer Kinder - nicht mehr ist als ein einziger, gewaltiger Betrug!«
    Die Seele dieser Frau besteht wirklich aus Stahl, dachte Merlin voller Respekt. Sicher ist sie schockiert. Aber sie geht gleich geradewegs an den Kern der Sache heran - an das, was ihr wirklich wichtig ist.
    »Das ist ganz genau das, was Merlin Euch gerade berichtet hat ... teilweise«, ergriff Staynair das Wort, bevor jemand anderes dazu Gelegenheit hatte. Ohlyvya Baytz blickte den Erzbischof an. Er schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Die Kirche des Verheißenen ist eine Lüge, ein einziger, gewaltiger Betrug, wie Ihr es gerade genannt habt«, fuhr er fort. »Aber die Männer und Frauen, die für diese Lüge verantwortlich sind, haben sie aus einzelnen Fragmenten echten Gottvertrauens zusammengesetzt. Aus echtem Glauben. Sie haben Teile der Wahrheit gestohlen und daraus eine Lüge konstruiert. Und genau das hat es für so lange Zeit so verdammenswert - und ich habe dieses Wort mit Bedacht gewählt, Eure Hoheit -

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