Die Elementare von Calderon
ansonsten schweigen.«
Tavi fauchte: »Das finde ich nicht. Hier wäre es eben fast zum Kampf gekommen. Ich werde doch nur als Vorwand benutzt. Ich glaube, es wäre höflich, mir wenigstens zu verraten, auf welche Weise. Und weshalb.«
Hashat blickte ihn scharf an und legte die Hand auf ihren Säbel, aber Doroga schüttelte den Kopf. »Nein, Hashat. Er hat Recht.« Doroga kehrte zu seinem Stein zurück und ließ sich darauf nieder. »Taljunge, du hast zugestimmt, ein Urteil der Klugheit von Dem Einen zu fordern, gegen Kitai. Von dem Sieger wird angenommen, dass er in der Gunst Des Einen steht, was die Frage betrifft, die du aufgeworfen hast.«
Tavi runzelte die Stirn. »Du meinst, wenn ich gewinne, habe ich Recht, und mein Volk gilt nicht als Feind der Marat.«
Doroga grunzte zustimmend. »Und mein Clan und Hashats werden sich Atsurak als Anführer widersetzen, denn er will gegen euer Volk in den Krieg ziehen.«
Tavi riss die Augen auf. »Du machst Witze. Die Hälfte der Marathorde würde sich einfach zurückziehen? Mit einem Fingerschnipsen?« Er wandte sich an Faede, und sein Herz begann zu klopfen. »Faede, hast du das gehört?«
»Noch ist das Urteil nicht zu deinen Gunsten gefällt«, sagte Kitai höhnisch. »Und das wird es auch nicht.«
Doroga bedachte seinen Welpen mit einem Stirnrunzeln und sagte zu Tavi: »Es ist mein Wunsch, dass du siegst. Dann kann ich mein Volk aus dieser Auseinandersetzung heraushalten. Aber vielleicht ist es nicht der Wunsch Des Einen.«
»Meiner ist es bestimmt nicht«, mischte sich Kitai wieder ein. Der junge Marat nickte seinem Vater zu und wandte sich an Hashat. »Gilt dein Angebot noch?«
Das Oberhaupt der Pferde blickte Doroga an. Dann nickte sie Kitai zu. »Gewiss.«
Kitai trat daraufhin vor Tavi und musterte ihn mit seinen vielfarbigen Augen. »Klugheit oder Stärke spielt für mich keine Rolle, Aleraner. Ich werde dich schlagen.« Dann warf er Doroga einen wütenden Blick zu und stolzierte den Hügel hinunter.
Tavi blinzelte. »Aber... ich hätte gedacht, er würde dir helfen wollen.« Er sah Doroga an.
Der Marat zuckte mit den Schultern. »Mein Welpe wird versuchen, dich zu besiegen. So soll es sein. Wir werden ein gutes Urteil von Dem Einen erhalten.«
»Und...« Tavi schluckte. »Ein Urteil der Klugheit? Was ist das?«
Doroga sagte zu Hashat: »Kümmere dich darum, dass sie vorbereitet sind.« Anschließend wandte er sich um und ging hinter seinem Welpen her.
»Nun?«, fragte Tavi. »Was soll ich tun?«
»Du wirst heute Nacht losgehen und mit dem Segen der Nacht aus dem Tal der Bäume zurückkehren«, sagte Hashat nur. »Wer als Erster wieder hier ist, hat gesiegt. Folge mir.« Die Maratfrau machte sich auf den Weg den Hügel hinunter und schritt auf den schlanken Beinen rasch davon.
»Segen der Nacht, Tal der Bäume. Richtig, genau.« Tavi wollte ihr hinterher eilen, blieb jedoch stehen, als Faede ihn am Hemd packte. Tavi drehte sich zu ihm um. »Was gibt es denn?«
»Tavi«, sagte Faede. »Du darfst das nicht tun. Lass mich gehen.«
Tavi war verblüfft. »Äh, Faede. Es ist ein Gericht der Klugheit, schon vergessen?«
Faede schüttelte den Kopf. »Tal der Bäume. Nicht vergessen.«
Der Junge blickte den Sklaven fragend an. »Was hast du nicht vergessen?«
»Name der Marat für den Wachswald.« Faede schaute Hashat hinterher, und die Angst stand ihm ins vernarbte Gesicht geschrieben. »Einer von euch wird sterben. Bestimmt.«
27
Fidelias blieb schnaufend stehen, als er mit Aldrick endlich aus dem dichten Wald nordöstlich von Bernardhof trat und den Dammweg erreichte, der durch das Tal bis nach Kaserna führte. Der Zustand seiner Füße hatte sich noch verschlechtert, obwohl er sie mit Streifen von seinem Mantel umwickelt hatte und obwohl sein Elementar den Weg für ihn geebnet hatte. Der Schmerz allein reichte schon, dass er sich nach einer Rast sehnte, doch außerdem war er erschöpft, weil sie schon viel zu lange hin und her gelaufen waren, um diesen gerissenen Wehrhöfer zu erwischen. Was ihnen dennoch nicht gelungen war.
Fidelias ließ sich auf einen flachen Stein neben dem Dammweg sinken, während der Schwertkämpfer ruhelos auf die Straße trat. »Ich verstehe es nicht«, sagte er. »Warum konntest du uns nicht einfach auf einer Erdwelle reisen lassen?«
»Weil wir nicht auf einer Straße waren«, meinte Fidelias durch
die zusammengebissenen Zähne. »Eine Erdwelle auf einer Straße zu lenken ist einfach. Im offenen Gelände, dessen
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