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Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung

Titel: Die Elfen 01 - Vor der Elfendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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verzerrte. Jede Bewegung, jeder Schritt tat weh. An der Seite, dort, wo ihn ein Elfendolch aufgeschlitzt hatte, war sein Überwurf blutbespritzt. Dann fiel ihm auf, dass er über und über mit Blut beschmiert war. Zum Teil war es sein eigenes Blut.
    »Gehen wir«, sagte die Königin.
    Bei Anbruch der Nacht hatten sie Gwragedd Annwh verlassen. Der Boden unter den Füßen war wieder fest, auch die Vegetation hatte sich verändert. Auf die Weidenhaine, das Schilf, die Farnwälder und die Stechginsterbüsche folgte düsteres Unterholz, das bis zu einem Wald aus knorrigen, vom Wind gebeutelten Buchen reichte, die die Menschen Hippen nannten und vor denen sie Angst hatten, denn die Silhouetten dieser knorrigen, verkrüppelten Bäume erinnerten an alptraumartig verzerrte menschliche Gestalten. Der federnde und schwammige Torfboden hatte fester und immer felsiger werdender Erde Platz gemacht, über die sich Wurzelwerk und kriechender Efeu rankte, so dass sie andauernd stolperten und gezwungen waren, nach unten zu sehen und darauf zu achten, wo sie ihre Füße hinsetzten. Jedes Mal wenn Uther den Kopf hob, überkam ihn ein Gefühl der Beklemmung angesichts des düsteren Waldes, der sie nach und nach zu umzingeln schien. Schwarze Bäume mit efeuüberwucherten Stämmen, grünlicher Moosbefall auf den Felsblöcken, lange krallenartige Äste wie Hexenhände, knochig und klauenbewehrt, alles wirkte immer verwunsche ner, und er blickte lieber wieder auf den Boden, um diese grausige Umgebung nicht sehen zu müssen.
    Zu viele Legenden über diesen unheilschwangeren Wald kursierten unter den freien Völkern, als dass irgendeiner der vier Gefährten sich im Zweifel darüber hätte befinden können, wo sie waren. Der düstere Buchenwald bildete die Grenze zu den Schwarzen Landen. Dahinter lag die Hügelkette der Marken, und dann das Land Gorre, das Reich Dessen-der-keinen- Namen-haben-darf.
    Sie wanderten schweigend weiter (bis auf Tsimmis Gejammer, der noch immer über Frehirs Schultern hing und nur aus seiner Ohnmacht erwacht war, um sich zu beklagen), bis die Dunkelheit sie hinderte voranzukommen. Also machten sie Halt, erschöpft und in einer Stimmung, die ebenso düster war wie der Wald, verschanzten sich hinter ihrem Schweigen und hingen trüben Gedanken nach.
    Uther löste seinen Gürtel, zog den blutbespritzten Überwurf ab, den er über seinem Kettenhemd trug und warf ihn mit angewiderter Miene weit von sich. Wozu die Farben König Pel- lehuns tragen, wenn man sie ohnehin nicht mehr erkennen konnte? Dann kratzte der junge Mann sich wie besessen die Wangen, auf denen ein Stoppelbart spross, der ihn juckte. Er fühlte sich schmutzig, er hatte Hunger, er hatte genug von allem. Und außerdem hatte er das unangenehme Gefühl, der Einzige zu sein, der nicht wusste, wohin sie seit Stunden gingen, seit sie diesen verfluchten Wald betreten hatten, durch den man überhaupt nirgendwohin gelangte. Aber da die Königin nicht das Wort an ihn richtete, behielt er seine Fragen für sich und fraß seinen Ärger in sich hinein.
    Später hätte keiner von ihnen zu sagen gewusst, wie lange sie da gesessen und sich schweigend ihren düsteren Gedanken überlassen hatten, aber plötzlich schienen sie alle zugleich munter zu werden. Lliane und Tsimmi begannen, sich um die Verletzungen des Zwergs zu kümmern (wobei der Meister der Steine der Königin unaufhörlich gute Ratschläge erteilte und aufschrie, wenn sie ihm wehtat}, und Uther machte sich auf, trockenes Holz für ein Feuer zu sammeln.
    »Halte du Wache, ich werd uns was fürs Abendessen jagen ...«
    Der Recke stand auf und zog sicherheitshalber sein Schwert. In Wirklichkeit wusste er weder, worüber er Wache halten, noch woher die Gefahr kommen sollte, aber zumindest waren sie alle wieder aus ihrer lähmenden Lethargie erwacht... Er ging ein Stückchen in die Richtung, die auch der Barbar eingeschlagen hatte. Man konnte noch das Geräusch seiner Schritte hören, die sich rasch in der Nacht verloren, aber zwischen dem dunklen Unterholz und den knorrigen Buchenstämmen vermochte man keine Handbreit weit zu sehen. Falls der Mond schien, war die Wolkendecke zu dicht, als dass sein Licht bis zum Waldboden hätte dringen können. Uther folgte ein Stück weit dem Geräusch und fragte sich, wie man bei einer solchen Dunkelheit jagen wollte. Dann war nichts mehr zu hören von dem Barbaren. Er hackte mit dem Schwert die Zweige weg, die sich in seinem Kettenpanzer verhakt hatten, und machte sich auf den

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