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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Pynchon
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jetzt die Russen dort sitzen, verfällt er leicht in finsteres Brüten.
    "Da war auch eine Fabrik für Flüssigsauerstoff, auf die ich ein Auge geworfen hatte", der Springer, selbst ein wenig sauer, "ich wollte eine Kette aufbauen - auf die in Volkenrode, im alten Göring-Institut, reflektieren wir immer noch." "Unter Nordhausen sind 'ne ganze Masse von diesen LOX-Generatoren", versucht Slothrop zu helfen.
    "Danke, aber dort sitzen die Russen auch, wie Sie sich vielleicht erinnern. Da liegt ein Problem: Wenn es nicht derart widernatürlich wäre, würde ich vermuten, sie wissen nicht, was sie wollen.
    Die Straßen nach Osten sind Tag und Nacht verstopft mit russischen Lastwagen, Plünderungsgut aller Arten. Aber es ist kein System darin zu erkennen bis jetzt, es sei denn das schlichte Schnapp-dir-was-du-kriegen-kannst."
    "O je", der clevere Slothrop, "glauben Sie, daß sie das, äh, S-Gerät auch schon gefunden haben, Mr. von Göll?" "Ah, raffiniert!" strahlt der Springer.
    "Er ist vom OSS", knurrt Närrisch, "ich sage euch, wir sollten ihn umlegen."
    "Das S-Gerät notiert im Augenblick mit 10000 Pfund, die Hälfte im voraus. Sind Sie
    interessiert?"
    "Nö. Aber ich hab in Nordhausen gehört, daß Sie es schon haben?"
    "Irrtum."
    "Gerhardt -"
    "Er ist in Ordnung, Klaus." Dazu ein Blick, den Slothrop früher schon bekommen hat: von Autoverkäufern, die ihren Partnern signalisieren wollten hier hab ich einen echten Trottel, Leonard, jetzt vergraul ihn mir bitte nicht. "Das war eine gezielte Falschmeldung, die wir in Stettin lanciert haben. Wir wollten sehen, wie ein gewisser Oberst Tschitscherin darauf reagieren wird."
    "Scheiße, er wieder? Der wird reagieren, darauf könnt ihr Gift nehmen!" "Ja, und um das rauszukriegen, fahren wir schließlich heute nach Peenemünde." "Oh, Mann!" Slothrop beginnt, von der Begegnung in Potsdam zu erzählen und von Geli, die geglaubt hat, daß sich Tschitscherin nicht annähernd so sehr für Raketen interessiert wie für ein Komplott, das er gegen diesen Oberst Enzian schmieden will. Falls die beiden Schieber das interessant finden, lassen sie sich's jedenfalls nicht anmerken.
    Zeit vergeht, und das Gerede verdünnt sich zu jener Art von namensreicher Rekapitulation, auf der sich Slothrops Mutter Nalline so gerne durch die Nachmittage treiben ließ - Helen Trent, Stella Dallas, Mary Noble, die Gattin hinter den Kulissen ... "Tschitscherin ist ein komplizierter Mensch. Es sieht fast so aus, als ob ... als ob er denkt, daß Enzian... ein Teil von ihm ist - eine schwarze Version von etwas, das in ihm selber drinnensteckt. Ein Etwas, das er unbedingt... liquidieren muß." Närrisch: Glaubst du, daß es vielleicht einen ... politischen Grund geben könnte? von Göll (schüttelt den Kopf): Ich weiß es einfach nicht, Klaus. Seit damals, seit den Ereignissen in Zentralasien -
    Närrisch: Du meinst von Göll: Ja ... das Kirgisische Licht. Weißt du, es ist komisch -
    er wollte niemals, daß man ihn für einen Imperialisten hielte -
    Närrisch: Das wollen die doch alle nicht. Aber da ist dieses Mädchen...
    von Göll: Die kleine Geli Tripping. Die sich für eine Hexe hält.
    Närrisch: Aber glaubst du wirklich, daß sie die Sache durchziehen wird? Diesen Plan,
    Tschitscherin zu suchen?
    von Göll: Ich glaube ... sie glauben's ...
    Närrisch: Aber, Gerhardt, sie liebt ihn wirklich -
    von Göll: Er hat sich nicht besonders um sie gekümmert, oder?
    Närrisch: Daraus kannst du nicht schließen -
    "Sagt mal", stottert Slothrop, "wovon, zum Teufel, redet ihr überhaupt?" "Paranoia", schnauzt der Springer ungehalten (so wie's Leute tun, die mitten im schönsten Spielen unterbrochen werden), "Sie würden das ohnehin nicht kapieren."
    "Dann entschuldigt mich, ich muß mal kotzen gehen." Eine klassische Replik unter Tanzschulnieten wie unserem Taktvollen Tyrone hier, und ziemlich fortgeschrittener Kram an Land, nicht aber hier draußen, wo die Ostsee ihr möglichstes tut, die Redensart zu fundieren. Die Schimpansen vollführen ihr Gekotze gemeinschaftlich unter einer Plane aus Segeltuch. Slothrop schließt sich einer Gruppe von unglücklichen Musikern und Mädchen an der Reling an. Sie klären ihn in einem Schnellkurs über einige Finessen auf, zum Beispiel, daß man nicht gegen den Wind kotzen und den Mund erst aufmachen darf, wenn der Kutter überholt. Frau Gnahb hat nämlich bereits der Hoffnung Ausdruck verliehen, daß ihre Planken sauber bleiben, und zwar mit jenem gefrorenen Lächeln, das Dr.

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