Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
haben?«
Sie glaubte, ein verhaltenes Grinsen bei ihm entdeckt zu haben, aber sie konnte sich nicht sicher sein, und als sie das nächste Mal im Schein der Lampe in sein Gesicht sah, war sein Ausdruck streng wie immer. Er wies mit dem Kopf zum Tunnel.
»Wir müssen die Wunden versorgen. Weiß der Himmel, in was du deine Hand gesteckt hast. Wahrscheinlich Eingeweide. Du gehst voraus, ich folge dicht dahinter. Und von nun an, Adie, hörst du auf mich.«
Ein paar Minuten später zuckte Adie zusammen, als Sian die Kratzer mit einer brennenden antiseptischen Flüssigkeit einrieb. »Es ist wohl nicht ganz nach Plan verlaufen«, sagte die blonde Frau. Sie löste die Schutzschicht von einer sterilen Mullbinde, die sie über die größte Wunde legte und verband. Zum Glück schien die zähe Flüssigkeit Honig gewesen zu sein und keine uralten Eingeweide.
Adie schüttelte den Kopf. Das Zurückkriechen durch den Tunnel war entsetzlich gewesen. Nicht nur, dass die Kalksteine und die engen Biegungen das Fortbewegen mit dem verletzten Arm besonders erschwert hatten, sie hatte auch Killian die ganze Zeit hinter sich ertragen müssen, und mit ihm sein dumpfes Missfallen. Er war dann zurückgeblieben, wenn auch nicht ohne die strikte Ermahnung, dass sie den ganzen Tag über nichts Anstrengendes mehr tun sollte. Sie war fast wütend gewesen, dass er ihr geholfen hatte. Trotzdem lechzte sie nach seiner Anerkennung.
»Du denkst doch nicht daran, noch einmal hinunterzugehen?«, fragte Sian.
»Im Moment nicht, aber ich will nicht verstehen, dass er mich ausschließt. Es war meine Entdeckung.«
Sian wiegte den Kopf hin und her und warf Tupfer, Wattebäusche und steriles Verbandmaterial in einen Beutel. »Tu dir einen Gefallen. Hör auf, von einer glänzenden Zukunft als Miss Goldener Spaten zu träumen, und konzentriere dich auf deine Arbeit. Killian hat gute Gründe für seine Haltung. Er hat die Art von Vergangenheit hinter sich, um die ihn niemand beneidet. Und du hast einen Job, für den die meisten Ägyptologen zu töten bereit sind. Gefährde ihn nicht.«
»Aber …«
Sian hob einen warnenden Finger, und Adie verschluckte das, was sie einwenden wollte. Sie legte den Kopf zurück gegen die Bank im Land Rover. Sie verstand, was Sian meinte, aber das veränderte nichts. Dann fiel ihr etwas ein. »Warte mal. Was hast du gemeint, dass Killian eine Vergangenheit hinter sich hat, um die ihn niemand beneidet?«
»Nichts«, sagte Sian. Sie sprang vom Jeep hinunter.
»Sian!«
»Und grabe nur da, wo man es dir sagt!«
Zu viele Menschen haben ihre Geheimnisse, dachte Adie an diesem Abend, als sie aus dem Duschraum trat. Den Nachmittag hatte sie damit verbracht, Tonscherben in der Sonne zu waschen. Die Nachtluft wehte kühl gegen ihre feuchte Haut, als sie über Deck schritt. Um sie herum waren die flackernden gelben Lichter der dahabiyya meilenweit das einzige Lebenszeichen, und die einzigen Geräusche lieferten das Dröhnen des Wüstenwindes und das sanfte Lecken des Wassers am Schiffsrumpf.
Joe war außer sich gewesen, weil sie unbedingt für Killian arbeiten wollte, und jetzt redete Sian über merkwürdige Geheimnisse in seiner Vergangenheit. Alles sehr geheimnisvoll, faszinierend und neugierig machend. Sie überlegte, ob sie Killian direkt mit der Frage nach seiner Vergangenheit konfrontieren sollte, aber sie entschied sich dagegen. Für heute hatte sie schon genug riskiert.
Adie rubbelte die Enden ihrer langen Haare trocken, dann warf sie das nasse Handtuch in ihre Kabine. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich über die Reling und sah hinunter in das stille, schwarze Wasser. Der Nachthimmel lag wie eine mit Juwelen besetzte Decke über ihr.
Ein nicht herbeigewünschtes Bild schimmerte in der Dunkelheit. Sie sah Killian flach auf dem Rücken, Arme und Beine an dicke Ketten gefesselt. Adie stellte sich vor, breitbeinig über seinem nackten Schoß zu sitzen und seinen erigierten Penis mit Eisstückchen und Federn zu reizen. Aus ihrer Position der Überlegenheit heraus konnte sie ihn dazu bringen, ihr alles zu sagen und sie im Tunnel arbeiten zu lassen.
Adie lachte in die warme Brise hinein. Wem wollte sie was erzählen? Selbst in Ketten gelegt würde er noch das Sagen haben.
Sie wandte den Kopf und starrte das Deck entlang. Es war fast elf Uhr, aber im Arbeitsraum brannte noch Licht. Sie wusste, dass Matthew und Sian sich schon zurückgezogen hatten, und Lucas war übers Wochenende nach Dashur gefahren, wo er
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