Die Erben des Terrors (German Edition)
Daniel schon in der Bucht. Daniel sprach er nicht mit „Sir“ an, seit er seinen Reisepass gesehen hatte. Egal wie sehr dieser darauf bestand, dass das nicht nötig sei, Luis Ceasar hatte seine Prinzipien. Mit fünfzig Barbados-Dollar für die Erledigung der Formalitäten mit der Polizei statt der von Luis geforderten fünfzig East Caribbean Dollar, die nur knapp die Hälfte davon wert waren, hatte der Mann sich schon so viel Schmeichelei verdient. Luis war doch sehr auf sein Trinkgeld bedacht. Vor allem bekam er aber auch Trinkgeld, weil er sich um seine Kunden kümmerte. Das war wieder so eine Situation, die ihm sicher ein kleines Dankeschön einbringen würde, dachte er sich, und ging zurück zum Haus seiner Eltern hinter der Uferböschung.
Fünfzehn Tage in einer Lagune, das wusste der junge Mr. Caesar, bedeutet e bei 28 Grad Außentemperatur für weiße Yachties nämlich, dass sie zweimal am Tag duschen, weil sie sonst nur so vor Schweiß und Meersalz klebten. Gut, dachte er sich, für farbige Yachties gilt das sicher auch, aber solche hatte er noch nicht gesehen. Und völlig unabhängig von der Ethnie der Seefahrer ist ihr Boot nicht unendlich groß, was auch die Größe der Frischwassertanks beschränkte. Und nach vierzehn Tagen waren die eigentlich immer leer.
Wobei, überlegte er, wenn sie nur leer wären, wäre das vielleicht noch in Or dnung. Aber nach zwanzig, dreißig Jahren, in denen mehr oder weniger gutes Wasser aus der nächstbesten Versorgungsmöglichkeit in schlecht oder gar nicht zu putzende Tanks gefüllt wird, will man gar nicht wissen, was sich da unten drin für ein schleimiger Dreck ansammelt. Das aber erfährt man sehr gut, wenn der Tank leer wird, und zwar direkt aus dem Wasserhahn. Oder, wie es sich im Fall von Doktor Daniel angehört hat, aus dem Brausekopf. Luis nahm also einen Zehn-Liter-Kanister aus dem Blechverschlag hinter der Holzhütte und füllte ihn mit sauberem Wasser, ging zu seinem Dinghy und zog an der Starterkordel.
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Daniel Dreyer blickte auf sein Spiegelbild im Meer und sah einen unglaublich dreckigen Menschen, die schwarzen Haare und sein ungepflegter Dreitagebart mit undefinierbarem braungrünen Dreck durchsetzt. Er steckte den Duschbrausekopf zurück in seine Halterung am Heckspiegel des Bootes und hetzte unter Deck so schnell er konnte. Eine fast neue Seekarte auf dem Navigationstisch mit einer Mischung von Salzwasser, Süßwasser und vor allem Dreck volltropfend schaltete er die Wasserpumpe aus. Sie würde trotz mangels Wasser weiter versuchen, Druck aufzubauen, bis sie überhitzte. Dreyer hatte das in Südfrankreich gelernt, und auch, dass es überhaupt keine Freude bereitet, in gebückter Haltung mit zu wenig Platz die nach verbranntem Dreck stinkende Pumpe unter dem Spülbecken auszutauschen.
Er nahm ein schmutziges Küchentuch aus dem Wäschestapel im Vorschiff. Sein letztes noch halbwegs sauberes Handtuch wollte er jetzt nicht dem Dreck opfern. Er versuchte, sich so wenig wie möglich abzutrocknen und so gut es eben ging, den Dreck zu entfernen, nahm dann verärgert eine Flasche Wasser aus dem Kühlfach und ging wieder nach oben.
Dreyer überlegte kurz, einfach in die Bucht zu springen, sah dann aber Luis mit seinem Dinghy antuckern, stolz einen großen, milchigen Kanister hochhalten d. Der Junge war einfach jeden Cent wert.
Luis, nach wenigen Sekunden achtern am Schiff angekommen, begrüßte Dreyer mit einem freundlich-fröhlichen „Good Morning, Doctor Daniel“ und bat, sich mit einer Hand aus dem kleinen Schlauchboot herauslehnend und an der Holzplattform am Heckspiegel der Carolin festhaltend, wie jeden Morgen um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen.
„Guten Morgen, Luis, und wie jeden Morgen: du musst wirklich nicht fragen, komm an Bord“ , sagte Dreyer und kam auf ihn zu. Zu zweit war es fast eng auf der Badeplattform, aber Dreyer wollte den Dreck loswerden, schnell. Der Junge war zuverlässig und ehrlich und konnte die Lebensmittel auch alleine unter Deck bringen. Als er ihm den zwanzig Kilo schweren Wasserkanister abgenommen hatte, fragte er „kümmert es dich, wenn ein wenig Dreck in dein Dinghy kommt?“, da sich das kaum vermeiden ließ, wenn Dreyer jetzt duschte.
„Kein Problem, Doctor, im Gegensatz zu Ihnen habe ich genug Wasser“, l achte Luis und ging unter Deck.
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„Doctor Daniel?“, fragte Luis, als er den Niedergang wieder hochkam zu einem sauberen und glücklichen Dreyer, der noch erfreuter war, als ihm Luis ein
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