Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Mädchen, das sich an den Stellen eincremte, die er nicht besaß. Mike, Jalen, und Noah kriegten sich kaum noch ein vor Lachen.
Die Show war vor allem für Paige bestimmt, die Anführerin der Polarfüchse, die ihn mit einem säuerlichen Lächeln bedachte. Dann warf sie ihr sandblondes Haar zurück, wie wir es sie die letzten beiden Tage schon sicher hundertmal hatten tun sehen, und tuschelte wichtigtuerisch mit ihren Freundinnen, die alle hysterisch zu lachen anfingen. Jetzt war es an Leech, sauer dreinzublicken.
Paige und Leech hatten letztes Mal offenbar ein Date gehabt, und obwohl zwischen dem vorigen Camp und diesem nur ein einziger Tag vergangen war, drehte sich auf einmal alles um die Frage, ob es ein zweites Date geben würde. Wieso, war niemand wirklich klar, und der Verdacht lag nahe, dass die ganze Show einzig und allein dem Zweck diente, ihnen Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Die anderen Polarfüchse schauten zu uns rüber und flüsterten. Sie versuchten uns offenbar einzuschätzen – aber ich glaubte kaum, dass der Junge mit dem dicken weißen Verband um den Hals sie interessierte.
Eins der kleineren Mädchen von den Lemuren führte noch eine Art Sketch auf, in dem es darum ging, die NoRad-Creme nicht zu vergessen, dann durften wir endlich alle zum Frühstück. Im großen Pulk ging es den Kiesweg zum Speisesaal hoch. Leech und seine Kumpel drängten sich um die Polarfüchse und zogen einander immer wieder die Kapuzen ihrer Sweatshirts über. Auch beim Essen gab es viel Getuschel zwischen Leech an seinem Ende des Tischs und Paige an ihrem. Ich saß am anderen Ende unseres Tischs und bemerkte, dass es am Tisch der Füchse eine ähnlich stille Ecke gab.
Brot und Margarine standen schon auf den Tischen, daneben Aluminiumkrüge mit Zuckerwasser. Heute war es hellgelb und sollte wohl nach etwas namens Ananas schmecken. Ein paar rissen aber Witze, dass es wie Pisse aussah und Beaker jetzt Pisse trank. Dann wurden die Tische dem Alter nach aufgerufen, die Jüngsten zuerst, und so mussten wir der Reihe der Tablette zuschauen, die beladen mit Hirsepfannkuchen und künstlichem Rührei an uns vorüberzogen. Es gab zwar immer noch gut und reichlich zu essen, aber seit dem ersten Abend hatte es keinen Weizen oder Spinat mehr gegeben.
Ein Stückchen Brot traf Leech am Kopf. »He!«, rief er und schaute zu Paige, die ihm einen so gehässigen Blick schenkte, als probte sie den Part des ungezogenen Mädchens in einem Schulstück. Darauf schnappte er sich ein Päckchen Margarine, presste es auf eine Messerspitze und schnippte es in ihre Richtung. Paige aber duckte sich, und die Margarine traf ein Mädchen namens Sonja, der man ansah, dass sie in ihrer Gruppe ein ähnliches Dasein fristete wie Beaker in unserer. Die Margarine prallte von ihrer Wange ab und fiel ihr in den Ausschnitt, worauf sie hektisch an sich rumzutasten begann und alle, Mädchen wie Jungs, sich halb totlachten.
»Lass gut sein, Carey«, sagte Todd und benutzte Leechs richtigen Namen.
»Für dich immer noch Blutsauger, du Warmblüter!«, giftete Leech zurück.
Todd schlug beide Hände auf den Tisch. »Pass auf, Kurzer, oder deine Freizeit wird gestrichen.«
Leech hielt seinem Blick grinsend stand. »Ich glaube, Paul würde das ganz schön unfair finden.« Scheinbar waren er und der Direktor mittlerweile beste Freunde, da er schon so lange hier war.
»Nicht, wenn ich ihm erzähle, wie du dich aufführst.« Todds Augen verengten sich zu Schlitzen.
»Dann mach doch«, sagte Leech.
Todd starrte noch einen Moment finster drein … dann wandte er den Blick ab. »Essenszeit«, sagte er, und jeder am Tisch wusste, wer gerade gewonnen hatte.
Wir machten uns auf den Weg zur Küche. Ich war froh, den anderen eine Weile zu entkommen; vor allem aber war ich dankbar für die Gelegenheit, kurz bei den Juniorbetreuern vorbeizulaufen. Sie hatten ihre eigene Ecke, wo es nicht nur einen Tisch, sondern auch Sofas und eine Tischtennisplatte gab. Dort hatten sie sich über alle verfügbaren Oberflächen verteilt; auf den ersten Blick wirkten sie wie achtlos hingeworfen, auf den zweiten aber sorgsam drapiert, die baumelnden Beine in Jogginghosen, die Köpfe in Kapuzen und Baseballkappen. Sie lehnten aneinander, die Zehennägel lackiert, geflochtene Bändchen an Hand- und Fußgelenken, und wirkten wie der Inbegriff der Perfektion, das Jugendideal, das man aus Holos kannte: lächelnde Plastikmenschen, die ihre Markenkleidung anpriesen. Bloß dass sie nicht
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