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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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allen Umständen gewahrtblieb, war nach dem tiefen Sturz ihres Regiments dazu übergegangen, Samuel beim Vornamen anzureden. Dass er jetzt den Rang Samuels wieder betonte, bewies, dass er sich seinen Teil über die Absichten Ebba Sparres dachte. Guter Alfred , dachte Samuel. Ein Wachtmeister, der etwas wert ist, ist wie ein Jagdhund – dauernd die Nase im Wind.
    »Ein Lied zum Julfest, Wachtmeister«, sagte er.
    »Ihr habt’s gehört, Kerls!«, brüllte Alfred. »In dulci jubilo!«
    Ebba trat noch einen Schritt an Samuel heran. Während ein brummiger Männerchor das Lied in mehreren Tonhöhen und Rhythmen gleichzeitig verhackstückte und der Profos und seine Leute draußen vor dem Quartier sich zweifellos fragten, ob die Verfemten jetzt alle verrückt geworden waren, bekam Samuel ein Angebot, das ihn und seine Männer von allen Sünden reinwaschen und ihre Ehre wiederherstellen würde. Es war ein Geschenk zum Julfest, wenn es je eines gegeben hatte.
    Dass es sie alle in den Tod führen würde, war dabei fast zweitrangig.

    Eine Stunde später – nachdem Ebba gegangen war, nachdem der Profos die Halsfesseln gelöst hatte und nachdem die Männer schweigend im Kreis zusammengesessen und unsichere Blicke zu ihrem Rittmeister geworfen hatten, der in seiner Ecke saß und nachdachte – fasste Alfred Alfredsson sich ein Herz und stapfte zu Samuel hinüber.
    »Gibt es was, das ich den Männern sagen soll, Rittmeister?«
    Samuel blickte auf. »Wenn du mich noch mal Rittmeister nennst, Alfred, bist du wieder Korporal.«
    » Sie hat dich Rittmeister genannt. Andauernd.«
    »Ich dachte, du hättest den Chor geleitet.«
    Alfred winkte ab. »Ein småländischer Wachtmeister kann gleichzeitig reden, beim Singen zuhören, eine Kompanie kaiserlicherDragoner verdreschen und trotzdem mitbekommen, wenn irgendwo ein Floh hustet.«
    »Warte noch ein paar Augenblicke.«
    Alfred sah Samuel an. »Na gut«, sagte er dann. »Na gut.«
    Als sich zum dritten Mal an diesem Heiligen Abend, der mittlerweile weit in den Weihnachtsmorgen hinein fortgeschritten war, das Getrappel von Soldatenstiefeln näherte und der Profos hereinplatzte, stand Samuel auf. Sonst waren sie immer sitzen geblieben, bis der Profos ihnen einen Befehl erteilt hatte.
    »Alles auf!«, schnappte Alfred. Die Männer folgten dem Befehl.
    Der Profos und seine Männer schleppten mehrere Körbe mit sich. Die Augen der Småländer wurden groß, als sie sahen, dass sich Rapiere, Dolche und ein paar Musketen darin befanden. Pulvergürtel ringelten sich dazwischen und die Lederbänder von Leibgurten und Wehrgehängen; Sporen funkelten matt. Die Augen der Männer wurden noch größer, als hinter den Lagerbütteln ein zierlicher Mann mit weitem Schlapphut und hohen Stiefeln das Quartier betrat, den Hut abnahm, seine Haare ausschüttelte und sich als Ebba Sparre entpuppte. Man konnte dem Profos ansehen, wie sehr er es hasste, die Anordnungen einer Frau zu befolgen, noch dazu, wenn diese Männerkleidung trug.
    Die Körbe wurden auf den Boden geknallt. »Euer Zeug, Scheißkerle!«, sagte der Profos.
    Samuel wechselte einen Blick mit Ebba, die diesen unverwandt zurückgab.
    »Wie war das, Profos?«, fragte Samuel leise.
    Das Gesicht des Profos schwoll an. Sein Mund arbeitete wie der eines Fischs auf dem Trockenen, und seine Blicke schossen im Raum hin und her. Zuletzt erkannte er, dass ihm nichts anderes übrig blieb. »Die Ausrüstung – wie befohlen!«, würgte er hervor.
    Die Småländer keuchten. Samuel warf einen neuen Blick zu Ebba. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht geändert. »Wie befohlen was?«, fragte er dann.
    Der Profos salutierte so verkrampft, dass man seine Knochen knacken hörte. »Wie befohlen, Herr Rittmeister! «
    Unter den Småländern wurde fassungsloses Gemurmel laut. »Ruhe!«, brüllte Alfred, aber seine Stimme wankte.
    »Munition?«, fragte Samuel.
    Der Profos wies auf vier Männer, die Kisten hereinschleppten. »Mehr hat der Quartiermeister mir nicht gegeben … Herr Rittmeister.«
    »Zum Requirieren braucht es eben einen Småländer«, sagte Samuel und genoss es. Dem Profos gingen fast die Augen über vor unterdrückter Wut. Ein paar von Samuels Männern kicherten. Samuel wandte sich an Ebba. Es war Zeit, den schuldigen Respekt zu geben – und die Männer darauf vorzubereiten, was er ihnen noch zu sagen hatte. »Wird es reichen, Euer Gnaden?«
    Ebba nickte und kämpfte offensichtlich mit einem Lächeln.
    »Na gut«, sagte Samuel zum Profos. »Weggetreten

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