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Die Erfindung des Abschieds /

Die Erfindung des Abschieds /

Titel: Die Erfindung des Abschieds / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Oder hab ich das überhört?«
    »Nein«, sagte Weber.
    »Vier Kollegen sind zur Zeit im Deutschen Museum«, sagte Funkel und stopfte sich eine neue Pfeife. »Aber ich glaube nicht, dass er dort hingehen wird. Alles, was wir haben, ist ein Anruf von ihm, in dem er erklärt hat, er kommt nicht mehr heim. Gut, dann schlag ich vor, ich schicke eine Hundertschaft zum Ostfriedhof, die das ganze Areal durchkämmt, den Friedhof, die umliegenden Straßen, die Kneipen, den Wohnblock an der Schlierseestraße und so weiter. Obwohl ich mir nicht viel davon verspreche, möchte ich, dass ihr, Sonja und Martin, noch einmal mit den beiden Frauen sprecht, die auf der Beerdigung waren, diese Wirtin und die andere, die Freundin des Toten. Was wissen wir eigentlich von der?«
    »Nichts, nur dass sie eine Freundin von Georg Vogel war«, sagte Heuer, »mehr hat sie nicht gesagt. Aber wir wissen, wo wir sie erreichen.«
    Das Telefon klingelte, und Funkel nahm das Gespräch entgegen.
    »Frau Vogel! Ja? Was … Wann war das? Und warum rufen Sie mich dann erst jetzt an? Das … Frau Vogel, ich … bitte, beruhigen Sie sich! Wer ist bei ihm? Kennen Sie den Mann … In Ordnung, was hat er noch zu Ihnen gesagt …? Ja, ja … Aber das wär doch kein Grund gewesen, uns erst jetzt … Ja, es kommt jemand vorbei, ja, wenn Sie das möchten, der dicke Herr, ja …«
    Andy Krust zeigte mit dem Finger auf Weber, der keine Lust auf einen Spaß hatte, sondern mit halb geschlossenen Augen das Telefongespräch verfolgte.
    »Wenn er noch mal anruft, Frau Vogel, dann reden Sie mit ihm, reden Sie so lange mit ihm, wie Sie können, wir finden dann raus, wo er ist, das versprech ich Ihnen, ja …, das ist ziemlich einfach, Frau Vogel, das kann ich Ihnen jetzt nicht erklären, vertrauen Sie mir doch, einer meiner Kollegen bleibt bei Ihnen, ja, der ruft dann bei uns an, wenn sich Ihr Sohn bei Ihnen meldet, und wir finden dann raus, von wo aus er anruft. Ja, das ist möglich, bitte Frau … gut, auf Wiederhören.« Er stöhnte und legte auf. »Raphael hat bei ihr angerufen, vor drei Stunden! Nicht zu fassen, sie sagt, sie habe sich nicht getraut, mich anzurufen, weil sie sich so geschämt hat, dass sie ihm keine Antwort geben konnte auf die Frage, wieso sein Großvater gestorben ist.«
    »Was?«, sagte Weber und sah ihn an.
    »Er hat angerufen und sie gefragt, wieso er gestorben ist, und sie hat ihm geantwortet, dass er krank war, sehr krank, was ja auch stimmt, und dann hat er einfach aufgelegt.«
    »Er wollte wissen, wieso sein Großvater gestorben ist?«, wiederholte Weber. Andy Krust schüttelte den Kopf, er hatte keine Geduld mehr, er wollte hier raus, Leute befragen, Straßen kontrollieren, etwas tun. Wenigstens bekamen sie jetzt einen Auftrag, auch wenn diese Kirsten Vogel eine ziemlich nervige Person war und außerdem eine verantwortungslose Mutter; er schüttelte wieder den Kopf und zwickte sich in die Hüfte, die nicht schmaler werden wollte.
    »Ja«, sagte Funkel, »und er behauptete, er sei bei einem Mann namens Gustl.«
    Fünf Sekunden Schweigen, während die Straßengeräusche monoton hereindrangen.
    »Hat jemand einen ähnlichen Namen auf der Liste? Gustav, August, Gustl …«
    Jeder, der an diesem Tag jemanden interviewt hatte, blätterte in seinen Aufzeichnungen. Das Ergebnis war allgemeines Kopfschütteln.
    Einer der Jüngeren meldete sich zu Wort. »Gustl könnte doch auch eine Frau sein, oder nicht? Auguste, Guste ist eher ein weiblicher Vorname, ich kannte sogar mal eine Frau, die wurde Gustl gerufen.«
    »Daran hab ich nicht gedacht, sehr gut, Ludwig«, sagte Funkel und sah zu Sonja hinüber. »Du fährst mit Paul zu Kirsten Vogel und fragst sie danach. Lasst euch Fotoalben zeigen, Briefe, alles, was ihr kriegen könnt. Bringt diese Frau dazu, uns die Wahrheit zu sagen. Und passt auf, dass sie nicht wieder Tabletten nimmt, das würde uns grade noch fehlen.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Andy Krust.
    »Sie fahren auch mit, Sie bleiben die ganze Nacht dort, und wenn der Junge noch mal anruft, melden Sie sich sofort bei uns, damit wir den Anruf zurückverfolgen können.«
    Andy war enttäuscht, das Rumhocken ging also weiter.
    »Selbstmord schließt du wohl aus, sonst hättst du nicht die Presse eingeschaltet«, sagte Heuer.
    »Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, wir müssen es riskieren, ihn öffentlich zu suchen.«
    »Aber eine Garantie haben wir nicht, dass er nicht doch durchdreht, wenn er zufällig sein Bild in der Zeitung

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