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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Umgebung absuchte.
    Der Mann glotzte ihn an. »Was soll das heißen, ihr könnt uns nicht helfen? Was für eine Art Fürsorger bist du denn?«
    Verdutzt wandte sich Renna an Arlen; sie war überrascht, dass er einen Graubart in einer Notsituation so rüde abfertigte. »Schattentänzer könnte den Wagen im Handumdrehen aus dem Schlamm ziehen.«
    Arlen schüttelte den Kopf. »Der Karren steckt nicht fest, Ren. Das ist der älteste Trick im Handbuch für Banditen.« Er prustete durch die Nase. »Ich hätte nicht gedacht, dass man ihn heute noch anwendet.«
    »Banditen? Wirklich?« Renna schaute sich noch einmal um, dieses Mal mit ihren Nachtaugen. Sie und Arlen befanden sich mitten im Nirgendwo, am helllichten Tag, wenn sie am schwächsten waren. Der Matsch reichte den Männern nicht mal bis zu den Fußknöcheln, und in den Büschen seitlich der Straße konnten sich ohne Weiteres noch mehr Kerle verstecken. Sie wollte das Messer zücken, aber Arlen gab ihr einen Wink, und sie ließ es im Futteral.
    »Es ist schon schlimm genug, dass wir nachts gegen Dämonen kämpfen müssen«, meinte Arlen. »Und jetzt greifen die Leute sich tagsüber auch noch gegenseitig an.«
    »Das ist lächerlich!«, empörte sich der Graubart, aber er wich zurück, und nun konnte Renna in seinen Augen lesen, dass er log; es war so eindeutig, dass sie sich wunderte, warum sie es nicht früher gesehen hatte. Dass die Menschen, selbst wenn sie alt waren, genauso gefährlich sein konnten wie Dämonen, war für sie nichts Neues. Auch ihr Vater Harl und Raddock Advokat hatten graue Haare gehabt.
    Der Mann, der hinter dem Karren stand, bückte sich kurz und tauchte dann mit einer Armbrust wieder auf. Aus den Sträuchern traten zwei Burschen und zielten mit gespannten Jagdbögen auf sie. Drei weitere Kerle mit Speeren trotteten hinter ihnen um die Straßenbiegung und blockierten ihren Fluchtweg. Alle waren mager, hatten dunkle Schatten unter den Augen und trugen zerlumpte, geflickte Kleidung.
    Lediglich der Graubart war unbewaffnet. »Wir wollen niemanden verletzen, Fürsorger«, sagte er und stülpte sich den Hut wieder auf den Kopf. »Aber es sind schwere Zeiten, und du schleppst eine Menge Habe mit dir herum, viel zu viel für einen Fürsorger und seine …« Aus zusammengekniffenen Augen musterte er Renna. Das auf sie fallende Muster aus Licht und Schatten verdeckte die Siegel auf ihrer Haut, aber ihre anstößige Kleidung war nicht zu übersehen. Der Kerl mit der Armbrust stieß einen leisen Pfiff aus und rückte näher heran, um sie besser in Augenschein nehmen zu können.
    »Komm nicht auf dumme Gedanken, Donn«, warnte der Graubart, und der Armbrustträger blieb stehen.
    Der Graubart richtete den Blick wieder auf Arlen. »Auf jeden Fall nehmen wir euch sämtliche Lebensmittel ab, Decken, Medizin, falls ihr welche habt, und natürlich diese großen Pferde.«
    Renna umklammerte ihr Messer, aber Arlen gluckste nur vergnügt. »Glaub mir, die Pferde würdet ihr gar nicht haben wollen.«
    »Sag du mir nicht, was ich haben will, Fürsorger«, knurrte der Graubart. »Der Schöpfer hat uns schon vor langer Zeit verlassen. Und ihr zwei steigt jetzt von euren Pferden herunter, oder meine Männer werden euch mit Löchern durchsieben.«
    Blitzschnell schwang sich Arlen von Schattentänzer. Fast im selben Augenblick war er bei dem Graubart, packte ihn mit einem sharusahk -Würgegriff und zog den alten Mann zwischen sich und die Schützen.
    »Mir geht es genau wie euch«, sagte Arlen. »Ich will niemandem ein Leid antun. Wir wollen bloß unseren Weg fortsetzen. Sag deinen Männern, dass sie …«
    Er unterbrach sich, als einer der Bogenschützen seinen Pfeil abschoss. Renna stieß einen Schrei aus, aber Arlen schnappte sich den Pfeil aus der Luft, wie ein flinker Mann eine Stechfliege fangen würde.
    »Der hätte dich getroffen, und nicht mich«, bemerkte Arlen und hielt dem Graubart den Pfeil unter die Nase, ehe er ihn wegwarf.
    »Der Horc soll dich holen, Brice!«, brüllte der Graubart. »Willst du mich umbringen?!«
    »Tut mir leid!«, schrie Brice. »Ich bin ausgerutscht!«
    »Ausgerutscht, sagt er«, knurrte der Graubart. »Der Schöpfer helfe uns.«
    Während sich die Aufmerksamkeit auf den Bogenschützen konzentrierte, nutzte einer der Speerträger die Gelegenheit, sich heimlich von hinten an Arlen heranzuschleichen. Für einen Mann, der es nur gewohnt war, sich tagsüber draußen aufzuhalten, stellte er sich ziemlich geschickt an, aber Renna hielt es

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