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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Bühne und einem muschelförmigen Musikpavillon, um den Schall zu verstärken. Renna hörte den Lärm einer großen Menschenmenge, doch eine Stimme übertönte den Radau. Sie sah Jow Holzfäller auf der Bühne stehen, und nichts deutete darauf hin, dass er noch wenige Stunden zuvor lebensgefährliche Verletzungen davongetragen hatte. Rennas Blick fiel auf ein ihr mittlerweile vertrautes Gewand, und sie erkannte Fürsorger Hayes, der mit einem seiner Gehilfen am Rand der Menge stand, sich auf seinen Krummstab stützte und alles mit kalten Augen beobachtete.
    »Ich sah ihn mit meinen eigenen Augen!«, schrie Jow. »Ein Baumdämon hatte mich glatt aufgeschlitzt, und ich hörte, wie Darsy Kräutersammlerin sagte, sie könne nichts mehr für mich tun! Doch dann kam der Tätowierte Mann, strich mit seinen Händen über meinen Leib, und von meinen Verwundungen ist kaum noch eine Spur zu sehen!«
    »Steig von der Bühne runter, Jow Holzfäller!«, brüllte jemand. »Du bist vielleicht ein Idiot, aber kein Jongleur! Erzähl deine Märchen woanders!«
    »Ich schwöre bei der Sonne!«, zeterte Jow, hielt sein zerfetztes und blutiges Wams hoch und zeigte die verblassten Narben, die vom Angriff des Baumdämons stammten. Als die Leute immer noch skeptisch dreinschauten, deutete er auf einen Mann in der Menge. »Evin Holzfäller, du hast es auch gesehen!«
    Aller Augen richteten sich auf Evin, doch sein enormer Wolfshund sträubte das Fell und hielt die Leute zurück.
    »Ich habe keine Heilung durch Magie gesehen«, sagte Evin nach einer Weile. »Jedenfalls nicht mit eigenen Augen. Aber, ay. Der Erlöser ist zurückgekehrt.«
    Arlen stöhnte und schlug die Hände vors Gesicht, während sich die Leute mit neu entfachtem Interesse wieder Jow zuwandten.
    »Ay!«, schrie Jow. »Der wahre Erlöser ist zurückgekommen, um Meisterin Leesha nach Hause zu holen und dieser Wüstenratte den Garaus zu machen!« Die Menge grölte begeistert.
    »Dumm wie ein Haufen Steine, aber ganz Unrecht hat er nicht«, murmelte Arlen.
    Just in diesem Moment blickte Jow hoch und erspähte Arlen und Renna am Rand der Menge. »Dort ist er!«, brüllte er und zeigte aufgeregt mit dem Finger. »Der Erlöser!«
    Arlen stemmte die Hände in die Hüften, als sich alle gleichzeitig zu ihm umdrehten, und funkelte Jow mit einem wütenden Blick an, als sei er ein Hund, der ins Haus geschissen hat.
    Plötzlich strömten die Leute auf ihn zu, reckten ihm die Hände entgegen, griffen nach ihm. Hunderte von Menschen drängten auf ihn ein, während sie ihm gleichzeitig etwas zuriefen.
    »Erlöser!«
    »Gesegnet seist du!«
    »Segne mich!«
    »Ich brauche …!«
    »Du musst …!«
    Renna setzte sich gegen den Druck, den die Menschenmassen ausübten, zur Wehr, doch trotz ihrer neuen Kräfte wurde sie von dem Schwarm überwältigt. »Zurück!«, kreischte sie, aber keiner schien sie zu hören. Renna spürte, wie ihr Blut zu kochen begann, plötzlich sah sie rot und griff nach ihrem Messer.
    Im selben Augenblick sah sie eine Flasche, die durch die Luft flog und auf Arlens Kopf zielte. Aber sie war nicht in der Lage, das Geschoss aufzufangen.
    Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Arlens Hand bewegte sich schneller, als sie sehen konnte, und schnappte die Flasche aus der Luft. Alle schrien auf, und die Menge teilte sich in der Richtung, aus der die Flasche gekommen war. Diejenigen, die mit dem Flaschenwurf nichts zu tun hatten, rückten hastig zur Seite, und man sah eine Gruppe von drei Männern, die Arlen mit finsteren Mienen anstarrten. Ihre Kleidung war geflickt und abgewetzt, und ihre ausgemergelten Körper zeugten davon, dass sie schwere Zeiten mitgemacht hatten. Die Flasche, die sie bei sich trugen, hatten sie weggeschleudert, aber Renna wusste, wenn sie Säufer vor sich hatte, und sie wusste auch, dass solche Leute gefährlich werden konnten. Wieder legte sie ihre Hand auf Harls Messer.
    »Erlöser!« Einer der Männer spuckte auf den Boden. »Wenn du der verdammte Erlöser bist, wo warst du dann, als die Krasianer meine Tochter verschleppten?!«
    »Und meinen Sohn!«, schrie ein anderer.
    »Mir haben sie meinen Hof weggenommen!«, legte der Dritte nach.
    »Zeigt ein bisschen Respekt«, knurrte Linder Holzfäller und boxte dem Wortführer ins Gesicht. Der Mann fiel schwer zu Boden, und die beiden anderen griffen den hünenhaften Holzfäller an. Sie rangen miteinander, und die Beine der Männer baumelten in der Luft, als sie versuchten, Linder zu Fall zu bringen.

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