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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Ereignis ins andere geworfen. Eigentlich liebte Glic Abwechslung und Abenteuer, aber er hätte es gern selbst in der Hand gehabt, was ihm geschah. Dass er vom Verfolgten zum gehorsamen Wachsoldaten geworden war, hatte er noch seiner eigenen Entscheidung zu verdanken gehabt. Aber der plötzliche Abstieg zum verhassten Flammenkrieger, um dann zum missbrauchten Hoffnungsträger eines ganzen Volkes aufzusteigen, verursachte ihm einen leichten Schwindel im Kopf. War die letzte Rolle trotz allem ein klein wenig schmeichelhaft, so fühlte er sich darin doch unwohl, zu schnell war alles gegangen. Auch der Anblick der Stadt war ihm unbehaglich. Alles wirkte enger und bedrückender, als er es in Erinnerung hatte. Außerdem hatte er die ganze Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden. Einmal glaubte er, ein großer Schatten flöge über sie hinweg, aber nicht ein Flügelschlag war zu hören. Ganz gewiss entsprang das nur seinem sehnlichen Wunsch, fliegen zu können. Wie sehr hatte er Lasair wieder beneidet, die wachsam über ihnen kreiste, während sie beide mühsam die Klippen erst hinunter- und dann an einer anderen Stelle wieder hochkletterten. Die Mauer zu überwinden war leicht, aber bei ihrem Marsch durch die Gassen kamen sie nur langsam vorwärts. Es war wie verhext, in dieser Nacht schienen sämtliche Flammenkrieger auf den Beinen zu sein.
    »Vielleicht liegt es an den Vögeln«, flüsterte er Dorc ins Ohr. »Es kann nicht sein, dass sie diese große Zahl auf den Feldern übersehen haben.« Der Lärm des Kampfes am Haupttor, der vor einiger Zeit begonnen hatte, drang bis zu ihnen herüber. Falls die Flammenkrieger eins und eins zusammenzählten, wussten sie, dass die Wachsoldaten zu wenige waren, um den Angriff alleine abzuwehren.
    Dorc zuckte nur die Schultern, es war nicht zu ändern. Er hatte sowieso nie damit gerechnet, dass sie unbehelligt in das Heiligtum spazieren könnten. Nach wie vor war er der Meinung, Aithreos Plan, mit einem ganzen Heer anzurücken, sei falsch. Aber der Mann war ebenso arrogant wie verbohrt und offenkundig gewohnt selbstherrlich zu entscheiden.
    Bis jetzt hatte man sie zum Glück nicht bemerkt, doch dann, ganz in der Nähe ihres Zieles, wurden sie beinahe entdeckt, als sie sich ein weiteres Mal vor einer Gruppe von Flammenkriegern verbargen, die zum Haupttor eilten. Einer der Männer blieb stehen und erleichterte sich an einer Hauswand. Glic hatte Mühe, sich eine bissige Bemerkung zu verkneifen. Trotzdem musste der Soldat, der bereits den anderen folgen wollte, etwas wahrgenommen haben, denn er erstarrte plötzlich mitten in der Bewegung. Dann zog er sein Schwert und schaute sich misstrauisch um. Ihnen blieb bloß die Wahl, rasch zu handeln, bevor er mit Rufen die anderen Krieger alarmierte. Im nächsten Augenblick stürzte sich eine Dohle auf den Mann und schlug die Krallen in sein Gesicht. Nur ein erstickter Schrei kam aus seinem Mund, da bohrte sich ihm auch schon ein Schwert zwischen die Rippen. Die Flammenkrieger am Ende der Gasse hatten nichts gehört. Sie bogen um die Ecke, und keiner von ihnen sah sich noch einmal nach dem Kameraden um, der ihnen nicht mehr folgen würde.
    Dorc wischte die Klinge ab, und sie hasteten weiter. Beide atmeten auf, als sie endlich vor dem Heiligtum standen, obwohl der schwierigste Teil noch vor ihnen lag. Sie wussten nicht, wie viele Priester sich im Gebetsraum aufhielten, er konnte auch voller Krieger oder Menschen sein, die hier Schutz suchten. Ein Zögern durften sie sich jetzt nicht erlauben, deshalb huschten sie zur Tür und zogen sie auf. Im nächsten Moment waren sie im Inneren des Gebäudes, dicht gefolgt von der Dohle.
    Es war hell, jemand hatte sämtliche Lampen an den Wänden angezündet. Priester waren nirgends zu sehen, sie hatten sich vermutlich verkrochen. Die Einwohner der Stadt schienen ebenfalls nicht darauf zu vertrauen, dass sie in Jalluths Haus sicher und geborgen waren. Außer einem Dutzend Flammenkrieger war niemand anwesend. Aber das war eine beachtliche Menge. Nie würden sie unbemerkt an so vielen vorbeischlüpfen können, selbst wenn die Dohle sie ablenkte. Es gab also nur eine Möglichkeit. Ruhig gingen Dorc und Glic auf sie zu, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Die Soldaten musterten ihre Gesichter, aber noch schöpften sie keinen Verdacht, denn die beiden trugen wohlweislich ihre Federn. Sie hatten sie fast erreicht, da kam Bewegung in die Männer. Vermutlich führten gewöhnliche Leute keine Waffen. Dorc und

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